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«SwissGPT», die Davoser Alternative

«AlpineAI», ein neu gegründetes Schweizer KI-Startup mit Sitz in Davos, stellte am Montag an einer Pressekonferenz am Flughafen Zürich seine Mission vor. Das Unternehmen stellt ab sofort für Firmen ein «Swiss-GPT» zur Verfügung, das mit Europa und der Schweiz kompatibel ist.

Davoser
Zeitung
21.08.23 - 16:20 Uhr
Wirtschaft
Die Köpfe hinter «AlpineAI» (v.l.): Pascal Kaufmann, Martin Wyss, Thilo Stadelmann, Daniela Suter, Benjamin Grewe und Marcel Blattner.
Die Köpfe hinter «AlpineAI» (v.l.): Pascal Kaufmann, Martin Wyss, Thilo Stadelmann, Daniela Suter, Benjamin Grewe und Marcel Blattner.
zvg

«SwissGPT» basiert auf neuartigen LLM (Large Language Model) wie zum Beispiel Falcon mit Wurzeln an der EPFL, welches als eines der modernsten und zuverlässigsten GPT-Modelle anerkannt ist und die wichtigsten Ranglisten anführt. Der Gründung von «AlpineAI» geht ein einzigartiger Schulterschluss zwischen Forschern aus führenden KI-Laboren aus ETH, Universitäten, ZHAW, HSLU, Lab42 und der Privatwirtschaft voraus. «AlpineAI» hat die Vision, Arbeit in Unternehmen angesichts monumentaler Fortschritte in Technologie und Gesellschaft neu zu definieren und dabei die Rolle des Menschen hochzuhalten.

«SwissGPT» wurde als neuartiges Large Language Model (LLM) speziell angepasst, getestet und auf Schweizer Bedürfnisse zugeschnitten. Erste Kunden haben bereits Pilotinstallationen des «Swiss-GPT» in Produktion oder wurden in Auftrag gegeben. Mit Wurzeln, die bis zur EPFL und ZHAW in der Schweiz reichen, soll «SwissGPT» Wegbereiter für ein vollends eigenes Schweizer LLM sein, welches international höchsten Anforderungen entspricht. Durch «AlpineAI» werden wertvolle Erfahrungen gesammelt und die ethischen und rechtlichen Standards sowie die spezifischen Bedürfnisse mehrsprachiger und multikultureller europäischer Firmen verstanden und erfasst. Es wird allgemein angenommen, dass generative KI als eine der grössten Revolutionen seit der Erfindung des Buchdruckes gelten könnte. Bereits heute verändern Produkte wie «SwissGPT» unsere Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend. Aktuell werden die meisten LLMs mit einem Marktanteil von über 80 Prozent in den USA entwickelt. Als «Chief Scientist» koordiniert Professor Benjamin Grewe zusammen mit dem «ZHAW Centre for AI» und der Mindfire-Stiftung die Forschungsaktivität rund um das in der Schweiz gehostete, neuartige LLM für die Wissenschaft. Der KI-Standort Schweiz ist seit Jahren führend im Bereich der wissenschaftlichen Publikationen zu KI sowie im Talent- und Innovationsindex, was dazu geführt hat, dass einige der grössten und bedeutendsten internationalen Technologiekonzerne ihre Forschungssitze in der Schweiz haben. Mit «SwissGPT» und neuen Generationen von LLMs soll insbesondere die praktische Anwendung KI-naher Technologien für Firmen ermöglicht werden, wobei Produktivitätsgewinne realisiert und die Innovationskraft massgeblich erhöht werden.

Einmaliger Schulterschluss zwischen Akademie und Privatwirtschaft

«AlpineAI» wurde von einem Team führender Experten aus der Schweizer KI- und Technologieszene ins Leben gerufen. Die Gründer und führenden Köpfe des Unternehmens sind Professor Thilo Stadelmann, Gründer und Leiter der «ZHAW Centre for AI», Professor Benjamin Grewe, Leiter der Gruppe für «Neural Learning and Intelligent Systems» UZH und «ETH AI Center», Pascal Kaufmann, Präsident der Mindfire-Gruppe, Neurowissenschafter und Tech-Pionier, Marcel Blattner, Co-Präsident «LEC Swiss Digital Initiative» und «Machine Learning»-Experte sowie weitere Personen und Institutionen. Zahlreiche international re-nommierte KI-Experten wie Professor Mark Cieliebak, Präsident von «SwissNLP», oder Professor Marc Pouly, «Head of AI» an der Hochschule Luzern, unterstützen als wissenschaftliche Berater die «AlpineAI». Als strategischer Technologie- und Implementationspartner betont Reto Gutmann, CEO von Abraxas: «KI und insbesondere GPT ähnliche Systeme sind, korrekt eingesetzt, als Schlüsseltechnologie für den Wirtschaftsstandort mitentscheidend. ‹SwissGPT› vereint Talent, Pioniergeist und Technologie-Know-how mit wichtigen Schweizer Werten». Josua Regez, Gründer und CEO der isolutions und strategischer Technologiepartner von «SwissGPT» bestätigt das grosse Interesse seitens Schweizer Firmen als eine Antwort auf die Dominanz aus dem US-Raum, insbesondere in Bezug auf Datensicherheit und Unabhängigkeit. Professor Miriam Meckel von der Universität St. Gallen unterstreicht die Rolle der Ethik und die Chancen: «Diese mutige und intelligente Kooperation setzt den richtigen Schwerpunkt auf ‹responsible AI›, also auf ein nach Schweizer und europäischen Ethik-Massstäben funktionierendes Modell, das ist eine Riesenchance und ein Wettbewerbsvorteil.» Gemäss ihr komme «SwissGPT» zur richtigen Zeit, und es soll wegweisend sein für die Rolle Europas im Rennen um KI und deren Werte. «Der Innovationsstandort und Wirtschaftsplatz Davos freut sich über den jüngsten Start-Up Zuwachs. Heutige Herausforderungen sind nur trans- und interdisziplinär zu lösen. Viel Erfolg!», lässt sich Grossrätin Valérie Favre Accola, Leitung Regionalentwicklung Prättigau/Davos, zitieren, wobei Reto Branschi, CEO Destination Davos Klosters nachdoppelt: «‹AlpineAI› hat sich mit Davos den besten Hauptsitz ausgesucht.» Nationalratspräsident Martin Candinas teilte anlässlich der «AlpineAI»-Pressekonferenz ein ermutigendes Statement, wonach «Mut, Entschlossenheit und Pioniergeist, gepaart mit einer starken Vision und top Talenten, zu den wichtigsten Schweizer Tugenden gehört».

