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Ferien im Baudenkmal in Klosters

Das Haus «Im Boden» in Klosters ist in vierter Generation im Besitz der Familie Scheu – ein Gespräch mit Beat Scheu, der es zusammen mit seinem Bruder am Leben erhält.

Bündner Woche
20.01.24 - 04:30 Uhr
Tourismus

Von Jasmin Klucker

Ein Haus mit viel Geschichte, es sammelte von Generation zu Generation neue Kapitel. Diese Kapitel wollen die Brüder Scheu weiter schreiben. Es liegt im schönen Klosters, einem Ferienhotspot für Gross und Klein. Klosters zeichnet sich durch viel Charme aus, an jeder Ecke warten Möglichkeiten, schöne Dinge zu erleben. Das ehemalige Bauernhaus und heutige Ferienhaus «Im Boden» befindet sich im Weiler Monbiel. Das Haus bietet Platz für zwölf Feriengäste. Und wird seit Kurzem von der Stiftung «Ferien im Baudenkmal» vermietet. Den Gebrüdern Scheu, die es in vierter Generation besitzen, war klar, dass es ein riesiges Potenzial hat, anderen Menschen zu zeigen, wie man früher gelebt hat und wie gut sich Moderne mit bereits lange Bestehendem vermischen kann.

Man hat die Möglichkeit, die vielen Jahre, die das Haus schon durchlebt hat, in allen möglichen Materialien zu beobachten. Erst vor Kurzem hat Beat Scheu, selbst Architekt, sich der Restaurierung und Umbauarbeiten angenommen. Es ist gelungen, die Moderne nicht in den Fokus zu stellen, sondern das Alte mit neuen Details komplett zu machen. Es freut die Brüder sehr, dass dieser Stil vielen Menschen gefällt und sie gerne an einem so speziellen Ort Urlaub machen, wie Beat Scheu im Gespräch betont.

Die Innenausstattung: Moderne trifft Geschichte.
Die Innenausstattung: Moderne trifft Geschichte.
Sechs Schlafzimmer finden sich im Haus.
Sechs Schlafzimmer finden sich im Haus.

Herr Scheu, was zeichnet das Haus aus?

Beat Scheu: Das Haus «Im Boden» wurde von einem anderen Standort in Monbiel um 1895 an den heutigen Standort versetzt. Das Wohnhaus steht getrennt von der Stallscheune in der für Monbiel typischen Ausrichtung mit dem Giebel zum Tal. Über dem gemauerten Kellergeschoss erheben sich das Erdgeschoss mit einem gemauerten Küchentrakt und dem daran angefügten Strickbau um Stube und Nebenstube. Das Obergeschoss und das Dachgeschoss sind vollständig gestrickt. Die klare Fassadengliederung in Achsen und Geschossen, zur Fassade versetzte Fenster und deren Grösse zeigen nach aussen ein Gesicht des 19. Jahrhunderts. Die Laube nach Südosten ist im Erdgeschoss geschlossen, im Obergeschoss als Balkon ausgebildet.

Das Dach ist mit klassischen Herzfalzziegeln gedeckt. Die bestehende Raumstruktur geht auf die Bauzeit im 19. Jahrhundert zurück. Sowohl die Binnenwände wie auch Decken und Böden sind erhalten. Die Stube geht mit der Innenausstattung aus einem gestemmten Feldertäfer aus Arve, dem Buffet, wohl auch des Blechofens, sowie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Fenster auf die Bauzeit zurück. Das Täfer zeigt eine überaus typische dunkle Lackierung. Somit liegt mit diesem Raum ein gut erhaltenes Beispiel für das 19. Jahrhundert vor. Auch die grosse Kammer darüber weist ein gestemmtes Feldertäfer aus Fichte auf, allerdings unlackiert sowie ein zugehöriges Buffet. Die Innenausstattung der untergeordneten Kammern zeigen das typische Krallentäfer (Rundstabtäfer).

Wie sind Ihre Vorfahren auf dieses Haus gestossen?

Das Gebäude wurde zwischen 1895 und 1900 von unserem Ururgrossvater und Urgrossvater sowie deren Familien errichtet. Anschliessend wurde es von unserem Urgrossvater und seiner Familie bewohnt. Die letzten Bewohnenden waren unsere Grosseltern. Das Haus blieb stets in Familienbesitz.

Wie entstand die Idee zum Vermieten des Hauses?

