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«Rahmen für die Zusammenarbeit schaffen»

In der letzten Ausgabe berichtete die DZ über die Neuauflage des «Digital Transformation Symposiums» vom Frühjahr 2018. Organisator Josef Mondl erklärt im Interview, warum gerade mit China der Dialog wichtig ist.

Barbara
Gassler
19.07.23 - 06:19 Uhr
Wirtschaft
Josef Mondel anlässlich der Neulancierung des «Davos Digital Transformation Sympoisums» in Zürich.
Josef Mondel anlässlich der Neulancierung des «Davos Digital Transformation Sympoisums» in Zürich.
zVg

DZ: Josef Mondl, seit der ersten Durchführung des Digital Transformation Symposium (DTS) 2019 hat sich die Welt grundlegend verändert. Verschüttete Grenzen zwischen Nationen und Kulturen brachen wieder auf und treten heute umso mehr zutage. Das gilt auch für China. Stichworte sind Rechtsunsicherheit, fehlende politische Freiheiten, Überwachungsstaat, Menschenrechtsverletzungen, Zwangsarbeit und Umweltzerstörung durch staatliche Akteure. Genau hier soll eine nachhaltige digitale Transformation ansetzen? Was muss man sich darunter vorstellen?

Josef Mondl: Die Aufrechterhaltung des Dialogs mit China, insbesondere im Bereich der nachhaltigen digitalen Transformation, ist insbesondere in Zeiten bedeutender globaler Veränderungen und zunehmender Spannungen zwischen China und dem Westen von entscheidender Bedeutung.

In der heutigen, vernetzten Welt kann kein Land komplexe globale Herausforderungen allein bewältigen. China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt und die zweitgrösste Volkswirtschaft, und sein Handeln hat erhebliche globale Auswirkungen. Um gemeinsame Herausforderungen wie den Klimawandel, die ­Cybersicherheit und die wirtschaftliche Stabilität wirksam anzugehen, ist ein konstruktiver Dialog mit China unerlässlich. Beispielsweise ist China der weltweit grösste Emittent von Treibhausgasen, und sein Engagement und seine Zusammenarbeit sind für die Erreichung der globalen Klimaziele von entscheidender Bedeutung.

Die zunehmende Entfremdung des Westens von China hat zu einem wachsenden Vertrauensdefizit und zu eskalierenden Spannungen in verschiedenen Bereichen wie Handel, Technologie und Menschenrechten geführt. Ein offener und kons-truktiver Dialog kann dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis zu fördern, Wahrnehmungslücken zu überbrücken und Bereiche von gemeinsamem Interesse zu finden, wodurch das Risiko von Fehleinschätzungen oder Konflikten verringert wird. Die Zusammenarbeit mit China bietet die Möglichkeit, gemeinsame Werte und Normen zu fördern und aufrechtzuerhalten, und so Bedenken in Bezug auf Menschenrechte, geistige Eigentumsrechte und faire Handelspraktiken anzusprechen.

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung steht China im Ruf – Diskussion um Huawai und Tik Tok – auf unlauterem Weg Informationen und Daten abzugreifen. Dem gegenüber spricht ihr Partner Kelvin Yeung von einer digitalen Plattform, die «Sicherheit, Zuverlässigkeit und Zugänglichkeit über alles stellt». Ist dieses Vertrauen gerechfertigt?

Mit Kelvin Yeung, Gründer und CEO der Firma HKD.COM in Hong Kong, wählten wir einen lokalen Partner, welcher im komplexen Ökosystem Hong Kongs gut verankert ist und die Brücke zu relevanten Stakeholdern in Südostasien sowie dem Festland China bilden kann.

Insgesamt kann die Beteiligung Chinas am Dialog über die nachhaltige digitale Transformation zu einem besseren Verständnis der Vorwürfe der chinesischen Regierung über Datendiebstahl durch Unternehmen wie Huawei und TikTok beitragen. Die aktive Beteiligung Chinas an den Diskussionen über die nachhaltige digitale Transformation bietet dem Land die Möglichkeit, die Transparenz zu erhöhen und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit auszuräumen. Auch ermöglicht die Beteiligung an Diskussionen über eine nachhaltige digitale Transformation es China, seine Praktiken an internationale Standards und bewährte Verfahren anzugleichen. Dialoge zur nachhaltigen digitalen Transformation bieten die Möglichkeit, grenzüberschreitende Datenrege-lungen zu diskutieren und einen Rahmen für die Zusammenarbeit zu schaffen. Ein offener und konstrukiver Austausch wie bei unserem Symposium in Davos kann dazu beitragen, falsche Vorstellungen zu zerstreuen und Bedenken bezüglich des angeblichen Datendiebstahls auszuräumen.

Warum braucht ein DTS überhaupt eine physische Präsenz? Bieten sich nicht genau solche Themen für digi­tale Konferenzen an?

Der physische Austausch von Menschen, insbesondere aus unterschiedlichen Kulturen und Regionen, ist vor allem im Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung wichtiger denn je. Die Kombination aus digitalem und physischem Austausch bietet einen umfassenden Ansatz zur Förderung von kulturellem Verständnis, Zusammenarbeit und Innovation in einer zunehmend vernetzten Welt. Unser Symposium in Davos schafft einen notwendigen Raum für Verständigung, persönliche Interaktion, Aufbau von Freundschaften und beruflichen Netzwerken über Kulturen hinweg, und vor allem die Überwindung der zunehmenden digitalen Kluft, indem die weniger digital vernetzten Regionen die Möglichkeit haben, digitale Technologien kennenzulernen, damit auch sie bestmöglich am digitalen Zeitalter teilhaben können.

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