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«Hands-on-Training» in der Chirurgie

Der «Davos Course» findet in diesem Jahr zum vierzigsten Mal statt: Vom 15. bis 20. April werden 260 angehende Chirurginnen und Chirurgen am «Davos Course» im Kongresszentrum Davos unter Anleitung von siebzig Fachärztinnen und -ärzten an praxisnahen Modellen Operationstechniken an Organen im Bauchraum üben.

Davoser
Zeitung
13.04.23 - 11:35 Uhr
Wirtschaft
Vor dem Operieren an Patienten lernen die Chirurgen an realitätsnahen Modellen.
Vor dem Operieren an Patienten lernen die Chirurgen an realitätsnahen Modellen.
zVg/Jens Weber, DRC Medientechnik

Das Übungsspektrum reicht vom Anfertigen eines korrekten chirurgischen Knotens bis hin zur Durchführung einer ­Gallenblasenentfernung mittels minimalinvasiver Schlüssellochchirurgie.

Peter Vogelbach, Facharzt für Viszeralchirurgie und «Senior Consultant» am Kantonsspital Graubünden in Chur, ist seit der ersten Durchführung im Jahr 1984 dabei. Seit 2017 amtet er als Präsident der Stiftung für Gastroenterologische Chirurgie, die für die Organisation der Kurse verantwortlich ist. Vogelbach blickt zurück: «Der ‹Davos Course› entstand auf Initiative der Chirurgen Martin Allgöwer, Felix Harder und Thomas Rüedi in Anlehnung an die ‹AO Davos Courses›, in denen Operationstechniken zur Behandlung von Knochenbrüchen und -defekten trainiert werden. Die Kursteilnehmenden stammten anfangs aus dem deutschsprachigen Raum. Heutzutage kommen sie aus Nord- und Mitteleuropa. Regelmässig unterstützen wir Teilnehmende aus ärmeren Ländern mit Stipendien.»

Peter Vogelbach.
Peter Vogelbach.
zVg

Vogelbach schildert das Programm: «Es gibt neun Ausbildungsmodule auf verschiedenen Niveaus. Den Teilnehmenden stehen sechzig voll ausgestattete Arbeitsplätze zur Verfügung, die so in jedem ­Spital stehen könnten. Sie trainieren an eigens für den Kurs entwickelten Torsos, die den Bauchraum gut abbilden. Dafür erhalten wir organisches Material aus dem Schlachthof, zum Beispiel Schweinemägen und -lebern, Gallenblasen und vor allem Därme, um Magen-Darm-Nähte zu üben. Es wäre viel einfacher, nur einen Magen oder einen Darm auf den Tisch zu legen, aber wir versuchen, ein möglichst realistisches Bild zu schaffen. In der Bauchhöhle muss man unter beengten Verhältnissen arbeiten.

Daneben gibt es auch ein «Virtual Reality»-Training, mit dem Operationen am ­Magen, Darm oder an Gallenblasen digital simuliert werden. Der Vorteil ist, dass die Teilnehmenden ohne eine Tutorin oder einen Tutor üben können. Alles wird aufgezeichnet, damit Fehler anschliessend rekonstruiert und besprochen werden können. Roboterchirurgie wird ebenfalls am Kurs trainiert. Sie hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. OP-Roboter kamen zunächst in der Urologie zum Einsatz, zum Beispiel bei Operationen an der Prostata. Mehr und mehr werden sie in der Magen-Darm-Chirurgie eingesetzt, dies vor allem bei Eingriffen an der Speiseröhre oder im kleinen Becken. Die Chirurginnen respektive Chirurgen können die Instrumente des OP-Roboters ‹remote› mit den Händen und die Kamera mit dem Fuss bedienen. Der Roboter setzt die Be­wegungen 1:1 um.»

Als wichtigsten Fortschritt in der Magen-Darm-Chirurgie in den letzten vierzig Jahren nennt Vogelbach die Entwicklung der minimalinvasiven Chirurgie, die ­grosse Schnitte überflüssig gemacht und somit das Risiko für Komplikationen deutlich verringert hat. Er hofft, dass der «Davos Course» auch in Zukunft mit Unterstützung von Sponsoren, der Gemeinde Davos und der Academia Raetica zur Ausbildung von jungen Chirurginnen und Chirurgen beitragen wird.

Der Inhalt dieses Beitrags wurde der «Bündner Woche» von der Academia Raetica zur Verfügung gestellt und von der Davoser Zeitung übernommen.

Zur Academia Raetica
Die 1989 gegründete Stiftung für Gas­troenterologische Chirurgie entstand aus der Arbeitsgruppe für Gastro­-en­terologische Chirurgie (AGC) und ist verantwortlich für den seit 1984 durchgeführten Davos Course (www.davoscourse.ch). Sie ist institutionelles Mitglied der Academia Raetica.

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