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Jüdisch-orthodoxe Gäste auch beim HGD Thema

Die GV von Hotel-Gastro Davos (HGD) vom vergangenen Donnerstag konnte speditiv abgewickelt werden. So blieb auch noch Zeit, um über ein derzeit heiss diskutiertes Thema zu sprechen.

Andri
Dürst
30.08.23 - 11:29 Uhr
Wirtschaft
Gut besuchte GV des HGDs.
Gut besuchte GV des HGDs.
ad

12 Hotels und 15 Restaurants waren an der GV vertreten, was durchaus einer respektablen Anzahl Teilnehmender entsprach. Knüllerthemen waren aber keine traktandiert. So hielt auch HGD-Präsidentin Tamara Henderson ihren Jahresrückblick kurz. «Das vergangene Jahr war das Jahr, in dem wir wieder aufatmen konnten und Corona keine Rolle mehr spielte», blickte sie zurück. «Meines Erachtens hatten wir einen guten Winter, trotz einem leichten Rückgang bei den Logiernächten.» Man spürte, dass insbesondere die Schweizer Gäste wieder vermehrt das Bedürfnis gehabt hätten, weiter weg zu verreisen und somit nicht nach Davos kamen. «Dafür kehrten ausländische Gäste wieder vermehrt zurück», fasste Henderson zusammen. Kurz kam sie auch noch auf das diesjährige Jahrestreffen des WEF zu sprechen – das erste «normale» nach der Pandemie. «Die Aufbauzeiten haben durchaus zu reden gegeben, und einige Weihnachtsgäste fühlten sich beeinträchtigt.» Die Gemeinde habe das Problem aber erkannt und arbeite für die nächstjährige Austragung an Lösungen.

Die statutarischen Geschäfte der GV konnten jeweils oppositionslos abgewickelt werden. So war auch die Ersatzwahl im Vorstand unbestritten: Auf Judith Pfiffner folgt Jamie Negus vom Hotel Flüela. Unter «Varia» informierte Henderson noch über die Bestrebungen des HGD in Sachen Nachwuchsförderung – ein Thema, das dem Verein sehr wichtig sei, wie sie betonte. «Wenn wir als Betriebe niemanden ausbilden, können wir nicht erwarten, dass wir später Fachkräfte haben», fand sie und erklärte, dass man die letztes Jahr aufgegleiste Zusammenarbeit mit der Davoser Oberstufe fortführe und neu auch das Fussball­turnier unterstütze.

Jamie Negus ist neu Teil des HGD-Vorstandes. Rechts Präsidentin Tamara Henderson.
Jamie Negus ist neu Teil des HGD-Vorstandes. Rechts Präsidentin Tamara Henderson.
ad

Lob für Branschi

Aufgrund mehrerer Anfragen vor der GV beschloss die Präsidentin, auch das Thema «jüdisch-orthodoxe Gäste» anzuschneiden. Spätestens das DZ-Interview mit Tourismusdirektor Reto Branschi (Ausgabe vom 18. August) löste in Davos eine Debatte aus, wie man mit der teilweise respektlosen Gästegruppe umgehen solle. Hans Fopp vom Hotel Parsenn meldete sich zu Wort und stellte klar, dass die Davoser eine weltoffene Gesellschaft seien und jeder Gast willkommen sei. «Wenn die Probleme aber überhand nehmen, dann wird es kritisch», fand er und ergänzte, dass die hiesige Kultur und diejenige der Jüdisch-Orthodoxen zwei sehr unterschiedliche Welten seien. «Ich bin darum Reto Branschi sehr dankbar, dass er so ein offenes und ehrliches Interview gemacht hat.»

Vorübergehend keine Trottinett’s mehr

Joos Biäsch vom Walserhuus Sertig teilte mit, dass man als beliebtes Ausflugsziel die Situation «sehr intensiv» erlebe. «Klar ist: Es gibt Regeln, die einzuhalten sind.» Jedoch habe man immer wieder erlebt, wie sich einige der Gäste über diese Regeln hinwegsetzten. Als konkretes Beispiel nannte der Walserhuus-Gastgeber seinen beliebten Trottinett-Verleih. Die Vehikel seien in den letzten Wochen teilweise sehr unsanft behandelt worden, weshalb er beschlossen habe, den Trottinett-Verleih kurzerhand auszusetzen.

Wie bereits Fopp meinte auch Biäsch, dass sich Davos nun entscheiden müsse, in welche Richtung man gehen wolle. «Wir müssen auch sehen, wie viele andere Gäste im Juli und August nicht mehr nach Davos kommen», gab Biäsch zu bedenken. Henderson meinte abschliessend, dass eine gute Durchmischung der Gäste wichtig sei. Was das Zusammen­leben mit den jüdisch-orthodoxen Gästen angehe, so stelle sich die Frage, «ob wir uns ihnen anpassen müssen oder umgekehrt».

Wohnraum beschäftigt die HGD-Mitglieder

Zuletzt wurde es auch noch politisch: Denn bekanntlich stehen am 22. Oktober in Davos Ersatzwahlen für den Kleinen Landrat an. Beide Kandidierenden – Walter von Ballmoos (GLP) und Agnes Kessler (FDP) – waren als Restaurantbesitzer respektive als Hotelière an der GV mit dabei und richteten einige Worte an die Anwesenden. Die HGD-Präsidentin zeigte sich sehr zufrieden mit der Auswahl. «Beide sind Touristiker, und wir brauchen mehr Touristiker in der Politik.» Zu Gast war am Schluss auch Landammann Philipp Wilhelm, der die «druckfrische» Wohnraumstrategie vorstellen durfte (siehe DZ vom 25. August). Die Anwesenden nahmen die Bestrebungen der Gemeinde gerne zur Kenntnis, sind sie schliesslich von der aktuellen Wohnungsnot oft selber betroffen, da sie für ihre Angestellten manchmal keine Unterkünfte mehr finden. «Bei uns im Ameron ­haben wir 13 Zimmer für Angestellte verwendet – das macht man eigentlich nur, wenn es nicht mehr anders geht», erzählte Henderson ein Beispiel. Die Hoffnung auf sofortige Linderung des Problems begrub Wilhelm aber gleich selber. «Temporäre Sofortmassnahmen zu treffen, ist extrem schwierig.» Man prüfe derzeit, ob man eventuell von Ferienwohnungsanbietern einen Teil der Wohnungen vorübergehend als Erstwohnraum nutzen könne, aber auch das sei nicht einfach.

Die Möglichkeit, mit dem Landammann oder den anderen HGD-Mitgliedern zu plaudern, wurde beim anschliessenden Apéro gerne genutzt.

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auch wir, seit 1978 eine eigentumswohnung in davos, meiden juli und august in davos...
noch vor zwei jahren waren wir in den beiden monaten ca. 4 wochen und einige wochenende in davos. wie sich diese jüdisch-orthodoxe in davos benimmt ist under aller s...,
die kurtaxen müssen wir für 12monate bezahlen, können aber nur 10monate davos geniessen. Ja, wir fragen zurecht, wer soll sich wem anpassen. es sind ja nicht nur einzelfälle, inzwischen ist es eine zumutung.
vielleicht wäre es an der zeit, sich darüber grosse gedanken zu machen, wohin davos mit dem tourismus, der selbstverständlich weltoffen sein soll, gehen will. bis jetzt haben wir uns nur während dem wef von davos ferngehalten, wir konnten ja danach ausgiebig den skisport ausleben. nun wird und auch noch das wandern in den 2monaten versaut.
schade für diese entwicklung für davos.
freundliche grüsse
edith preisig

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