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WEF: Eine Stadt in Vorbereitung

Am WEF in Davos trifft sich die Welt – hinter und vor den Kulissen ist das mit einer riesigen Logistik verbunden.

Bündner Woche
17.01.24 - 04:30 Uhr
Politik
Hohe Polizeipräsenz: Am WEF werden Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Schweiz und 5000 Armeeangehörige im Einsatz sein.
Hohe Polizeipräsenz: Am WEF werden Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Schweiz und 5000 Armeeangehörige im Einsatz sein.
Bild Cindy Ziegler

von Cindy Ziegler

Davos ist eine Grossbaustelle. An jeder Ecke stehen Warnlampen, Fassaden werden aus Holz neu aufgebaut, Beschriftungen platziert. Hohe Gitterzäune, höhere Leitern und noch höhere Hebebühnen. Ein Spaziergang durch die morgendliche Stadt gleicht einem Spiessrutenlauf. Nicht nur wegen der glatten Trottoirs, sondern vor allem wegen all der Orte, wo gehämmert, gezimmert, gebohrt und geschraubt wird.

WEF-Vorbereitungen in vollem Gang

Am Freitag vorher ist das Weltwirtschaftsforum schon in Davos angekommen. Am Bahnhof empfängt ein Drohnenflugverbot und temporäre Tafeln weisen den Weg durch die Stadt. «A very warm welcome in Davos» steht auf einem grossen Transparent, das quer über die Hauptstrasse gespannt ist. Den warmen Empfang kann man an diesem eisigen Morgen gut gebrauchen. Minus acht Grad zeigt das Thermometer. Vor den Lippen der Arbeiterinnen und Arbeiter bilden sich feuchte Atemwolken. Der Himmel hingegen ist strahlend blau. Perfektes Pistenwetter. Am Sonntag, 14. Januar, wird in Davos die Ukraine-Konferenz abgehalten. Am Montag, 15. Januar, startet das 54. Weltwirtschaftsforum unter dem Motto «Rebuilding Trust». Vertrauen wiederherstellen. «Don't follow your GPS», steht auf einer der orangenen Tafeln.

Schaut man sich um, erblickt man vieles, was man nicht lesen kann. Chinesische Schriftzeichen, Anweisungen auf Arabisch und viel Englisch. 2500 bis 3000 Teilnehmende aus aller Welt werden vom 15. bis zum 19. Januar am WEF erwartet, rund 300 von ihnen sind völkerrechtlich geschützt. 800 CEOs, 150 Technologie-Pionierinnen und Pioniere, über 60 Staatschefinnen und Regierungschefs, 400 Medienschaffende. Die Zahlen sprechen für sich. Und die Stadt muss darauf vorbereitet werden. Beim Eisstadion treffen sich am Freitag vor dem WEF die Journalistinnen und Journalisten. An der Medienkonferenz der Kantonspolizei Graubünden wird informiert, wie die Sicherheit in diesen Tagen in Davos gewährleistet wird. Rund neun Millionen Franken wird das Kostendach für Sicherheitsaufwendungen am WEF 2024 betragen. Der Bund, der Kanton Graubünden, die Gemeinde Davos und die Stiftung WEF beteiligen sich an den Kosten für die Sicherheitsmassnahmen.

Schutz in den Bergen

Als Walter Schlegel, Kommandant der Kantonspolizei Graubünden und Gesamteinsatzleiter, spricht, bildet sich flüchtiger Nebel. Die Sonne kommt noch nicht ganz über das neu errichtete Kurpark Village. Der Kommandant informiert in Uniform über Änderungen im Dispositiv der Polizei. Er berichtet von erhöhten Spannungen wegen dem Ukrainekrieg und dem Nahost-Konflikt. «Die Bedrohungslage ist ähnlich wie in den vorherigen Jahren, wenn auch akzentuierter.» Gewalttätiger Extremismus, Cybercrime und Terrorismus stehen auf der Gefahrenliste. Auch 2024 wird die Kantonspolizei Graubünden von Polizeikorps aus allen Kantonen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein sowie von der Schweizer Armee unterstützt.

Nach Walter Schlegel tritt dann Maurizio Dattrino, Divisionär der Schweizer Armee, vor die Medien. Für die Armee seien solche Einsätze keine Seltenheit. Bis zu 5000 Armeeangehörige werden beim WEF eingesetzt, etwa die Hälfte von ihnen in Graubünden. Auf dem Platz vor dem Eisstadion stehen verschiedene Einsatzfahrzeuge von Polizei und Armee. Davor Polizisten und Angehörige der Armee. Einige von ihnen in ausgeprägter Schutzkleidung und schwer bewaffnet. Heute nur zu Schauzwecken, am WEF selbst stehen sie bereit, falls es sie braucht. Die Punkte auf der Gefahrenliste kommen einem in den Sinn, wenn man die Sicherheitskräfte beobachtet. Für die Polizei ist das WEF ein riesiger Anlass mit grosser Verantwortung. Laut Walter Schlegel gilt: Nach dem WEF ist vor dem WEF. Aus der Auswertung des letzten Jahres resultierten 73 Verbesserungsmassnahmen, die heuer umgesetzt werden sollen.

Das WEF funktioniert nur in Davos

«Obwohl wir das ja schon zum 54. Mal machen, gibt es jedes Jahr neue Erkenntnisse», sagt der Gesamteinsatzleiter. Funktionieren würde das Ganze nur, weil die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Polizeieinheiten der Schweiz reibungslos sei. Auch hilfreich: dass der Anlass immer in Davos stattfindet. «Würde das WEF irgendwo anders stattfinden, wäre das fast nicht zu bewältigen. Nur schon der technische Aufbau ist so komplex, dass der logistische Aufwand nur in dieser Zeit machbar ist, weil man das schon viele Jahre zuvor getan hat», erklärt Walter Schlegel. Sprach's, verabschiedet sich und steht sofort vor der nächsten Kamera. Das Medieninteresse ist gross.

Zurück zum Spaziergang im Dorf. Schwere Betonelemente, leichte Warnpylonen und feste Zäune zeigen, wo es nicht weiter geht. Alleine von den Zäunen werden am WEF 52 Kilometer verbaut. Auf der Webseite der Gemeinde Davos lesen wir, dass der Tourismus in der Region Davos/Prättigau während der gesamten Dauer des WEF-Jahrestreffens grundsätzlich nicht beeinträchtigt sei. Es bestehen keine generellen Reisebeschränkungen, wohl aber Zutrittsbeschränkungen. Die RhB bietet während der Woche Shuttlezüge zwischen den Bahnhöfen Davos Dorf und Platz an – mit einer temporären Haltestelle beim Kongresszentrum. Aus dem Ortsbus steigen Menschen mit ihren Skiern oder Snowboards in der Hand. Sie gehen vorsichtig zwischen den verschiedenen Baustellen hindurch in Richtung Bergbahnen. Die Bedingungen stimmen. Für Pistenspass und für Gespräche zwischen den Wichtigen dieser Welt. Davos ist bereit.

Wir haben die Bündner und Bündnerinnen auf den Strassen in Davos gefragt, wie sie das WEF 2024 wahrnehmen: 

Video Suela Tuena
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