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Es fehlt an «Rohstoff»

Das Angebot an Lehrstellen wächst, die Nachfrage sinkt. Ein Grund dafür ist der Geburtenrückgang und die trotzdem immer gleichbleibend hohe gymnasiale Maturitätsquote. Vor allem in Randregionen bleiben Lehrstellen unbesetzt.

Petra
Luck
02.08.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Ausbildungsbetriebe haben teilweise Mühe, geeignete Lehrlinge zu finden.
Ausbildungsbetriebe haben teilweise Mühe, geeignete Lehrlinge zu finden.
KEYSTONE

In diesen Tagen beginnen in Graubünden rund 1750 Jugendliche ihre Berufslehre. Die Anzahl Lernender ist erneut leicht rückläufig. «Etwa drei Prozent beträgt der Rückgang», sagt Walter Järmann, Leiter der Lehraufsicht und stellvertretender Leiter des Bündner Berufsbildungsamts, im Interview mit Radio Südostschweiz. Es habe in fast allen Berufszweigen noch Lehrstellen frei, so Järmann weiter. Vor allem in den Randregionen seien noch einige Stellen offen. Weshalb dies so ist, kann sich Järmann nicht genau erklären. «Es ist möglich, dass die Geburten in den Randregionen noch mehr zurückgegangen sind als in den urbanen Regionen.»

Für Felix Danuser, Präsident des Verbands Graubündner Elektro- Installationsfirmen, ist der Grund hingegen klar: «Viele mittlere Sekschüler entscheiden sich für die Matura statt für eine Berufslehre. Uns fehlt deshalb guter ‘Rohstoff’.» Die Zahl der Schulabgänger sei gesunken, die gymnasiale Maturitätsquote bleibe dennoch immer gleich hoch. Danuser ist aber überzeugt, dass für die berufliche Laufbahn eine Lehre mit anschliessendem Studium an der HTW viel besser ist als der Weg über die Matura.

Es braucht viel Wille

Weniger schwierig, gute Lernende zu finden, sei es tatsächlich auf dem Platz Chur, so Danuser. Elektrofirmen in der Peripherie würden oft keine qualifizierten Schulabgänger für die Lehre als Elektroinstallateur finden. «Einige Lehrbetriebe sagen sich dann: lieber keinen als einen schlechten Lehrling», so der Verbandspräsident. Die Anforderungen in der Berufsschule seien sehr hoch, es brauche von den Lernenden diesbezüglich viel Einsatz und Wille. Und dieser sei vielfach eben nicht da. Zudem seien auch der Papierkrieg und die Kosten für die überbetrieblichen Kurse für Lehrbetriebe hoch.

Um für die nächsten Jahre gute Lernende zu finden, will der Verband Graubündner Elektro-Installationsfirmen an der kommenden Bündner Berufsausstellung Fiutscher gross auftrumpfen. «Wir fahren mit dem interaktiven Smart Home Mobile vor», sagt der Präsident. In diesem könnten interessierte Jugendliche virtuell eine Störung im Weltall beheben. «Das wird eine tolle Sache», schwärmt Danuser. Die Berufsaustellung Fiutscher findet alle zwei Jahre in der Stadthalle in Chur statt. Dieses Jahr vom 14. bis 18. November.

Kaufleute führen Hitparade an

Zunächst beginnt nun aber für die rund 1750 neuen Lernenden ein neuer Lebensabschnitt. Walter Järmann ist trotz der noch offenen Stellen mit der Zahl der abgeschlossenen Lehrverhältnisse zufrieden. Noch offene Stellen gibt es laut dem kantonalen Lehraufsichtsleiter im Detailhandel, im Hotel- und Gastrobereich sowie im Bauhaupt- und Baunebengewerbe. Sehr begehrt sei die Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann. Dieser Beruf lag auch 2017 in der Bündner Hitparade sowohl bei den weiblichen als auch bei den männlichen Lernenden auf Rang 1. «Eine 100-Prozent-Besetzung gibt es dieses Jahr auch bei den Informatikern», so Järmann weiter.

1921 Lehrstellen für 2019

Damit die Lehrbetriebe im nächsten Jahr erneut viele Lehrverhältnisse abschliessen können, sind seit Ende Juli auf dem Internetportal berufsberatung.ch unter dem Kanton Graubünden schon 1921 neue Lehrstellen ausgeschrieben. Darunter auch rund 90 Lehrstellen als Elektroinstallateur.

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