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Kanton Graubünden bedauert die Schliessung von Graubünden Vivonda

Die Graubünden Vivonda AG muss den Betrieb per Ende Jahr einstellen. Unterstützt hatte das Projekt auch der Kanton. Dort bedauert man das Aus, zeigt sich aber auch etwas verwundert.

Südostschweiz
02.10.23 - 18:17 Uhr
Wirtschaft
Gescheitert: Am 1. Oktober 2021 wurde der Genussmarkt in Jenaz eröffnet. Nun, zwei Jahre später, muss der Betrieb der Verkaufsläden eingestellt werden.
Gescheitert: Am 1. Oktober 2021 wurde der Genussmarkt in Jenaz eröffnet. Nun, zwei Jahre später, muss der Betrieb der Verkaufsläden eingestellt werden.
Bild Livia Mauerhofer

Vergangene Woche gab Graubünden Vivonda das Aus bekannt. Per Ende Jahr wird die Geschäftstätigkeit eingestellt. Das Unternehmen vertreibt als Lizenznehmerin die Marke Graubünden Viva. Unter diesem Namen wurden regionale Produkte und Bündner Kulinarik in mehreren regionalen Genussmärkten sowie im schweizerischen Detailhandel vertrieben. Durch die Schliessung der Geschäftsstellen in Jenaz und Maienfeld wird das Arbeitsverhältnis mit 28 Mitarbeitern aufgelöst. Als Begründung schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung: «Die fehlenden in Aussicht gestellten Mittel für den gemeinsamen Aufbau der Marke Graubünden Viva für den Detailhandel machen eine Schliessung unumgänglich.»

Diese Mitteilung liest sich so, als hätte der Kanton Graubünden weitere Gelder angedacht gehabt, diese aber nun nicht gesprochen.

Dem ist allerdings nicht so, wie der Volkswirtschaftsminister Marcus Caduff gegenüber Radio Südostschweiz klar zu Protokoll gab. «Wir waren etwas erstaunt, dass scheinbar seitens von Graubünden Vivonda mit weiteren Mitteln vom Kanton gerechnet wurde.» Solche Mittel habe man nie zugesichert oder in Aussicht gestellt.

Über 1,3 Millionen vom Kanton

Unterstützung vom Kanton erhielt das Projekt gemäss Caduff einzig in der Anfangsphase. Im Jahr 2020 hatte er das Projekt als sogenannte «Anschubfinanzierung» mit über 1,3 Millionen Franken unterstützt. «Dieses Vorgehen ist bei solchen Projekten üblich – also etwa auch bei Käsereien oder Metzgereien.» Eine weitere Finanzierung sei aber praktisch immer ausgeschlossen, da man nicht permanent Geld nachschieben könne.

Dennoch sagte der Regierungsrat: «Wir bedauern, dass Graubünden Vivonda den Betrieb einstellen muss.» Der Kanton fördere solche Initiativen, weil es das Ziel sei, die Rohstoffe, die man im Kanton habe, nicht exportieren und dann als fertige Produkte wieder importieren zu müssen. Stattdessen sollte die Verarbeitung im Kanton Graubünden stattfinden.

«Kritische Grösse nicht erreicht»

Der Mitte-Regierungsrat hält aber auch fest: «Wenn wir innovative Projekte fördern, besteht auch immer das Risiko, dass der erwünschte Erfolg nicht eintritt. Dieses Risiko kann man nie ausschliessen, und das scheint hier der Fall zu sein.»

Tatsächlich liess sich Christoph Caprez, Verwaltungsratspräsident von Graubünden Vivonda, in ihrer Mitteilung zitieren: «Trotz grossem Einsatz der Mitarbeitenden, Produzenten und Aktionäre erreichten die Absatzzahlen nicht die kritische Grösse, die für einen Weiterbetrieb nötig gewesen wäre.» Das Ziel der Kommunikation der Marke Graubünden Viva und des Kantons sei es gewesen, die Marke im Detailhandel zu etablieren. (vos/kup)

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Sehr schade, beim ins Engadin oder Prättigau fahren, haben wir dort oft etwas Feines noch eingekauft. Oder auf dem Heimweg ein „Mitbringsel“ geholt.
Wie andere Leute hier schon geschrieben haben, mangelt es an Bekanntheit, und Bewegweisung.
Wir werden den Laden auf jedem Fall vermissen. Vorallem die grosse Auswahl an Dinkelprodukte, die verschiedene Käsen von der Alp, und die Fleischprodukte.

