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Brillante KI-Zukunft

Demis Hassabis ist der Preis­träger des diesjährigen «Global Swiss AI Award». Die Preisübergabe fand vergangene Woche im Rathaus durch Landammann Philipp Wilhelm statt.

Barbara
Gassler
28.01.23 - 06:21 Uhr
Wirtschaft
Übergabe des Preises durch Philipp Wilhelm an Demis Hassabis
Übergabe des Preises durch Philipp Wilhelm an Demis Hassabis
zVg

Der Preis honoriere «erstaunliche Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz (KI) mit dem Potenzial für einen weltweiten Durchbruch», beschreiben die  vergebenden Partner aus Industrie und Forschung ihren Ansatz. Präsident ist «Mindfire»-Gründer und Initiant des seit Kurzem in Davos ansässigen «Lab42», Pascal Kaufmann. Während sich die Stiftung «Mindfire» einer KI «für alle, nicht nur wenige» verschrieben hat, wird am «Lab42» geforscht. Die Schweiz sei eine KI-Nation, sagt Kaufmann denn auch. «Insbesondere ist dies quantifizierbar, wenn man die Anzahl KI-Patente und auch die Anzahl der Publikationen im Bereich KI anschaut.» Daher sei es kein Zufall, dass der «Global Swiss AI Award» aus der Schweiz heraus vergeben werde. «Die Schweizer KI-Szene ist als fachliche Autorität weltweit anerkannt. Hierzu trägt vor allem auch der gute Ruf der Eidgenössischen Technischen Hochschulen, der Univer­sitäten und der Fachhochschulen bei.»

Pacal Kaufmann, Demis Hassabis und Philipp Wilhelm in der Grossen Stube des Rathauses.
Pacal Kaufmann, Demis Hassabis und Philipp Wilhelm in der Grossen Stube des Rathauses.
zVg

Keine Konkurrenz

Es sei ein langweiliger Auswahlprozess ­gewesen, sagte Jury-Präsident Kaufmann bei der Vorstellung des Preisträgers. «Alle Jury-Mitglieder wählten Demis Hassabis.» Auf Einladung von «Mindfire» war der vielseitige Unternehmer – neben der Forschung in KI beschäftigt sich der Neurowissenschaftler auch mit Computerspielen und ist ein weltweit ausgezeichneter Schachspieler – nach Davos gekommen, um den Preis entgegenzunehmen. Da­neben hatte er als Teil der offiziellen ­Alphabet/Google-Delegation auch von der Massierung der während des WEFs hier anwesenden VIPs profitiert.

Hassabis habe mit seinem Team gezeigt, was mit heutiger KI alles möglich sei, sagte Kaufmann in seiner Vorstellung. Ausserdem sei er ein positives Beispiel, was geschehen könne, wenn Unternehmertum und Wissenschaft zusammenspielen würden. Der so Angekündigte gilt in der Szene als ein ganz Grosser: Er ist Gründer von «DeepMind» und dessen CEO. Das auf die Programmierung von KI spezialisierte Unternehmen gehört inzwischen zum Google-Konzern und landete vor Kurzem in der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine Sensation: Deren Programm «AlphaFold» ist fähig, die Strukturen von Proteinen mit sehr hoher Genauigkeit zu berechnen. Bisher hatten diese dreidimensionalen Bausteine des Lebens nur in aufwendigen Experimenten herausgefunden werden können. «Damit erhält die Medizin ein kraftvolles neues Werkzeug zur Verfügung gestellt, das das Verständnis und die Behandlung sehr vieler Krankheiten voranbringen wird», sagte Professor Thilo Stadelmann, Leiter des Zentrums für KI an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft, in seiner Laudatio. Hassabis arbeite seit Jahren bei der KI an vorderster Front und setze sich stark für eine nachhaltige und ethische Nutzung der neuen Möglichkeiten ein, fuhr Stadelmann fort.

Eine für ihn sicherlich völlig neue Aufgabe bekam Demis Hassabis vor der Preisübergabe gestellt: Aus einer Kiste Davoser Schnee sollte innert zwei Minuten ein Davoser Schneemann entstehen.
Eine für ihn sicherlich völlig neue Aufgabe bekam Demis Hassabis vor der Preisübergabe gestellt: Aus einer Kiste Davoser Schnee sollte innert zwei Minuten ein Davoser Schneemann entstehen.
zVg

KI ausprobieren

In einem kurzen Austausch mit der NZZ-Technologie-Journalistin Ruth Fulterer beschrieb Hassabis, was er von der KI in Zukunft alles erwartet: Von einem besseren Verständnis des Klimawandels über die Kennzeichnung von Falschinformationen im Internet bis hin zum Bau von Enzymen, die Plastik auflösen können, ist alles dabei. «KI ist das ultimative Werkzeug für die Wissenschaft und wird sie an vorderster Front vorantreiben», prophezeite er, und dass die Technologie früher als erwartet im Alltagsleben Einzug halten werde. Er gab allerdings auch einen Einblick in die Gefahren der neuen Technologie. Auf eine Frage nach «ChatGPT» – eine Software, die Texte schreiben kann und Fragen in Textform beantwortet – wies er auf deren Problem hin: «Die Antworten sind unzuverlässig.» Interessant sei jedoch die öffentliche Reaktion auf das Programm. «Jedermann kann ausprobieren, wie eine KI ausschaut, und wir finden heraus, wie gross die Fehlertoleranz des Publikums ist. Vom Erfolg von ‹ChatGPT› wurden alle überrascht, am meisten wohl deren Erschaffer.»

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