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Ausblick des Landammanns

Wie jedes Jahr erhält der Landammann die Gelegenheit, sich in der ersten DZ-Ausgabe des Jahres zu äussern. Auch 2024 wird diese Tradition weitergeführt, und Philipp Wilhelm blickt auf das neue Jahr.

Davoser
Zeitung
08.01.24 - 12:00 Uhr
Politik
Philipp Wilhelm anlässlich der Einweihung der Lichtinstallation auf dem Arkadenplatz.
Philipp Wilhelm anlässlich der Einweihung der Lichtinstallation auf dem Arkadenplatz.
ad

Liebe Davoserinnen und Davoser,

Erst- und Zweitheimische, liebe Gäste

Der Jahreswechsel schreibt für Davos erfreuliche Geschichten. Diese Woche hosteten wir zum ersten Mal die Tour de Ski. Vor Weihnachten war der Snowboard-Weltcup zu Besuch. Und dazwischen beschenkte uns der HCD mit dem grandiosen Sieg am Jubiläumsturnier 100 Jahre Spengler Cup. Herzliche Gratulation!

Die top organisierten Anlässe inmitten verschneiter Winterlandschaft wurden in viele Stuben der Welt übertragen. In viele Stuben wird zudem gerade die Serie «Davos 1917» gestreamt. Ein kulturelles Glanzlicht, das Davos auch in vielerlei Munde und Köpfe bringt. 2024 steht ein weiteres Jubiläum an. Vor hundert Jahren nämlich hat Thomas Mann den «Zauberberg» veröffentlicht, und es wird dafür gesorgt, dass die Augen nicht nur der literarischen Welt erneut auf Davos gerichtet sein werden.

Auf die erfreulichen Geschichten und den schnee- und sonnenreichen Start ins neue Jahr anstossen konnten wir am Montag anlässlich des traditionellen Neujahrsapéros in Wiesen sowie am erneut ausverkauften Neujahrskonzert des Davos Festivals im Kongresszentrum. Allen, die geholfen haben, die erfreulichen Davoser Geschichten zu schreiben und zu feiern, gilt ein herzliches Dankeschön.

Auch politisch hat das alte Jahr überaus erfreulich geendet. Die Stimmbevölkerung nahm am 17. Dezember 2023 alle Abstimmungsvorlagen deutlich an und stellte damit wichtige Weichen für die dringend nötige Wohnraumstrategie, für erneuerbare Energie aus Davoser Sonne und für digitalisierte Behördenarbeit. Und nicht zu vergessen: Mit der Zustimmung zum Budget liegt der Davoser Steuerfuss für Sie, geschätzte Davoser und Davoserinnen, per Neujahr 2024 bei 95 statt bei 103 Prozent.

Die klare Zustimmung der Bevölkerung zeugt davon, dass die Davoser Behörden – nach einigen Diskussionen – den Kompass gut eingestellt haben. Wir sind gemeinsam auf dem richtigen Kurs, und wir können mit viel Elan und Motivation ins 2024 starten.

Das ist wichtig, denn die Herausforderung der Wohnungsknappheit ist mit den vergangenen Abstimmungen allein nicht erledigt. Sie erfordert nun starkes Engagement auch in den Folgejahren. Nächste Schritte laufen bereits intensiv und werden schon 2024 sichtbar. So werden die Pläne für den Bau neuer Erstwohnungen auf zwei Gemeindeparzellen sowie für die Vorbereitung von Baurechtsverträgen auf vier weiteren Parzellen vorangetrieben. Ebenso werden die beiden ausstehenden Arealentwicklungen «Valbella» und «Neugestaltung Davos Dorf» zur Abstimmung weiterentwickelt. Gerade das Generationenprojekt mit der Verschiebung des Bahnhofs Davos Dorf spielt nicht nur in der Wohnraumstrategie, sondern auch im neuen Gesamtverkehrskonzept eine ausgesprochene Schlüsselrolle und wird die Mobilitätsströme nach und in Davos deutlich verbessern.

Neben der Wohnraumstrategie und der Weiterentwicklung der Verkehrsplanung werden im kommenden Jahr weitere Rahmenbedingungen für Einwohner und Einwohnerinnen allen Alters, Fachkräfte und Gäste in Davos verbessert. Bei der Volksschule stehen etwa die Verabschiedung einer Schulstrategie an, die nächste Etappe der Geräte-Ausrüstung und der Bau des Zwischentrakts am Platzer Schulzentrum, der auch Grundlage für die Einführung einer Tagesschule ab Schuljahr 2025/2026 bildet. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist zudem die Eröffnung der Kindervilla Schwiizerhuus mit einer zusätzlichen Kita am heutigen Bibliotheksstandort geplant. Die Bibliotheken ihrerseits ziehen 2024 in das alte Postgebäude und beleben den Postplatz mit einer öffentlichen Nutzung.

