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«Abbruchbewilligung zur Belohnung?»

Höflich, aber mit einem angespannten Unterton ging es im Grossen Landrat bei der Diskussion um die Baukommission zu. Während sich die Regierung mit den bestehenden Regulierungen bestätigt sieht, wünschen sich die einreichenden Volkvertretenden mehr Biss bei deren Umsetzung.

Barbara
Gassler
02.05.24 - 07:00 Uhr
Politik
Landrat Simi Valär erklärte den Standpunkt der Baubehörde.
Landrat Simi Valär erklärte den Standpunkt der Baubehörde.
bg
Sie würden die falschen Fragen stellen, beschied Simi Valär, Leiter des Departements Hochbau, wo die Baukommission angesiedelt ist, den Interpellantinnen einleitend. Linda Zaugg und Ladina Alioth (beide SP) sowie weitere Unterzeichnende hatten im Dezember 2023 Fragen nach dem Sinn und Zweck der Baukommission aufgeworfen. Die Gemeinde hatte die Fragen zwar beantwortet (DZ, 16.4.), doch am vergangenen Donnerstag erfolgte die Aufarbeitung im Rat.

Zur Rolle der Baukommission

Das Verständnis für die Rolle der Baukommission sei nicht überall vorhanden, fuhr Valär fort. «Das gibt dem Kleinen Landrat die Möglichkeit, hier Klarheit zu schaffen.» Das Hochbauamt sei nicht der richtige Ansprechpartner für politische Vorstösse, fuhr er fort. Noch weniger die Baukommission, die nur beratende Funktion habe. Sie sei im besten Fall ein ­Bindeglied zwischen Hochbauamt und ­Baubehörde (= Kleiner Landrat, Anm. d. Red.), die im ordentlichen Bauverfahren ausschliesslich entscheide. Fragen zum Kommunalen räumlichen Leitbild wie auch zur Wohnraumstrategie würden ­daher nicht dahin gehören. Die Baukommission sei lediglich ein vom Gesetz definiertes Instrument der Baubehörde und würde diesen Auftrag wahrnehmen. «Es gibt keinen Grund, diese seit Jahrzehnten bewährte Arbeitsteilung zu ändern.»

Sertig Dörfli

Als nur teilweise von der Antwort befriedigt, zeigte sich Linda Zaugg, und der Rat beschloss, sich auf eine Diskussion einzulassen. In einer Präsentation verwies Zaugg auf das Dokument «Davos Qualitätssystem für Baukultur», das acht Kriterien für eine hohe Baukultur definiere. Für Davos sei es sehr treffend, nicht nur weil es diesen Namen trage, sondern weil es Kriterien für eine hohe Baukultur definiere. Die aktuellen Pläne im Sertig Dörfli (DZ, 12.3.) würden diesen nicht entsprechen. Damit war man beim eigentlichen Punkt angelangt. Der Erhalt des Sertig Dörfli bringe langfristig mehr als ein Verkauf als Luxuswohnraum, stellte Zaugg fest, als sie ihre bereits in der DZ dargelegten Argumente vorstellte. Kein Verständnis für die Ablehnung von Erstwohnraum im Sertig Dörfli hatte Scott Rüesch (SVP). «Es ist doch schön für Kinder in einem Seitental aufzuwachsen, wo sie viel Platz haben.» Wie die über Davos liegende Planungszone wirke, wollte Kaspar Hoffmann (SVP) wissen. Land­ammann Philipp Wilhelm (SP) erklärte daraufhin, dass da, wo das Kommunale räumliche Leitbild keine grossen Veränderungen wie etwa Auszonungen vor­sehe, das aktuelle Gesetz gelte und man, wie etwa im Sertig Dörfli, Projekte bewillige. Simi Valär ergänzte, dass die Fragen wie etwa zur Standortgerechtigkeit oder zum Ortsbildschutz zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht aktuell seien. «Das sind Themen, die erst nach der Ausschreibung im Rahmen der Einsprachen behandelt werden.»

«Haus am Hof»

Erklärungsbedarf besteht in den Augen der Interpellanten auch beim zur Klinik Clavadel gehörenden «Haus am Hof». Dort wollte Zaugg wissen, welche übergeordneten Interessen zur bestehenden Abbruchbewilligung dieses erhaltenswerten Gebäudes geführt hätten. Valär erklärte, dass bei der Beurteilung auch die Verhältnismässigkeit eine Rolle spiele, sprich ob ein Erhalt finanziell zumutbar sei. Eigentümer könnten ihren Besitz dann einfach zerfallen lassen und würden mit einer Abbruchbewilligung belohnt, wollte Kistler daraufhin wissen. Das sei tatsächlich so, konnte Valär nur antworten.

Einen Weg zu einer höheren Baukultur und des Schutzes des Ortsbildes sieht Zaugg in einer veränderten Zusammensetzung der Baukommission. «Leute vom Fach sind von Vorteil, aber auch ein Dilemma», fasste sie deren widerstrebenden Interessen zusammen. Sie wünsche sich eine breit aufgestellte Kommission, bei der nicht alle aus der gleichen Ecke kämen. Das Thema dürfte damit nicht abgeschlossen sein, denn Mitunter­zeichner Lukas Kistler (GLP) versprach, weitere Schritte vorzunehmen.

Welches übergeordnetes Interesse es beim «Haus am Hof» in Clavadel gebe, wurde gefragt.
Welches übergeordnetes Interesse es beim «Haus am Hof» in Clavadel gebe, wurde gefragt.
zVg
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