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Sozialhilfequote bleibt trotz Corona stabil

Im Jahr 2020 bezogen 2588 Bündner mindestens einmal wirtschaftliche Sozialhilfe. Das sind 59 Personen mehr als 2019. Die Sozialhilfequote bleibt aber stabil und liegt unter dem schweizweiten Schnitt.

Südostschweiz
12.07.22 - 16:46 Uhr
Politik
Unterstützung durch Sozialhilfe: Obwohl die Coronapandemie grossen Einfluss auf die Statistik hatte und hat, sind die Zahlen im Jahr 2020 stabil geblieben.
Unterstützung durch Sozialhilfe: Obwohl die Coronapandemie grossen Einfluss auf die Statistik hatte und hat, sind die Zahlen im Jahr 2020 stabil geblieben.
Bild Olivia Aebli-Item

Geraten Menschen in der Schweiz in eine finanzielle Notlage, können sie sich an die Sozialhilfe wenden. Diese garantiert ein soziales Existenzminimum, wenn der eigene Lohn und andere finanzielle Hilfen nicht ausreichen oder nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Im Jahr 2020 wurden 2588 Personen im Kanton Graubünden durch die Sozialhilfe unterstützt, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Das sind 1,3 Prozent der kantonalen Bevölkerung. Diese Quote sei eine der tiefsten in der Schweiz. Der schweizweite Durchschnitt liege nämlich bei 3,2 Prozent.

Die folgende Grafik zeigt die Sozialhilfequote im Kanton Graubünden und in der Schweiz von 2005 bis 2020:

Pandemie hatte grossen Einfluss

Weiter heisst es, dass die getroffenen Coronamassnahmen des Bundes (Schulschliessungen, Restaurantschliessungen, die Schliessung von Läden des nicht-täglichen Bedarfs etc.) enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt hatten.

In der Sozialhilfe sei die Anzahl von neu eröffneten Dossiers pro Monat 2020 leicht angestiegen. Während 2019 im Schnitt 37 neue Dossiers pro Monat eröffnet wurden, waren es 41 Dossiers pro Monat im 2020.

Mehr pendente Dossiers

Aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktsituation war laut Kanton anzunehmen, dass weniger Personen den Sprung aus der Sozialhilfe schaffen würden. Hauptgrund für eine Ablösung aus der Sozialhilfe sei bis anhin eine Verbesserung der Erwerbssituation gewesen. So konnten 2019 rund 221 Dossiers abgeschlossen werden, weil eine Erwerbstätigkeit aufgenommen wurde oder das Erwerbseinkommen erhöht werden konnte. Im Jahr 2020 sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt deutlich schwieriger gewesen und eine Ablösung aus der Sozialhilfe wegen einer Verbesserung der Erwerbssituation sei nur noch bei 135 Dossiers möglich gewesen.

Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf die Sozialhilfe

In den Jahren um 2015 haben die Asylgesuche in der Schweiz aufgrund der anhaltenden Konflikte in Syrien, in Afghanistan und im Irak sprunghaft zugenommen. Anzunehmen war, dass sich dieser Anstieg zeitverzögert in der Sozialhilfe beobachten liesse. Denn der Bund erstattet den Kantonen beziehungsweise den Gemeinden die Kosten der Sozialhilfe für Flüchtlinge.

Entsprechend sei die Anzahl sozialhilfebeziehender Personen mit Asylhintergrund im Jahr 2020 gegenüber der Vorjahresperiode um 92 auf 456 gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von 25 Prozent. Auch im Rest der Schweiz sei ein auffälliger Anstieg um 21 Prozent zu beobachten. Die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund werde voraussichtlich auch in den kommenden Jahren zunehmen.

Die folgende Grafik zeigt die prozentuale Zunahme der Sozialhilfebezieher mit Asylhintergrund von 2017 bis 2020 im Kanton Graubünden und in der Schweiz:

Kinder und Jugendliche stärker von Sozialhilfe betroffen

Die gesellschaftlichen Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko verändern sich kaum, wie der Kanton Graubünden schreibt. Erstens seien Kinder und Jugendliche deutlich stärker von der Sozialhilfe betroffen als alle anderen Altersgruppen. In der Alterskategorie der 0 bis 17-Jährigen betrage das Sozialhilferisiko in Graubünden 2,6 Prozent. Damit sei die Sozialhilfequote in dieser Altersgruppe doppelt so hoch wie der kantonale Durchschnitt. Dies liege daran, dass häufig Familienhaushalte auf die Unterstützung der Sozialhilfe angewiesen sind.

Die folgende Grafik zeigt die Sozialhilfequote nach Alter im Kanton Graubünden im 2020:

Zweitens seien Eineltern-Familien mit Kindern deutlich stärker gefährdet als alle andere Haushaltstypen. Die Haushaltsquote (Anteil der Haushalte die Sozialhilfe beziehen) liege im Kanton Graubünden bei 1,6 Prozent. Der Anteil der Eineltern-Haushalte, die Sozialhilfe beziehen, liegt laut Kanton bei 13,5 Prozent.

Die folgende Grafik zeigt die Haushaltsquote der Sozialhilfe 2020 im Kanton Graubünden:

Ein geringes Ausbildungsniveau erhöhe zudem das Sozialhilferisiko ebenfalls deutlich. Personen ohne Berufsbildung seien in der Sozialhilfe stark übervertreten. Während im Kanton Graubünden 14 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 64 Jahren keine Berufsbildung haben, liege der entsprechende Anteil bei den Sozialhilfebeziehenden bei 47,9 Prozent. (red)

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