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Der unscheinbare Star

Magnus Nygrens Nachfolger Kristian Näkyvä ist beim HCD schnell sehr gut angekommen. Der 33-jährige Verteidiger weist hervorragende Zahlen nicht nur in der Plus/Minus-­Bilanz auf. Er gefällt auch als Schwerarbeiter mit sehr viel Eiszeit und hat bereits sechs Skorerpunkte auf seinem Konto.

Davoser
Zeitung
06.10.23 - 12:00 Uhr
Eishockey
Kristian Näkyvä, Dominik Egli und Goalie Gilles Senn (v.l.) kämpfen gegen den Berner Corban Knigth.
Kristian Näkyvä, Dominik Egli und Goalie Gilles Senn (v.l.) kämpfen gegen den Berner Corban Knigth.
ürgen Staiger

Mit der Verpflichtung von Kristian ­Näkyvä hat der HCD einen Volltreffer ­gelandet. Nach seinen Stärken gefragt, beschrieb sich der finnische Verteidiger selber vor dem ersten Eistraining in ­Davos treffend. «Meine grösste sind die läuferischen Fähigkeiten. Ich verfüge dank meiner Übersicht auch über ein ­gutes Passspiel und kann die Angriffe mit präzisen Zuspielen auslösen. Mit der Spielkontrolle habe ich keine Probleme. Ich schalte mich aber auch gerne ins ­Offensivspiel ein und bin im Powerplay sattelfest.» Es waren nicht Worte eines Sprücheklopfers, sondern die glasklare Charakteristik eines selbstsicheren Realisten. So ruhig und treffend, wie Näkyvä spricht, verhält er sich auch auf dem Eis. Er fällt nicht als Spektakelmacher auf, hält sich an den «Gameplan», macht die Details richtig, begeht kaum Fehler und kurbelt die Angriffe mit einem präzisen ersten Pass an.

Acht Jahre in Schweden

Das defensive Gewissen ist für Näkyvä Selbstverständlichkeit. Während acht Jahren spielte der Finne in der obersten schwedischen Liga. Die letzten fünf Jahre verbrachte er beim letztjährigen Spengler-Cup-Teilnehmer Örebro, wo der Verteidiger auch mit rund einem halben Skorerpunkt pro Match auffiel. Näkyväs letzte Saison war seine produktivste mit 42 Skorerpunkten in 65 Meisterschaftsspielen (8 Tore/34 Assists). «Die letzte Saison öffnete mir den Weg. Da hatte ich in Örebro eine sehr gute Spielzeit. Jetzt möchte ich in Davos daran anknüpfen», sagt der 33-jährige Finne.

Näkyvä brauchte beim HCD keine lange Anlauf- und Angewöhnungszeit. «Es war einfach für mich», sagt er. «Die Jungs haben mich gut aufgenommen. Es herrscht eine gute Chemie und ein guter Spirit im Team. Hier Eishockey zu spielen macht Spass. Der HCD hat ein ausgezeichnetes Team. Für mich ist es ein Privileg, Teil davon zu sein. Ich geniesse die Zeit wirklich.» Nach zwei Monaten und den ersten neun Meisterschaftsspielen zieht Näkyvä eine durchwegs gelungene erste Zwischenbilanz. «Alles ist gut hier. Ich erhalte viel Eiszeit und habe eine grosse Rolle im Team. Ich versuche einen Weg zu finden, dass ich noch mehr skoren kann. Wir werden immer besser.»

Hervorragend Plus/Minus-Bilanz

Mit +9 weist Näkyvä beim HCD aktuell die beste Plus/Minus-Bilanz auf. Diese Statistik basiert auf den Treffern der ­eignen Mannschaft sowie Gegentoren, bei denen ein Spieler auf dem Eis. Mit seinen +9 rangiert der HCD-Verteidiger gar schweizweit gemeinsam mit Fribourgs Andreas Borgman auf Platz 2. Angeführt wird diese Rangliste vom Lausanne-Finnen Antti Suomela mit +10. Die ausgezeichnete Bilanz spricht für Näkyväs Allrounder-Qualitäten. Mit zwei Treffern und vier Assists hat er zudem bereits sechs Skorerpunkte auf seinem Konto.

Ein geheilter Krebspatient

Näkyvä zeichnet sich aber auch als Schwerarbeiter aus. Im Durchschnitt weist er in den neun Meisterschaftsspielen 20:47 Minuten Eiszeit auf. Nur Klas Dahlbeck stand mit 22:25 Minuten beim HCD noch länger im Einsatz. Näkyvä als Dauerläufer ist keine Selbstverständlichkeit, ist er doch ein geheilter Krebspatient. Im Februar 2020 hatte er die Diagnose Hodenkrebs erhalten. Nach dem operativen Eingriff folgten Chemotherapie und zytostatische Behandlung. Nach dem ersten Schock der Diagnose blickte Näkyvä aber bald schon wieder positiv vorwärts. «Als mir gesagt wurde, dass rund 96 Prozent der Patienten mit ­Hodenkrebs ohne Probleme durchkommen, war ich beruhigt. Und ich hörte schon bald von anderen Athleten, die trotz dieser Krankheit weitermachen konnten», erzählt der Finne. Näkyvä fiel rund neun Monate aus. Seit November 2020 verpasste er wegen des Krebses aber kein Spiel mehr.

Seine Zuverlässigkeit demonstrierte ­Näkyvä auch am Dienstagabend gegen den SC Bern. Trotz der 2:3-Niederlage nach Verlängerung wies er eine persön­liche Plus/Minus-Bilanz von +1 auf. «Im ersten Drittel mussten wir uns den ­Berner Angriffen hart entgegenstemmen», analysiert er die Partie. «Nach dem 0:2 fanden wir aber ab dem zweiten ­Drittel einen Weg ins Spiel. Wir ent­wickelten mehr Druck und glichen zum 2:2 aus. Leider machten wir aus unseren Chancen keinen dritten Treffer. Ins­gesamt zeigten wir dennoch eine gute Partie.»

Weiter geht es für Näkyvä und sein Team am Wochenende mit einer Doppelrunde. Am Samstag empfängt der HCD um 19.45 Uhr den HC Lugano. Und am Sonntagabend gastiert Davos bei den ZSC Lions.

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