Ich wohne im Kanton Graubünden und habe noch nie von der Marke oder dem Geschäft in Jenaz gehört!!!!

Finde ich echt traurig, hat man von Anfang an nicht daran geglaubt?

Wir haben den Genussmarkt jeweils bei unserer Anreise aus dem Unterland ins Engadin als Zwischenstopp sehr gerne genutzt. Wir haben uns aber auch gefragt, wieso wir oft die einzigen Besucher waren. Vielleicht deswegen: Keine Hinweistafeln an der Strasse, am Gebäude kein Schriftzug „Restaurant“ und Öffnungszeiten leider auch nicht optimal für Reisende. Dabei wäre aus unserer Sicht das Potential für den Standort, das Gebäude und die Idee durchaus vorhanden! Etwas weniger stylish, mehr funktional wäre ein Ansatz. Wieso nicht normale Tische anstatt Hocker, davon dann etwas mehr und den Genussmarkt etwas verkleinern. Einen tollen Kinderspielplatz dazu und die Gartenwirtschaft „grüner“ gestalten, mit wenig Mitteln hätte man aus unserer Sicht viel rausholen können. Schade!

Bin selber regionaler Produzent und wohne in der Nachbarschaft. Liebe Frau Mangold, ja genau, 100% einverstanden.
Es ist der falsche Standort für einen Regio-Bio-Style-Fashion-Insider-Shop. Eine Hinweistafel für Spielplatz und Salsiz, eine Holzbank mit Wickeltisch und Zwergziegen - Umsatz verdreifacht. Schade!

Ich möchte mich dieser Meinung anschliessen. Schlechte Beschilderung. Kein Kinderspielplatz. Von der Strasse her, war nicht klar ob es sich hier um ein Restaurant/Verkaufsladen handlet. Auch die Öffnungszeiten waren nicht klar. Das Gebäude und die Produkte sind toll und waren einen Stopp Wert. Nur das alleine reicht heute nicht mehr, wenn man die Werbung vor Ort mich optimal ausschöpft. Seit 2021 fahren 100 Autos im Tag vorbei. Trotzdem wurde nichts verändert oder hinterfragt, weshalb keiner anhält. Sehr schade.

Ich verstehe die Argumentation von Herrn Caduff schon, die Produktion im Kanton behalten zu wollen. Vivonda hat aber diese schon ganz grundsätzlich immer absurd teuren "Labels" auch noch miteinander potenziert und dann wieder in den Detailhandel mit den horrenden Laden-Margen (Migros, Coop, Volg, Spar etc.) oder in den sehr schicken (=teuren) eigenen Laden gesteckt... Das kann doch einfach nicht gut herauskommen. NB: Der bekannte Metzger, der in derselben Region diverse Filialen gebaut hat wird sich wohl nun auf die Zunge beissen: Diese 1,3 Mio "Kantons-Beitrag" waren ja u.a. von SEINER durch eine langfristig erfolgreiche Geschäftstätigkeit erst ermöglichtes STEUERABGABE finanziert...

Hier hätte viel früher die Notbremse gezogen werden können. Eine neue Leitung hätte hier gewiss noch neue Ideen für die Vermarktung einbringen können. Die Lage der beiden Filialen war sicherlich nicht der Grund, wohl eher das Ausbleiben von Marketing-Massnahmen.

Wer durchs Prättigau in Richtung Davos fährt, sieht das VIVA-Gebäude, fragt sich vielleicht, was das soll - und ist schon vorbei. Keine Info vorher, keine Ausfahrt direkt zum Gebäude, mit 80 km/h gehts weiter. Auf der Rückfahrt dasselbe. Wer sich mit diesem Konzept/Standort Erfolg versprochen hat, muss ziemlich naiv gewesen sei . Ebenso die Leute vom Kanton, welche so unbedacht unser Steuergeld aus dem Fenster werfen.

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