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Die Grasshoppers taumeln torlos Richtung Barrage

Die Grasshoppers geraten zusehends in Abstiegsgefahr. Beim 0:1 gegen Lausanne-Sport akzentuiert sich das grösste Manko der Zürcher weiter. Spieler und Trainer wirken ratlos.

Agentur
sda
01.04.24 - 21:07 Uhr
Fussball
In Erklärungsnot: Die Spieler der Grasshoppers stellen sich nach der Niederlage den Fans - die Offensiv-Misere können sie sich selber schwer erklären
In Erklärungsnot: Die Spieler der Grasshoppers stellen sich nach der Niederlage den Fans - die Offensiv-Misere können sie sich selber schwer erklären
KEYSTONE/CHRISTIAN MERZ

Ein Schuss aufs gegnerische Tor, zum siebten Mal im elften Spiel nach dem Jahreswechsel torlos - so lässt sich der Gang in die Barrage nicht vermeiden. Im Duell mit Lausanne-Sport, das GC mit einem Sieg hätte überholen können, blieben die alten Probleme bestehen, das grösste ganz besonders: Den im Januar von chinesischen in amerikanische Hände übergegangenen Hoppers mangelt es seit Wochen akut an Torgefahr.

Seine Mannschaft habe zu wenig Biss gezeigt, der Gegner die Umschaltmomente besser genutzt, befand Trainer Bruno Berner nach dem neunten sieglosen Auftritt in den elf Partien seit dem Jahreswechsel. «Es war ein enorm wichtiges Spiel, der angestrebte Sieg ist uns leider nicht gelungen», so der Trainer, dessen Zukunft über den Sommer hinaus kaum mehr beim Rekordmeister liegen dürfte, dem die Verantwortlichen vor der Partie aber trotz schwindender Argument das uneingeschränkte Vertrauen aussprachen.

Der neue Sportchef Stephan Schwarz sagte unter der Woche: «Wir werden diesen Weg weiter gemeinsam so gehen. Da ändert sich nichts nach einem Spiel. Dessen deutscher Landsmann Harald Gärtner, der Europa-Verantwortliche des GC-Besitzerklubs Los Angeles FC, betonte: »Wir haben hundertprozentiges Vertrauen in den Trainer und den Trainerstab."

Wie lange hält das Vertrauen?

Bleibt die Frage, wie lange das Vertrauen im schnelllebigen Fussballgeschäft angesichts der anhaltenden Talfahrt noch anhält. Zumindest der direkte Abstieg wird dank der Schwäche von Lausanne-Ouchy (1:3 gegen Lugano am Samstag) kaum mehr zum Thema. Der Eindruck, dass die Grasshoppers aber nach den neu 38 Runden der Meisterschaft den Gang in die Barrage werden antreten müssen, erhärtete sich aber am Ostermontag weiter.

Kommt hinzu, dass die Grasshoppers in den nächsten Wochen womöglich ohne ihren Abwehrchef Kristers Tobers auskommen müssen. Der Lette musste sich nach einer halben Stunde mit einer Oberschenkelverletzung auswechseln lassen.

Was könnte noch einen Umschwung bringen? Personell sind keine Wunderdinge zu erwarten, denn von den im Zuge der Umwälzungen im Kader verbliebenen Stürmern hat sich keiner als Heilsbringer aufgedrängt. Awer Mabil verfügte über viel Tempo und ein gutes Dribbling, fällt aber seit Dezember verletzt aus. Der ebenfalls im Sommer verpflichtete Dorian Babunski traf bislang nur vereinzelt - viermal wie Mabil und Francis Momoh, der drei seiner vier Glücksmomente beim 5:2-Sieg gegen Lausanne-Ouchy hatte und ansonsten trotz guter Ansätze unbeständig ist. Asumah Abubakar brachte viel Wasserverdrängung mit, aber ebenfalls wenig Torgefahr.

Bester Torschütze der Mannschaft ist mit sieben Treffern der Mittelfeldspieler Tsiy Ndenge. Theo Corbeanu, der im Herbst auf dem rechten Flügel für Betrieb sorgte, wurde nach dem Ende der Partnerschaft mit Wolverhampton im Winter nach einer halben Saison von den Engländern nach Spanien zu Granada weitergereicht. Renat Dadaschow spielt mittlerweile in der Türkei bei Hatayspor gegen den Abstieg.

Verlorener Torinstinkt

Zur fehlenden Durchschlagskraft kommt die Verunsicherung. Dass der eine Schuss nicht das 1:1 bedeutete, war insbesondere dem fehlenden Selbstvertrauen von Bradley Fink zuzuschreiben. Der im letzten Sommer vom FC Basel gekommene und bei den Junioren von Borussia Dortmund einst so treffsichere Stürmer kam in der 40. Minute aus acht Metern Torentfernung freistehend zum Abschluss - und schoss den Ball zentral in die Beine von Lausannes Keeper Karlo Letica.

In 26 Super-League-Spielen für die Grasshoppers hat der designierte Vollstrecker nur gerade zweimal getroffen. Bei der Suche nach Erklärungen für die anhaltende Torflaute der Mannschaft tat er sich nach der Niederlage gegen Lausanne-Sport schwer: «Schwierig zu sagen, woran es liegt. Es ist keine einfache Zeit, es bleibt uns nur, Tag für Tag weiterzumachen und das Beste zu versuchen.»

Finks Rezept für die kommenden Schlüsselwochen klang nicht nach weniger Verkrampfung: «Noch mehr analysieren, noch mehr Aufwand betreiben, die Sache noch seriöser angehen.» Da ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass bereits am Donnerstag die nächste Partie ansteht - ohne Erwartungsdruck auswärts bei den Young Boys, deren Tor-Motor ebenfalls stockt.

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