Seit den 1960er-Jahren vermieteten unsere Grosseltern bereits einzelne Zimmer in den oberen Etagen sowie die Winterküche wochenweise an Feriengäste. Diese Tradition möchten wir fortsetzen. Es ist uns ein Anliegen, vielen Menschen den Zugang zu dieser schönen Liegenschaft zu ermöglichen, damit sie entspannte Ferien im Haus und der wunderbaren Umgebung von Klosters-Monbiel geniessen können. Mit der Stiftung Ferien im Baudenkmal haben wir den idealen Partner für die Vermietung dieses denkmalgeschützten Hauses gefunden.

Der Eingang mit dem schönen Holzboden.
Der Eingang mit dem schönen Holzboden.
Der Aussenbereich mit von der Sonne gezeichneten Schindeln.
Der Aussenbereich mit von der Sonne gezeichneten Schindeln.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege?

Das Haus war als schützenswert eingestuft worden, weshalb wir bereits frühzeitig mit der kantonalen Denkmalpflege Graubünden in Kontakt getreten sind. Während eines gemeinsamen Rundgangs erläuterten wir unsere Absichten bezüglich der Sanierung und die geplanten Eingriffe, die seitens der Denkmalpflege positiv aufgenommen wurden. Auf unsere Anregung hin wurde das Haus nun endgültig unter Denkmalschutz gestellt, um seine Erhaltung für kommende Generationen zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit erwies sich als äusserst erfolgreich.

Was gefällt Ihnen am besten an diesem Haus?

Die Lage des Hauses, umgeben von Wiesen und alten Obstbäumen, am unteren Dorfrand von Monbiel ist einzigartig, wie auch der Blick in die umliegende Bergwelt. Im Inneren beeindruckt das Haus durch seine harmonisch proportionierten Räume und die schlichte Materialwahl der Böden, Wände und Decken, die grösstenteils aus der Erstellungszeit von 1900 stammen. Als Architekt fasziniert mich, wie ein vor 130 Jahren als einfaches Bauernhaus konzipiertes und errichtetes Gebäude auch heute noch Gefallen und Anklang findet.

Was haben Sie für einen Bezug zu Klosters und diesem Haus?

Mein Bruder und ich sind in direkter Nachbarschaft aufgewachsen und haben oft unsere Grosseltern besucht. Mit dem Haus sind viele schöne Erinnerungen verbunden. Deshalb war es uns ein grosses Anliegen, das Haus für die nächsten Generationen in seinem ursprünglichen Charakter zu erhalten.

Wie hat sich das Haus von Generation zu Generation verändert?

Seit seiner Errichtung im Jahr 1898 hat das Haus nur geringfügige Veränderungen erfahren. Zum Glück wurden lediglich minimale Sanierungsmassnahmen durchgeführt, die grösstenteils die alte Bausubstanz nicht beeinträchtigten. Auf diese Weise konnte der ursprüngliche Zustand erfolgreich wiederhergestellt werden.

Gibt es spezielle Dinge, die man beachten muss beim Erhalt von so einem alten Haus?

Bei der Renovierung des Hauses «Im Boden» lag unser besonderes Augenmerk auf der Bewahrung seines ursprünglichen und einzigartigen Charakters. Aus diesem Grund haben wir uns darauf konzentriert, möglichst viele vorhandene Bauteile zu erhalten und zu sanieren, darunter sind zum Beispiel die 125 Jahre alten Fenster und die alten Riemenböden. Gleichzeitig war unser Ziel, eine zeitgemässe Haustechnik zu integrieren, die den aktuellen Standards in Bezug auf Komfort und Nachhaltigkeit entspricht, ohne dabei den historischen Charme zu beeinträchtigen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der nachhaltigen Sanierung der Aussenhülle, wobei wir darauf achteten, die Proportionen der Fassade weitgehend unverändert zu lassen und keine strukturellen Schäden zu verursachen. Dieser Ansatz sollte sicherstellen, dass die ästhetische Integrität des Hauses bewahrt bleibt und es den modernen Anforderungen gerecht wird. Die erfolgreiche Realisierung dieses Projekts ist dem handwerklichen Geschick und dem Engagement der lokalen Unternehmen zu verdanken, die die Renovierung des Hauses umsichtig ausgeführt haben. Die Zusammenarbeit mit ihnen war ausgezeichnet, da sie ihr umfassendes Wissen und handwerkliches Geschick gekonnt eingebracht haben.

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