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Wenn Freunde zu Gegnern werden

Am Dienstagabend spielt Matej Stransky mit dem HCD im zweitletzten Champions-Hockey-League-Gruppenspiel zu Hause gegen den tschechischen Meister Ocelari Trinec. Für den 29-jährigen Flügelstürmer ist es ein Wiedersehen mit alten Freunden. Im Spiel will ihnen der aktuelle Davoser Meisterschafts-Topskorer aber keine Geschenke machen.

Hansruedi
Camenisch
04.10.22 - 12:01 Uhr
Eishockey
Matej Stransky im Duell mit Ajoies Gilian Kohler.
Matej Stransky im Duell mit Ajoies Gilian Kohler.
Jürgen Staiger

Bevor Matej Stransky im Sommer 2021 zum HCD wechselte, hatte er zwei Jahre für Ocelari Trinec gestürmt und seinen redlichen Teil zu einer erfolgreichen Zeit des Eishockeyklubs aus dem Nordosten Tschechiens beigetragen. 2021 gewann Trinec die Landesmeisterschaft. Stransky war mit 33 Treffern bester Torschütze der Extraliga in der Regular Season, buchte in den 16 Playoff-Spielen fünf Tore und zehn Assists, wurde zum Playoff-MVP und zum Spieler des Jahres in Tschechien gekürt. Am Dienstagabend tritt er im Rahmen der Champions League erstmals überhaupt gegen Trinec an. «Ich freue mich sehr auf diese Partie. Nach meinen sieben Jahren in den USA sowie eineinhalb Saisons bei Severstal Tscherepowets in der KHL und einer halben in Schweden bei Mora lancierte ich meine Karriere bei Trinec neu. Dafür bin dankbar», sagt Stransky.

«Harte Arbeiter»

«Das kann für mich ein ‚fun game‘ werden», meint der HCD-Tscheche. Er hat in der Mannschaft und im Staff von Trinec noch immer viele Freunde, mit denen er häufig via Whats-App Kontakt pflegt. Stransky verfolgt auch das Geschehen seiner früheren Mannschaft nach wie vor aufmerksam. Mit vier Niederlagen sei Trinec schlecht in die Meisterschaft gestartet. Inzwischen habe sein ehemaliger Club den Tritt etwas gefunden, obwohl er nach zwei Siegen am Sonntag in der Verlängerung gegen Liberec verlor, erzählt der HCD-Stürmer. Bei Trinec arbeite jeder Spieler in jedem Match während 60 Minuten wirklich hart, nennt Stransky einen der Trümpfe des amtierenden tschechischen Meisters und folgert: «Diese Partie dürfte für uns ein richtige Knacknuss werden. Wir müssen unser Spiel 60 Minuten ohne Durchhänger konsequent durchziehen und ebenfalls hart kämpfen. Dann haben wir eine Chance zu gewinnen.» Aller Freundschaften zum Trotz betont Stransky, dass er natürlich mit Davos gewinnen wolle. «Wenn der Puck mit dem ersten Bully freigegeben wird, gibt es für mich bis zur Schlusssirene keine Freunde mehr», bemerkt er. Sichern sich die Bündner zwei Punkte, qualifizieren sie sich bereits vor dem letzten Gruppenspiel eine Woche später in Trinec definitiv für die Champions-League-Achtel­finals.

«Ein gutes Wochenende»

Die Hauptprobe ist dem HCD am vergangenen Wochenende mit zwei Siegen in Langnau gegen die SCL Tigers (3:1) und zu Hause gegen Ajoie (5:1) gelungen. «Der Match in Langnau war für uns hart», meint Stransky rückblickend. «Wir spielten nicht wirklich gut. Aber wir wussten bereits auf dem Hinweg, dass es nicht einfach würde, denn in Langnau aufzutreten, ist nie einfach. Die Tigers kämpfen daheim stets über die ganzen 60 Minuten hart. Unser Sieg fiel etwas glücklich aus, doch wir nahmen die drei Punkte gerne nach Hause.» Im Heimspiel gegen Ajoie wurde der HCD danach am Samstagabend seiner Favoritenrolle auf souveräne Art gerecht. Da hatte er die Partie mit einer disziplinierten Mannschaftsleistung stets unter Kontrolle. «Ja, das war ein gutes Weekend für uns mit den beiden Siegen», stellt Stransky fest.

Jubelnde Davoser beim Spiel gegen HC Ajoie am Samstag, 1. Oktober, im Eisstadion Davos (v.l.): Leon Bristedt  Matej Stransky und Marc Wieser.
Jubelnde Davoser beim Spiel gegen HC Ajoie am Samstag, 1. Oktober, im Eisstadion Davos (v.l.): Leon Bristedt  Matej Stransky und Marc Wieser.
Jürgen Staiger

Sensationelle Powerplay- und Penaltykilling-Quote

Gegen die SCL Tigers und den HC Ajoie erzielte der HCD je zwei Tore in Überzahlphasen – wie zuvor schon beim 5:3-Heimsieg gegen den Meister EV Zug. Und beim 7:0 über Aufsteiger Kloten waren es gar vier Powerplay-Treffer gewesen. Nach sieben Meisterschaftsspielen führt der HCD in der National League die Powerplay-Statistik mit der sensationellen Erfolgsquote von 47,87 Prozent an. Die Davoser figurieren auch in der Penaltykilling-Rangliste mit 95,65 Prozent beziehungsweise erst einem Gegentreffer an der Spitze. «Wir haben sehr gute Einzelspieler mit zündenden Ideen», begründet Stransky das zwingende Überzahlspiel. «Wir lassen den Puck gut zirkulieren und erspielen uns so viele Optionen. Wir kombinieren einfach und sicher, bis einer in eine gute Schussposition kommt. Und wir gehen dann auch auf die Abpraller aus.» Auf jeden Match werde die Mannschaft mittels Videostudium sehr gut vorbereitet, ergänzt der Tscheche.

Zurzeit Topskorer beim HCD

Letzte Saison war Stransky mit 26 Treffern in der Qualifikation der beste National-League-Torschütze überhaupt. Zurzeit trägt der 1,95 Meter grosse und 95 Kilogramm schwere Tscheche den gelben Club-Topskorerhelm. Nach sieben Meisterschaftsspielen weist er zwei Treffer und sechs Assists auf. Stransky betont allerdings glaubhaft: «Ich trachte nie danach, selber möglichst viele Skorerpunkte zu machen, und denke wirklich nie daran. Eishockey ist ein Teamsport. Hauptsache ist, wir gewinnen!» Gleichwohl bezeichnet er den auffallenden gelben Topskorerhelm als «eine gute Sache – nicht für mich persönlich, aber für die Jungen, weil für jeden Skorerpunkt Ende Saison Geld in die Nachwuchskasse fliesst.»

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