Der Wirtschaftsstandort Davos wird im kommenden Jahr unter anderem durch die Vollendung des zweiten Forschungsgebäudes am Medizincampus Wolfgang sowie mit der Erarbeitung einer Botschaft zur Finanzierung eines neuen Forschungszentrums für translationale Medizin Graubünden weiter gestärkt. Für das Davoser Gewerbe wird die Nutzbarmachung der neuen Gewerbezone Gadastatt/Tanne in Davos Frauenkirch vorangetrieben.

Im Bereich Tourismus und Freizeitanlagen stehen abschliessende Arbeiten rund um den Davosersee an. Zudem starten nach der erfolgten Entflechtung von Bike- und Wanderwegen auf der Strecke Jakobshorn-Sertig-Rinerhorn die Vorbereitungsarbeiten zur Umsetzung eines Masterplans Bike- und Wanderwege auf dem gesamten Gemeindegebiet an, während die Konzeptarbeiten am Masterplan Färich und vorderes Flüelatal sowohl für die Winter- wie die Sommernutzung weitergetrieben werden.

Im Bereich der Nachhaltigkeit ist die energetische Sanierung des Kongresshotels und der Bau einer Energiezentrale am Kongresszentrum vorgesehen, welche langfristig die nachhaltige Energieversorgung der Grossbauten rund um den Kurpark ermöglicht. Zudem erfolgt 2024 die zweite Zahlung an den Davoser Klimafonds, mit dessen Hilfe unter anderem am Spengler Cup viele Gäste zur Benützung des Zugs motiviert wurden. Zur Weiterführung des Gemeindebeitrags wird 2024 ein Bericht an den Grossen Landrat fällig.

Natürlich ist das nur ein kleiner Einblick in das ambitionierte Programm des letzten Jahres der laufenden Legislatur. Und natürlich werden uns 2024 auch viele länger pendente und neu aufflammende Herausforderungen begegnen. Wir dürfen aber sagen: Dank einer guten Finanzlage und herausragender Teamarbeit konnte Davos neben der Krisenbewältigung der letzten Jahre den Vorwärtskurs aufrechterhalten, den Investitionsstau weiter abbauen und wichtige Zukunftsinvestitionen aufgleisen. So sind wir aktiv dabei, die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern und dürfen mit viel Elan die Zukunft planen.

Bei allem positiven Denken ist zum Schluss doch auch ein grosser Wermutstropfen anzusprechen. Denn so erfreulich auch die Davoser Aussichten sind, so besorgniserregend ist der Blick auf das Weltgeschehen. Globale Krisenherde werden nicht weniger, sondern scheinen sich von Jahr zu Jahr zu mehren. Neben nach wie vor ungelösten Klima- und Energiefragen schwelt der Ukrainekrieg weiter, und im Nahen Osten ist ein alter Konflikt neu und grausam aufgeflammt. So schrecklich die beobachteten Szenen sind, so bedauerlich klein scheint die Hoffnung auf ein baldiges Ende für das Leid der Zivilbevölkerung.

Daher sollten unsere Gedanken zu Beginn des Jahres auch bei all jenen sein, mit denen es das Leben nicht so gut meint. Ein kleiner Lichtblick vielleicht: Davos wird in wenigen Tagen Austragungsort von Friedensgesprächen für die Ukraine. Wie realistisch ein baldiger Rückzug der russischen Invasionsarmee auch einzuschätzen ist, letztlich sind Frieden und ein Sieg des Völkerrechts die einzigen Perspektiven. Dass Davos als Kongressstadt in den Alpen zu solchen Gesprächen den Verhandlungstisch aufstellen kann, darf uns stolz machen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen im neuen Jahr Gesundheit, Freude, Zusammenhalt, Pioniergeist, Gemütsruhe und Frieden. Oder kurz: «Äs rächt äs guäts Nüüs!»

Fertig Ruine: Auf dem Areal der ehemaligen Klinik Valbella soll schon bald Neues entstehen.
Fertig Ruine: Auf dem Areal der ehemaligen Klinik Valbella soll schon bald Neues entstehen.
bg
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