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«Von Sonnenschein bis Schnee- fall erlebte ich in Glarus alles»

Vor zwei Wochen krönte Sarah Meier ihre Eislaufkarriere mit dem Europameistertitel. Seither tourt sie durch die Schweiz. Heute tritt die Eisprinzessin an der Eisrevue in Glarus auf. Ans Glarnerland hat sie nur gute Erinnerungen.

Südostschweiz
13.02.11 - 01:00 Uhr

Mit Sarah Meier sprachen Josef Ruoss und Ivan Sajnoha

Sarah Meier, wie konnten Sie ohne vorher Wettkämpfe bestritten zu haben, EM-Gold gewinnen?

Sarah Meier: Erklären kann man es nicht. Es hat alles zusammengepasst. Wichtig war, dass die Umstände meinen Kopf nicht belasteten und dass ich im mentalen Bereich stark war.

Was war schwieriger: Die Goldmedaille zu gewinnen, oder den unglaublichen Rummel danach zu bewältigen?

Natürlich, den Titel zu gewinnen, denn ich war sehr nervös. Die Aufregung danach bescherte mir aber eine innere Zufriedenheit.

Was haben Sie seither gemacht?

Ich renne von Termin zu Termin. Wir haben bereits neun Shows hinter uns.

Wie können Sie dieses Pensum physisch bewältigen?

Ich habe die grosse Belastung, vor allem bei den Sprüngen, schon gespürt. Glücklicherweise konnte ich am letzten Montag endlich einen freien Tag einziehen, ausschlafen und mich erholen.

Hält der verletzte Fuss überhaupt?

Ja, die Bänder sind schon zusammengewachsen.

«In Glarus spüre ich das Publikum intensiver»

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Trainieren Sie weiterhin täglich?

Nein, zum Trainieren fehlt mir die nötige Energie. Wir sind täglich auf dem Eis und proben für unsere Auftritte. Zum Geniessen komme ich erst nach unserem Engagement am 18. Februar in St. Moritz. Bis dahin werde ich stets gefordert sein.

Wo traten Sie überall auf?

Vom 3. bis 6. Februar waren wir bei Art on Ice im Hallenstadion in Zürich. Dort hatten auch die Glarner Inspirational Singers mit Hedreich Nicols einen tollen Auftritt. Am 8. und 9. Februar waren wir in Lausanne im Einsatz, am Freitag und gestern Abend in Davos und heute treten wir in Glarus auf.

An der Eisrevue in Glarus waren Sie schon einige Male, auch schon mit Stéphane Lambiel und Denise Biellmann. Erinnern Sie sich noch daran?

An Glarus habe ich nur gute Erinnerungen. Insbesonders sind die Kids immer so herzig und so schüchtern mir gegenüber. Von Sonnenschein bis Schneefall habe ich in Glarus schon alles erlebt. Das gehört offenbar zur Glarner Eisrevue.

In Glarus sind die Zuschauer ziemlich nahe am Geschehen. Stört dies eher oder motiviert es?

Je näher, desto besser. So spüre ich die Zuschauer intensiver. Bei den Galas finde ich es wichtig, dass das Ambiente zum Laufen stimmt.

Heute ist auch das Starlight-Team aus Zürich-Oerlikon dabei, zu dem Ihre Schwester gehört. Werden Sie mit ihr einlaufen?

Ich weiss nicht, ob Nadja mit von der Partie ist. Das Starlight-Team verfügt über zwei Teams. Es wäre natürlich schön, wenn wir am gleichen Anlass auftreten könnten.

«Den Jungen rate ich üben, üben, üben»

Der Glarner Eislaufclub hat mit Zora Largo eine neue U12-Schweizer-Meisterin. Zora Largo hat Sie neben Kiira Korpi als Vorbild genannt. Was geben Sie einer jungen Läuferin mit auf den Weg?

Ich rate allen, dass sie den Eislaufsport mit Freude ausüben, sich nicht durch Rückschläge beirren lassen und üben, üben, üben.

Ist es für Schweizer Eislaufsportler schwieriger als für die ausländische Konkurrenz, an die Spitze zu kommen?

Der Eislaufsport ist ein Einzelsport. Der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab. Das Wichtigste ist der Rückhalt in der Familie. Wenn nicht Alle voll hinter einem stehen, wird es schwierig. Ich bin meiner Familie dankbar, dass ich es dank ihr so weit geschafft habe.

Es dürfte lange dauern, bis es in der Schweiz eine neue Sarah Meier oder Deniese Biellmann gibt?

Ich hoffe nicht. Romi Bühler hat bei ihrem EM-Debüt den 16. Platz geholt. Wenn sie weiter an sich arbeitet, kann sie es gut in die Top ten schaffen. Bis zu einer Medaille ist es dann aber nochmals ein hartes Stück Arbeit.

Denise Biellmann ist mit 48 Jahren immer noch aktiv und gefragt. Sie sind 26. Können Sie sich vorstellen, in diesem Alter noch aufzutreten?

Auf keinen Fall. Ich mache bei den Shows noch ein, zwei Jahre mit, dann werde ich mich auf etwas anderes konzentrieren. Dauernd von Stadt zu Stadt zu tingeln, wäre mir zu anstrengend.

Ist Ihr Rücktritt von internationalen Meisterschaften wie EM und WM definitiv und unwiderruflich?

Ja.

Welche sportlichen Ereignisse haben Sie am meisten geprägt?

Alle. Die Erfolge, aber auch die Niederlagen, die Verletzungen, jeder Wettkampf, die jahrelangen Erfahrungen haben mich stark beeinflusst. Ich versuchte, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen und aus jeder Meisterschaft die richtigen Lehren zu ziehen.

Wie können Sie Ihre Fitness bei so vielen Auftritten hoch halten?

Ich trainiere viel mit meinem Konditionstrainer Robin Schädler. Ich übe viel für die Balance und Stabilität. Hinzu kommen noch Kraft- und Sprungtraining, Ausdauer und alles Mögliche.

Welche Läuferin oder welcher Läufer hat Sie am meisten beeindruckt?

Mein Vorbild war immer die amerikanische Eiskunstläuferin Michelle Kwan, die nicht mehr läuft. Ich bewundere zudem Athleten, die im wichtigen und richtigen Moment die höchsten Schwierigkeiten abrufen können. Aber auch diejenigen, welche immer wieder aufstehen, wenn es ihnen zuvor nicht so gut gelaufen ist.

Welche Wünsche möchten Sie sich erfüllen?

Einmal eine Familie zu gründen. Das ist aber im Moment noch kein Thema.

Welche Pläne haben Sie denn?

Ich werde im Herbst entweder ein Sportstudium beginnen oder etwas in Richtung Sport und Management in Angriff nehmen.

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