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Mobilität hat immer ihren Preis

Mit einem Postulat verlangten die beiden SP-Landrätinnen Ladina Alioth und Linda Zaugg im Juni 2023 einen Abbau der Hürden zur Nutzung des ÖVs durch Kinder und Jugendliche. An der nächsten Sitzung des Grossen Landrats (GL) vom kommenden Donnerstag wird die Antwort des Kleinen Landrats (KL) diskutiert werden.

Barbara
Gassler
20.03.24 - 17:00 Uhr
Politik
Der Kleine Landrat befürchtet, dass ein Gratis-ÖV zu einer Übernutzung ohne entsprechende Ausbaumöglichkeiten führen könnte. 
Der Kleine Landrat befürchtet, dass ein Gratis-ÖV zu einer Übernutzung ohne entsprechende Ausbaumöglichkeiten führen könnte. 
bg

Mit ihrem Postulat verlangten die beiden Politikerinnen eine Integration des Verkehrsbetriebs Davos (VBD) in die bestehende Kids Card. Das seit knapp einem Jahr angebotene Abonnement ermöglicht für jährlich 75 Franken die Nutzung des Hallenbads, des Eistraums, der Trainingshalle Färbi und des «Adventure Parks» im Färich. Indem nun zusätzlich auch der ÖV genutzt werden könne, sollen die Kinder und Jugendlichen diesen als bevorzugtes Transportmittel kennenlernen, finden die Postulantinnen. Zusätzlich notwendig sei die Integration, weil das vom VBD genutzte Billett-System «Venda» nicht kindergerecht sei, argumentieren sie weiter. Das Erzwingen eines digitalen Zahlungsmittels schliesse Kinder im Primarschulalter aus. Durch die Ergänzung der Kids Card um den ÖV wäre das Angebot nicht ganz gratis, aberdoch sehr niederschwellig und stelle eine zusätzliche Aufwertung dar, fassen sie zusammen.

Genügend Angebote

Dagegen führt der KL einige Argumente ins Feld und beantragt die Abschreibung des Postulats. Zwar teilt er die Einschätzung, «dass Anreize zur Benutzung einer nachhaltigen Mobilität für junge Menschen wichtig sind, da sie ihr späteres Mobilitätsverhalten beeinflussen». Doch er verweist auf die bereits bestehenden Angebote für Menschen bis 16 Jahre und findet: «Das sind gute und bewährte Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche». In Davos sollen diese sogar noch erweitert werden, indem ab dem neuen Schuljahr ein Schülerabonnement zu 90 Franken ausgegeben werde, erklärt Stefan Walser, Vorsteher des Departements Tiefbau und öffentliche Betriebe, auf ­Anfrage der DZ. Dagegen sei eine Zusammenführung des Bezahlsystems des Tarifverbundes, in das der VBD eingebunden ist, mit der Kids Card technisch nicht möglich. «Die Kids Card beruht auf einem anderen System.» Das Schülerabonnement dagegen werde in den Swis-spass integriert und entspreche in ­seinem Geltungsbereich jenem des gesamten Netzes des VBD. Es ist also zwischen ­Laret, Wiesen und Flüelapass inklusive Seitentäler gültig. Nicht gelten lässt der KL ausserdem das Argument, dass ohne digitales Zahlungsmittel «Venda» nicht genutzt werden könne. Mit unpersön­lichen Wertkarten sei das sehr wohl möglich.

Gratis behindert Ausbau

Ausführlich argumentiert der KL in seiner Beantwortung des Postulats, warum ein Gratis-ÖV kontraproduktiv sei. Denn so hatte er die Aufforderung «und/oder prüft weitere Möglichkeiten zur niederschwelligen Nutzung ...» interpretiert. Nicht nur der Preis sei entscheidend für den Erfolg des ÖV, sondern auch die Qualität des Angebots, schreibt der KL also. «Fehlende Erträge würden die Weiterentwicklung des ÖV hemmen.» Dieser werde aber notwendig, wenn aufgrund eines kostenlosen Angebots mehr Kinder, ­Jugendliche und möglicherweise sogar deren Eltern den ÖV nutzten. «Mehr Fahrgäste bedeuten vor allem in Spitzenzeiten auch eine gewisse Unzuverlässigkeit [...], was Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit hätte», schreibt er in seiner Antwort. Eine kostenlose Nutzung des ÖVs bis zum Alter von 16 Jahren würde dessen ungedeckte Kosten erhöhen. Konkret wird Walser: «Bis anhin bezuschusste die Gemeinde den VBD jährlich mit 1,2 Millionen Franken.» Mit dem neuen Davoser Pass würden diese Kosten zukünftig auf 2 bis 2,5 Millionen Franken steigen. «Im neuen Tarifverbund kostet der Davoser Pass über die ganze Landschaft – was drei Zonen entspricht – regulär 873 Franken. Für Einheimische verbilligt ihn die Gemeinde jedoch auf 250 Franken.»

Falsches Signal

Ein kostenloses Angebot sei auf den ersten Blick äusserst attraktiv, begründet der KL seine ablehnende Haltung zum Postulat weiter. Doch er befürchtet, dass es dazu führen könnte, zusätzliche Personen mit kostenloser Mobilität zu versorgen, die sie gar nicht benötigten. «Auch wird ein falsches Signal ausgesendet, indem die Mobilität mit dem ÖV nichts mehr zu kosten scheint.» Ein attraktiver Preis würde jedoch einen positiven Anreiz schaffen und diejenigen Personen fördern, «die auch tatsächlich eine Wegdistanz zurückzulegen haben, für die ein Verkehrsmittel wie der ÖV notwendig wird».

Spannend wird nun die Diskussion im GL sein. Immerhin war das Postulat damals mit 15 von total 17 möglichen Unterschriften eingereicht worden.

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