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«Wussten nicht so recht, was uns erwartet»

Roman Josi gehört auch in dieser Saison zu den besten Offensivverteidigern der NHL. Und er hat einen weiteren Meilenstein erreicht.

Agentur
sda
31.01.24 - 05:30 Uhr
Eishockey
Die Nashville Predators können sich auch in dieser Saison auf Roman Josi verlassen
Die Nashville Predators können sich auch in dieser Saison auf Roman Josi verlassen
KEYSTONE/AP/Sean Kilpatrick

20. Januar 2024. Roman Josi trifft im Auswärtsspiel gegen die Arizona Coyotes (2:3) zum 1:2. Es ist sein 167. Treffer (aktuell steht er bei 168) für Nashville in der NHL-Qualifikation. Kein Verteidiger hat bei der Franchise aus dem Bundesstaat Tennessee in der Regular Season mehr Tore erzielt als der Berner. Er überflügelte den langjährigen Captain Shea Weber (166), der gefürchtet war für seine harten Schüsse und der mit Kanada zweimal Olympiasieger und einmal Weltmeister wurde.

«Es gibt Spieler, die einen unglaublichen Einfluss haben auf eine Karriere, Shea ist bei mir sicher einer von diesen», sagte Josi. «Er war mein erster Captain bei Nashville. Ich lernte viel von ihm, indem ich sah, wie er sich vorbereitete, wie er spielte, wie hart er arbeitete. An ihm vorbeizuziehen ist eine grosse Ehre.»

13. Saison bei Nashville

Seit 2017 ist nun Josi der Captain der Predators, für die er seine 13. Saison bestreitet. «Es ist unglaublich cool, so lange hier zu sein. Ich habe eine grosse Verbindung zu den Fans.» Ausserdem lernte er in Nashville im Spätherbst 2015 seine Frau Ellie kennen, mittlerweile sind die beiden Eltern eines Sohnes (geboren 2021) und einer Tochter (2022). Die junge Familie wohnt in einer schönen, weiss gestrichenen Villa in Forrest Hills, rund dreissig Autominuten von Nashvilles Stadtzentrum entfernt.

Josis Vertrag mit den Predators läuft noch bis 2028, er verlängerte im Oktober 2019 um acht Jahre mit einer Lohnsumme von 72,472 Millionen Dollar, wobei er eine Klausel besitzt, dass er ohne seine Zustimmung nicht transferiert werden darf. Nach Ablauf ist er 38 Jahre alt. Es sieht also ganz danach aus, als würde er seine gesamte NHL-Karriere bei Nashville bestreiten.

Fünftbester Verteidiger in der Skorerliste

Wie auch immer ist Josi sein Geld nach wie vor wert. Nach den zwei Assists bei der 3:4-Niederlage nach Verlängerung bei den Ottawa Senators in der Nacht auf Dienstag ist Josi nach 50 Partien in der laufenden Meisterschaft bei 44 Punkten (10 Tore) angelangt. Damit ist er in der Skorerliste der fünftbeste Verteidiger - und dies, obwohl er sich umstellen musste.

Denn nachdem die Predators in der vergangenen Saison erstmals seit der Saison 2013/14 die Playoffs verpasst hatten, wurde Trainer John Hynes Ende Mai durch Andrew Brunette ersetzt. Dieser verlangt von den Verteidigern, dass sie den Puck so rasch wie möglich nach vorne spielen. Damit wird Josi um eine grosse Stärke beraubt, da er wie kaum einer die Fähigkeit besitzt, mit der Scheibe sowohl die eigene Zone zu verlassen als auch in die gegnerische einzudringen.

«Nun muss ich andere Wege finden, offensiv etwas zu kreieren. Das brauchte Zeit», sagte Josi. Auch der Mannschaft lief es zu Saisonbeginn nicht wie gewünscht, drei der ersten vier Partien gingen verloren. Nach 15 Spielen hatten die Predators bloss fünf Siege auf dem Konto, ehe sie 13 der nächsten 16 Partien gewannen. Zuletzt gab es mit vier Niederlagen in fünf Spielen wieder eine schwächere Phase.

Fehlende Konstanz nach Umbruch

Die mangelnde Konstanz ist denn auch das grösste Problem, jedoch typisch für ein junges Team. Die Mannschaft hat einen Umbruch hinter sich, der am Ende der vergangenen Saison eingeleitet wurde. Damals tradete Nashville die Routiniers Mattias Ekholm (33), Mikael Granlund (31) sowie sehr zum Leidwesen von Josi den Schweizer Nino Niederreiter (31), der ein guter Freund von ihm ist. Im Sommer verliessen mit Ryan Johansen (31) und Matt Duchene (33) weitere Leistungsträger die Organisation.

Von daher ist Josi mit der bisherigen Saison im Grossen und Ganzen zufrieden. «Wir wussten aufgrund der vielen Veränderungen nicht so recht, was uns erwartet», so der zweifache WM-Silbermedaillengewinner. «Wir sind immer noch viel am Lernen.» Steigerungspotenzial sieht er insbesondere in den Heimspielen, in denen die Bilanz mit 13:12 Siegen nur leicht positiv ist. «Um in die Playoffs zu kommen, musst du zu Hause gut sein», ist sich Josi bewusst.

Wichtiges Spiel gegen die Kings

Aktuell befinden sich die Predators ausserhalb der Playoff-Ränge, jedoch geht es äusserst eng zu und her. Der letzte Gegner vor der Allstar-Game-Pause sind vor heimischem Publikum die sich in einer Baisse befindenden Los Angeles Kings mit dem Ostschweizer Kevin Fiala. Die punktgleichen Kalifornier befinden sich aktuell auf einem Wild-Card-Platz für die Playoffs, da sie drei Partien weniger ausgetragen haben. Zudem ist es das Duell der derzeit besten zwei Schweizer Skorer in der laufenden Saison in der NHL. Fiala hält bei zwölf Toren und 30 Assists.

Josi ist sich der Wichtigkeit dieses Spiels bewusst. «Wer sagt, dass er nicht auf die Tabelle schaut, der lügt», ist er überzeugt. «Es wird bis am Schluss ein extremer Kampf.» Dass im Fall einer Playoff-Qualifikation alles möglich ist, bewiesen die Predators in der Saison 2016/17, als sie als 16. der Western Conference die entscheidende Meisterschaftsphase erreichten und danach erst im Stanley-Cup-Final mit 2:4 Siegen an den Pittsburgh Penguins scheiterten. Die Trophäe der besten Eishockey-Liga der Welt in die Höhe zu stemmen wäre ein weiterer Meilenstein für Josi nach dem 20. Januar 2024.

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