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Fünf Dokus über die schönste Nebensache der Welt

Im Laufe der Zeit wurden schon zahlreiche Fussballdokus gedreht. Aber welche lohnen sich? Wir haben fünf herausgepickt. Den Anfang macht ein kontroverser, farbenfroher Superstar aus Brasilien. 

Jürg Abdias
Huber
10.02.22 - 16:14 Uhr
Sport
Das Netz ist gespickt mit zahlreichen Dokumentationen über den Fussball. 
Das Netz ist gespickt mit zahlreichen Dokumentationen über den Fussball. 
Bild Unsplash / suedostschweiz.ch

1. «Neymar: Das vollkommene Chaos» (2022)

Bild Netflix

Der brasilianische Superstar Neymar spaltet seit Jahren die Fussballwelt. Auf der einen Seite ist seine Klasse und Genialität am Ball unbestritten, auf der anderen Seite leistet sich der Ausnahmekönner viele Mätzchen und persönliche Eskapaden. Nun gibt der Stürmer von Paris Saint-Germain in der Netflix-Dokumentation «Neymar: Das vollkommene Chaos» beruflich und private Einblicke. Er weiss um seinen schnellen Ruhm, lässt seine Kritiker in der Miniserie aber wissen: «Mir ist egal, was andere denken.»

Die Serie wurde vom brasilianischen Regisseur David Charles Rodrigues gedreht und deckt den Zeitraum zwischen 2019 und 2021  ab. Rodrigues lässt die grossen Nummern des Sports wie Lionel Messi, Kylian Mbappe und David Beckham zu Wort kommen. Gleichzeitig bekommt der Zuschauende einen Einblick in Neymars Marketingmaschinerie, die von seinem Vater Neymar Senior mit eiserner Hand geführt wird.

2. «Schwarze Adler» (2021)

Bild Amazon Prime

Seit dem ersten WM-Titel Deutschlands 1954 steht das weisse Trikot mit dem schwarzen Adler für Erfolg und – besonders seit zwei Jahrzehnten – auch für Vielfältigkeit. Erwid Kostedde war 1974 der erste afrodeutsche Spieler, der dieses Trikot tragen durfte. In der Dokumentation «Schwarze Adler» erzählen er und 13 andere dunkelhäutige Fussballerinnen und Fussballer, wie es sich anfühlte, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen und den ständigen Anfeindungen im eigenen Land ausgesetzt zu sein. Das Tragen des weissen Trikots war für die Beteiligten eine Achterbahn der Gefühle. Der schwarze Adler auf der Brust machte sie stolz, verursachte aber auch unbeschreiblichen Schmerz. 

«Kuck mal, der Schwatte – das hätt’s bei Hitler nich gegeben», raunte das Publikum damals, als Kostedde für Deutschland auflief. Es sind zum Teil erschütternde Geschichten, die der Regisseur des Films, Torsten Körner, seiner Zuschauerschaft präsentiert: «Das ist ganz wichtig, dass wir andere Biografien versuchen zu verstehen. Und dass wir uns ein Stück weit versuchen, in den Anderen einzufühlen.»

«Schwarze Adler» ist bei Weitem nicht nur ein Film für Fussballfans. 

3. «Diego Maradona» (2019)

Er galt lange Zeit als bester Fussballer überhaupt: Diego Maradona. Bei seiner Vita ist es eigentlich nur logisch, dass es mehr als nur eine Dokumentation gibt. Zwei davon sind aus unserer Sicht besonders erwähnenswert. 

Bild On The Corner Film

In «Diego Maradona» konzentriert sich der britische Regisseur Asif Kapadia auf Maradonas Zeit in Neapel von 1984 bis 1991. Die ganze Welt wird Zeuge eines 23-jährigen Maradonas, der zwei frustrierende Jahr beim FC Barcelona hinter sich hat und jetzt die Tifosi in Neapel von ihrem langen Leiden befreit. Er holt mit dem SSC zwei Mal den Meistertitel und einmal den Uefa-Pokal. Es hört sich wie ein perfektes Märchen an, aber es werden die Jahre, in denen er sich verliert. 

Maradona steigt alles zu Kopf. Jetzt ist er nicht mehr der Junge aus dem Armenviertel von Buenos Aires, sondern der «Überirdische». Er feiert von Montag bis Mittwoch, ab Donnerstag trainiert er fürs Wochenende, und pflegt einen starken Kontakt zur Camorra. Die Mafia im Süden Italiens versorgt ihn mit Kokain und jungen hübschen Frauen. 

Kapadia schafft es in 130 Minuten, die Geschichte von Maradona als Fussballer sowie seines Lebens abseits des Platzes mitreissend zu erzählen. 

4. «Maradona in Mexiko» (2019)

Bild Netflix

Maradona war aber nicht nur Spieler, sondern auch Trainer. Seine Trainerkarriere beim mexikanischen Zweitligisten Dorados de Sinaloa in den Jahren 2018 und 2019 zeigt eine siebenteilige Serie aus dem Hause Netflix. In der Dokumentation muss die Fussballlegende im mexikanischen Culiacán das Team vor dem Abstieg retten. Einem Team, dass nicht irgendwo in Mexiko liegt, sondern im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa. Bekannt für das Sinaloa-Kartell und als Geburtsort des langjährigen Kartellanführers Joaquin «El Chapo» Guzman.  So verwundert es wenig, dass der Amtsantritt des einst schwer kokainsüchtigen Maradonas von grosser Skepsis begleitet wurde. 

Diese Serie ist gespickt mit Emotionen, Spannung und dem Wunsch einer ganzen Region nach einem neuen Image. Eine hochwertige Dokumentation, die einem den Menschen Maradona näher bringt.   

5. «Sunderland ‘Til I Die» (2018)

Bild Netflix

Der AFC Sunderland ist kein Manchester City oder FC Chelsea. Während die Herren der Hauptstadt jährlich um die englische Meisterschaft spielen, dümpelt der Verein aus dem Nordosten Englands seit Jahren in den unteren Ligen herum. Zum Ende der Spielzeit 2016/17 nahm das Schicksal mit dem Abstieg in die zweitklassige Championship seinen Lauf. 

Der Plan von AFC Sunderland ist klar wie Klossbrühe: Wiederaufstieg. Genau dort knüpft die Serie «Sunderland ‘Til I Die»  an. Der Neustart soll gezeigt werden – doch es kommt alles anders.  Besitzerwechsel, sportliche Talfahrt und leidende Fans. Zuschauerinnen und Zuschauer können in dieser Serie hautnah miterleben, wie Sunderland in die dritte Liga (League One) absteigt. So schlecht die spielerischen Leistungen auch sind, so stark ist die Serie. 

Wer würde jemals eine Netflix-Serie über den Sunderland AFC sehen wollen? Wie sich herausstellt, sind es erstaunlich viele.

Jürg Abdias Huber ist Multimediaredaktor bei «suedostschweiz.ch». Der gelernte Kaufmann aus der Stadt Zürich hat Multimedia Production studiert und lebt im Herzen von Chur. Er arbeitet seit 2018 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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