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«Fühle mich vom AO-Geist durchdrungen»

Am AO Forschungsinstitut (ARI) herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. In einer losen Folge stellt die «Davoser Zeitung» einige der aus der ganzen Welt stammenden jungen Wissenschaftler vor.

Davoser
Zeitung
08.02.21 - 16:07 Uhr
Wirtschaft
Jana Felicitas Schader entwickelte am AO auch Implantate mit denen sie heute täglich in Chur arbeitet.
Jana Felicitas Schader entwickelte am AO auch Implantate mit denen sie heute täglich in Chur arbeitet.
zVg

Dieses Mal ist es die aus Deutschland stammende Jana Felicitas Schader.
Experimentelle Forschung ist eine Disziplin, für die sich Jana Felicitas Schader schon seit Langem sehr interessiert. Besonders fasziniert ist die Absolventin eines Medizinstudiums an der Technischen Universität München, das sie als «technisch orientiert» bezeichnet, von der Biomechanik. Nach dem Ende ihrer AO Research Institute (ARI) Fellowship im Juni 2020 trat sie eine Stelle als orthopädische Unfallchirurgin am Kantonsspital Graubünden im Team von Dr. Christoph Sommer in Chur an.

Programmieren lernen

Während ihrer Zeit am ARI beteiligte sich Jana an verschiedenen Projekten. In einem davon ging es um die virtuelle Entwicklung von orthopädischen Implantaten. Unter der Leitung von Dr. Peter Varga, Focus Area Leader Biomechanics and Modeling, ARI, und mit einer Gruppe von Ingenieuren aus der ARI-Abteilung Biomechanics and Modeling bildete Jana bereits existierende Implantate am Computer nach. Die resultierenden Simulationen konnten virtuell patientenspezifisch verändert und belastet werden. Für das Projekt musste Jana programmieren lernen – eine völlig neue Erfahrung für sie: «Es war spannend, am PC machen zu können, was ich normalerweise am Operationstisch mache», blickt sie zurück.
In einem weiteren Projekt trug Jana zur Konstruktion einer Art Guillotine zum Herbeiführen von Knochenbrüchen bei. Ziel war eine Methode zur Standardisierung von pertrochantären (die Rollhügel am Oberschenkelknochen Anm. d. Red.) AO 31-A1 Testfrakturen: Die Möglichkeit, Knochen entlang vordefinierter Sollbruchstellen auf reproduzierbare Weise zu brechen, ist eine wichtige Voraussetzung für den direkten Vergleich verschiedener orthopädischer Implantate.

Enge Zusammenarbeit beeindruckt

Beeindruckt hat Jana am ARI vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, die orthopädische Implantate entwerfen und Ärzten, die diese anschliessend unter Realbedingungen anwenden. «Ich habe an der gleichen Art von Implantaten geforscht, die ich jetzt bei meiner Arbeit jeden Tag in den Händen halte», sagt Jana. «Ich kann dadurch viel besser nachvollziehen, wie sie entwickelt werden und welche Überlegungen dabei eine Rolle spielen.»

Kennenlernen im familiären Umfeld

Auch Janas biomechanisches Verständnis hat sich im Laufe der Fellowship
erheblich erweitert: «Dank der enormen technischen Möglichkeiten des ARI habe ich Dinge gelernt, über die ich an der Universität kaum etwas erfahren konnte», sagt sie. Inzwischen, so sagt sie über sich selber, ist sie vom «AO-Geist» durchdrungen – so sehr, dass manche ihrer heutigen Kollegen sie einfach nur «die AO» nennen. «Ich habe ausserdem das grosse Glück, dass auch meine Vorgesetzten die AO-Prinzipien des Frakturmanagements leben», sagt sie. «So kann ich jeden Tag das Wissen nutzen, das ich mir im vergangenen Jahr angeeignet habe.» Dass das ARI als weltweit führender Forschungsstandort im ländlichen Davos angesiedelt ist, ist für Jana ein klarer Vorteil – hier kann sie Professoren oder Chefärzte von internationalem Rang in einem viel familiäreren Rahmen kennenlernen, als es anderswo möglich wäre. Hinzu kommt die unübertroffene Work-Life-Balance: «Wo sonst ist es so normal, dass die Kollegen auf Langlaufskiern zur Arbeit kommen oder in der Mittagspause eine Runde Mountainbike fahren?»

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