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Für Volley Näfels ist es auch ohne Final eine gute Saison

Volley Näfels gewinnt Meisterschaftsbronze und begeistert die Anhänger fast immer. Stolz, Freude und Enttäuschung sind die Merkmale der besten Saison seit fünf Jahren.

Südostschweiz
14.04.23 - 10:19 Uhr
Sport
Was, ich? Ja, Antti Ropponen (rechts) wird von seinen Teamkollegen Lorenz Küng und Iliya Goldrin aufs Spielfeld geschickt; und ja, Antti Ropponen ist der MVP der NLA-Meisterschaft.
Was, ich? Ja, Antti Ropponen (rechts) wird von seinen Teamkollegen Lorenz Küng und Iliya Goldrin aufs Spielfeld geschickt; und ja, Antti Ropponen ist der MVP der NLA-Meisterschaft.
Bild Köbi Hefti

von Köbi Hefti

Das primäre Ziel von Näfels in der Saison 2022/23, wieder zu den vier besten Teams des Landes zu gehören, wurde mit Bravour erreicht. Am Ende resultierte eine Bronzemedaille. Die Qualifikation hatte Volley Näfels auf dem zweiten Platz abgeschlossen und bis zuletzt um den Qualifikationssieg gekämpft. Neun Spiele gewannen die Näfelser ohne Satzverlust. Nur in drei Partien mussten sie ohne Punkte vom Feld, einmal gegen Amriswil zu Beginn der Saison und zweimal gegen den Qualifikationssieger Chênois, einmal daheim nach einem hochemotionalen Spiel und am Ende der Qualifikation in Genf, als den Näfelsern fast nichts gelang. Bis zu diesem Zeitpunkt überzeugte das Team von Trainer Matjaz Hafner 17 Runden Spiel für Spiel fast durchwegs. Es begeisterte die Zuschauer und die Verantwortlichen, aber auch sich selbst. Das Team hatte und weckte Emotionen. Präsident Martin Landolt meint dazu: «Während der Qualifikation funktionierte fast alles – vielleicht lief es sogar zu gut.» Die Hafner-Truppe lieferte, war stärker, als es viele Experten und Fans gedacht hatten. Das Team, das Teammanager Ivan Bedrac zusammengestellt hatte, funktionierte, auch weil das Trainergespann Matjaz Hafner und Alvaro Jurado einen ausgezeichneten Job machte. 

Überzeugende Einkäufe

Mit nur vier neuen Spielern blieb das Gerüst bei Volley Näfels dasselbe wie im Vorjahr, doch die Stammsechs sah ganz anders aus. Vom letztjährigen Team verblieben mit Iliya Goldrin, Risto Nikolov und Lorenz Küng nur drei in der Starting-Six. Dazu gesellten sich die neuen Spieler Nico Beeler, Leandro Mejia, Błazej Podlesny und Antti Ropponen. Jeder dieser Spieler hielt, was man sich von ihm versprach. Beeler war der stabile Alleskönner, Mejia der fröhliche Hammermann aus Südamerika in der Mitte, Podlesny der flinke Zuspieler mit dem herausragenden Rückwärtspass und Ropponen der Punktegarant. Der Finne brauchte zwar eine gewisse Zeit, bis er seinen Rhythmus fand. «Ich hatte in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn etwas Mühe. Aber wir haben geduldig zusammengearbeitet, bis es funktionierte», erklärt er. Die Stärke des Näfelser Topskorers beeindruckte die Gegner derart, dass Antti Ropponen von den NLA-Coaches zum MVP, dem wertvollsten Spieler dieser Saison in der NLA gewählt wurde. Damit hatte der Finne nicht gerechnet. «Das war eine sehr grosse Überraschung. Aber ohne mein Team hätte ich diese Auszeichnung nicht erhalten, entsprechend bedanke ich mich beim Team.»

Unbeantwortete Frage

Der Stamm spielte derart gut, dass Trainer Hafner, wenn immer möglich, dieses Personal aufs Feld schickte. Der Slowene betont jedoch, dass seine zweite Garde enorm viel zum Erfolg beigetragen habe. «Alle spielen ausgezeichnet, konzentriert und geben vollen Einsatz. Dies führt dazu, dass die Qualität in den Trainings hoch ist, was das Team so stark macht.» Fehlte einmal ein Spieler, so füllten Gian-Luca Thuner in der Mitte und Nico Süess als Annahme/Aussen die Lücken ausgezeichnet. Captain Marco Gygli, David Aebli und Robin Lienhard aber kamen nur selten und erst bei zu grossen Rückständen ins Spiel. Es ist eine unbeantwortete Frage, weshalb die Näfelser Ersatzspieler kaum über längere Zeit zum Einsatz kamen, um Spielpraxis zu sammeln. Vor allem während der zweiten Qualifikationsrunde, als Näfels derart dominant spielte, hätte es genügend Optionen dafür gegeben. Ob Hafner einfach kein Risiko eingehen wollte, um die perfekte Ausganslage im Kampf um die Play-offs zu gefährden?