Technologie- und Datensouveränität durch ein firmeninternes «SwissGPT»

In einer ersten Phase stellt «AlpineAI» interessierten Firmen einen sicheren Zugang zu den meist genutzten LLMs (wie «ChatGPT» von «OpenAI») zur Verfügung, der eine Anonymisierung der Anfragen mit erhöhter Privatsphäre bietet. Das Kernprodukt ist «SwissGPT», ein in der Schweiz gehostetes und unabhängiges «LLM on Premise» oder über die «Swiss Cloud», das auf firmeninternen Daten trainiert wird. Dies erfüllt Anforderungen an Nachvollziehbarkeit, Datentransparenz und Sicherheit und entspricht den neuesten GDPR- und ISO-Standards. Eine automatisierte Aktualisierung des «SwissGPT» gewährleistet die Relevanz der Firmendaten. Weitere Produkte sollen insbesondere in der Spitzenforschung zum Tragen kommen, indem Wissenschafter beziehungsweise die Herkunft von Ideen und Einsichten nachvollziehbar aufbereitet bekommen und so in Interaktion mit «SwissGPT» neue Ideen generieren können. «AlpineAI» konnte bereits erste Kundenprojekte mit Unternehmen initiieren, die in den nächsten Wochen mit «SwissGPT» live gehen werden.

«AlpineAI» schüttet Anteil der Gewinne an Schweizer KI-Labore aus

Professor Thilo Stadelmann, Verwaltungsrat und Gründer von «AlpineAI», unterstreicht die Wichtigkeit der Schnittstelle von Privatwirtschaft und dem Forschungsplatz Schweiz: «Mit dem Fokus auf der Entwicklung von LLM basierten Produkten, die speziell auf die Bedürfnisse der Schweiz und Europa zugeschnitten sind, steht ‹AlpineAI› in engem Kontakt mit diversen Forschungslabs. Als Zeichen der Anerkennung dieses Zusammenspiels soll ein Anteil der Gewinne an alle beitragenden Forschungsgruppen ausgeschüttet werden, um innovative Forschung und neue Projekte zu ermöglichen.» Pascal Kaufmann, Verwaltungsrat und Gründer von «AlpineAI» schliesst die Pressenkonferenz mit den Worten: «Das Team von ‹AlpineAI› ist einzigartig positioniert, um nachvollziehbare, vertrauenswürdige und leistungsstarke LLM-Technologien für Firmen und für die Spitzenforschung zur Verfügung zu stellen. Es ist unsere gemeinsame Vision, Arbeit in Unternehmen angesichts monumentaler Fortschritte in Technologie und Gesellschaft neu zu definieren und dabei die Rolle des Menschen hoch­zuhalten. Die Schweiz ist als KI-Nation prädestiniert, entschlossen zu aktuellen Entwicklungen beizutragen und ihre Werte zu verteidigen.»

Der Anlass am Flughafen Zürich wurde vom Wirtschaftsnetzwerk FRZ Flug­hafenregion Zürich und der Standortentwicklung unter der Leitung von Rahel Kindermann Leuthard, Geschäftsführerin der FRZ Flughafenregion Zürich, organisiert. Die Gastgeberin betont: «Durch die Nutzung unserer Rechenzentren für das wegweisende Projekt von ‹AlpineAI› festigt die Flughafenregion Zürich ihre Position als ICT-Hub Europas. Zürich, Standort zahlreicher IT-Konzerne, bleibt nicht nur in der Aviatik das Tor zur Welt, sondern fördert Interaktion und Innovation.» «AlpineAI» bedankt sich bei den verschiedenen beitragenden Organisationen für ihre Ermutigung und Unterstützung. Bereits im Vorfeld der Gründung konnte das Unternehmen namhafte Kapitalgeber gewinnen. Das Aktionariat besteht aus ausgewählten Privat-Investoren und VCs. Anfragen zu Pilotprojekten, Beteiligungen oder Kundenanfragen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet.

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