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Oft fehlt der temporäre Wohnraum

In einer Anfrage an die Bündner Regierung wollen SVP-Gross­rätin Valérie Favre Accola und Mitunterzeichnende wissen, wie es sich mit den massgebenden Wohnbevölkerungszahlen (inklusive Saisonniers und Wochenaufenthalter) für die Berechnung der Bauzonen­grösse in Gemeinden verhält.

Davoser
Zeitung
10.05.24 - 07:00 Uhr
Politik
Valérie Favre Accola anlässlich der letzten Session des Grossen Rates,. Sie macht sich Sorgen um den temporären Wohnraum.
Valérie Favre Accola anlässlich der letzten Session des Grossen Rates,. Sie macht sich Sorgen um den temporären Wohnraum.
SO (Livia Mauerhofer)
«In den in allen Gemeinden laufenden Überarbeitungen der Grundlagen für die Ortsplanungen spielt die Bemessung der Bauzonengrösse und insbesondere diejenige der Wohn-, Misch- und Zentrumszonen (WMZ) eine Hauptrolle», heisst es in der Anfrage. Diese richte sich gemäss übergeordneten Vorgaben nach dem effektiven Bedarf für die nächsten 15 Jahre. Gemeinden mit einer überdimensionierten WMZ seien gezwungen, ihre Flächenreserven zu reduzieren.» Die Bedarfs­abschätzung, heisst es in der Anfrage weiter, stütze sich hauptsächlich auf die aktuellen und prognostizierten Bevölkerungszahlen, wobei der Wert der ständigen Wohnbevölkerung gemäss Bundesamt für Statistik massgebend sei.

Raumplanerische Hürden

«Es zeigt sich jedoch aktuell, dass diese Berechnungsgrundlagen den Besonderheiten der touristischen Bündner Gemeinden und deren Herausforderungen bezüglich Schaffung von Erstwohnraum in vielen Aspekten nicht genügend Rechnungen tragen», so der Wortlaut der Anfrage weiter. Gemeinden seien bereit, Erstwohnraum zu schaffen oder Initiativen zur Schaffung von Erstwohnraum zu unterstützen, doch raumplanerische Hürden würden dies verhindern. «Davos gehört zu jenen Gemeinden, die nicht auszonen müssen, daher ist sie in einer komfortablen Lage – anders sieht es zum Beispiel in der Gemeinde Klosters aus», sagt Favre Accola auf Anfrage. «Als Regionalentwicklerin ist es mir wichtig, den Fokus auch auf die Region zu legen. Die Gemeinde Klosters hat dringenden Wohnraumbedarf, die Situation verschärft sich jeweils in der Wintersaison und sie müssen zusätzlich Bauland auszonen.»

Nach dem Wortlaut der Anfrage an den Gossen Rat sei es nicht nachvollziehbar, dass die für die touristischen Gemeinden sehr wichtigen saisonalen Arbeitskräfte bei diesen Berechnungen schlichtweg keine Rolle spielen würden. Diese saisonalen Arbeitskräfte seien ebenfalls auf Wohnraum angewiesen. In touristischen Gemeinden, bei welchen die nichtständige Wohnbevölkerung zwischen zehn und dreissig Prozent der ständigen Bevölkerung ausmache, sei dies eine grosse Herausforderung. «Ohne Wohnraum keine Arbeitskräfte, ohne Arbeitskräfte wird der Bündner Wirtschaftsmotor gedrosselt», so ein Kern der Anfrage.

Fehlende Arbeitskäfte

Würden die saisonalen Arbeitskräfte und Wochenaufenthalter zur ständigen Wohnbevölkerung dazugezählt, dann würden sich die Berechnungsgrundlagen für die Bemessung der Grösse der WMZ massgebend ändern, heisst es weiter in der Anfrage. «Auf dieses Thema gestossen bin ich wegen der Wohnraumproblematik, die sich gerade in Davos seit Jahren jeweils von Dezember  bis März  (Saisonniers) massiv verschärft hat», so ­Favre Accola. «Letztes Jahr konnten verschiedene Arbeitsverträge nicht unterschrieben werden, da der temporäre Wohnraum fehlte, diese Arbeitskräfte fehlten den KMUs, sie mussten zum Teil ihr Angebot, ihre Betriebs- und Öffnungszeiten anpassen.» Dies führe nach Worten von Favre Accola dazu, dass KMU aufgrund von fehlenden Arbeitskräften wirtschaftliche Probleme haben, eventuell gar wegziehen. «Damit fehlt den ­Gemeinden wieder wichtiges Steuer­substrat.»

Zahlreiche Fragen

Die Unterzeichnenden der Anfrage wollen nun von der Bündner Regierung ­wissen, wie sichergestellt werde, dass bei den Bauflächenberechnungen den Besonderheiten der Bündner und insbesondere der touristischen Gemeinden Rechnung getragen und ob bereits Gespräche diesbezüglich auf Bundesebene durch den Kanton Graubünden geführt würden. Die Anfrage spricht auch an, ob es weitere qualitative Punkte gibt, welche in der Dimensionierung der Bauzonengrösse für Bündner Gemeinden zu wenig ­berücksichtigt werden und welche zusätzlichen Massnahmen die Regierung ergreife, um die Interessen der Bündner Wirtschaft und Bevölkerung zu sichern?

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