Fehler beenden den Traum

Im Play-off-Halbfinal gegen Schönenwerd musste der Näfelser Coach neue Lösungen suchen, weil viele Spieler fehlten. Küng, Ropponen und Süess waren krank, Goldrin verletzt. Der Trainer betonte aber stets, dass sie zwölf Spieler seien, und jeder bereit sei, einzuspringen. So stand David Aebli ohne Spielpraxis auf dem Feld. Dieser machte seinen Job gut, doch das Team wirkte verunsichert, war nur noch ein Schatten seiner selbst. 

Nach dem überzeugenden Sieg im ersten Spiel war Näfels gegen Schönenwerd in der Folge chancenlos und verpasste den Play-off-Final. Entscheidend war das dritte Halbfinalspiel in der Lintharena, als Näfels eine 2:0-Satzführung vergeigte. Die Grippewelle bei den Näfelsern spielte bei dieser harten Landung bestimmt eine Rolle, aber Näfels scheiterte auch, weil es die Chancen nicht nutzte. Iliya Goldrin, der damit gerechnet hatte, dass sein Team in beiden Finals von Cup und Meisterschaft stehen würde, erklärt: «Wir machten auf dem Feld zu viele Fehler. Wir kämpften gegen uns selbst und verloren gegen uns selbst. Das war unser grösster Fehler – nichts anderes. Die Vorbereitung war gut, die Taktik war gut und die Strategie war sehr gut. Aber in den entscheidenden Spielen schlugen wir uns selbst. Die gesundheitlichen Gründe sind keine Entschuldigung.» 

Enttäuscht und stolz

Präsident Landolt meinte nach der Halbfinal-Serie gegen Schönenwerd: «Aus der Traum, der so greifbar nahe schien. Und dennoch dürfen wir mit etwas Distanz ein positives Fazit ziehen. Eine konkurrenzfähige Mannschaft hat uns mit tollen Spielen und Leidenschaft viel Freude bereitet.» Die Stimmung sei bei den gut besuchten Spielen immer wieder ansteckend gewesen, und selbst an Auswärtsspielen seien die Fans nicht selten zahlreich einmarschiert, sagte Landolt und ergänzt: «Es ist in Ordnung, wenn wir ein bisschen enttäuscht sind, aber wir dürfen auch stolz sein.» 

Auch im Schweizer Cup lief es Näfels nicht wunschgemäss. Das Los bescherte den Glarnern im Viertelfinal eine harte Aufgabe. Sie mussten bei Chênois antreten, dem zu diesem Zeitpunkt stärksten Team der Liga. In einem Gänsehautspiel unterlag Näfels im Tie-break. 

Der Wunsch von Teammanager Bedrac, mindestens einen Final zu erreichen, erfüllte sich nicht. Der Gewinn der Bronzemedaille gegen Qualifikationssieger Chênois stimmte ihn aber zufrieden. «Die Niederlage im Play-off-Halb-final gegen Schönenwerd war brutal, mit derart vielen kranken und einem verletzten Spieler. Dass wir danach aber wieder aufstanden, den kleinen Final und diese Medaille gewannen, macht Freude.» 

Zukunft mit Fragezeichen

Inzwischen läuft die Planung für die nächste Saison bereits auf Hochtouren. Volley Näfels sei eine Adresse, die wieder an Attraktivität gewonnen habe, doch nach wie vor schwebe die finanzielle Lage als Damoklesschwert über allem, sagt Präsident Landolt. «Der Gang an die Medien hat zu vielen Reaktionen geführt», so Landolt weiter. Man darf gespannt sein, wann Näfels die Katze aus dem Sack lässt und sein Kader für die neue Saison vorstellen wird. Bisher sind erst drei Personalentscheide öffentlich: Captain Marco Gygli und Libero Lorenz Küng sind zurückgetreten und Antti Ropponen, der Topskorer und MVP, wird auch in der kommenden Saison bei Näfels spielen.

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