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Vorschläge für Umfahrung von Sta. Maria werden abgelehnt

Seit Jahren hofft Sta. Maria auf eine Umfahrung des Ortskerns. Nun aber der Dämpfer: Die beiden Vorschläge vom Tiefbauamt Graubünden werden von zwei eidgenössischen Kommissionen abgelehnt.

Südostschweiz
28.02.23 - 10:34 Uhr
Politik

Das Dorf Sta. Maria in der Val Müstair leidet seit Jahren unter dem stetig wachsenden Durchgangsverkehr. Die Ofenbergstrasse, die durch den Ortskern mit seinen historischen Engadinerhäusern führt, ist eng und häufig überlastet. Ausserdem ist es unmöglich, dass sich zwei Fahrzeuge des Schwerverkehrs kreuzen. Auch für gewöhnliche Autos stellt dies schon eine Schwierigkeit dar.

Das Tiefbauamt Graubünden (TBA) hatte deshalb zwei Optionen für eine Umfahrung entweder im Norden oder im Süden der Gemeinde ausgearbeitet. Wie nun aber der Kanton mitteilt, lehnen die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) sowie die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege (EKD) die vom Tiefbauamt Graubünden im Rahmen des Richtplanverfahrens präsentierten Varianten in einem Gutachten vom Februar ab. Die beiden Kommissionen kommen zum Schluss, dass beide Varianten zur Beeinträchtigung vom Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (Isos) sowie des Bundesinventars der historischen Verkehrswege von nationaler Bedeutung (IVS) führen.

Reto Knuchel, Kantonsingenieur vom Tiefbauamt Graubünden, ist überrascht von der Entscheidung der beiden Kommissionen. Das Projekt der Umfahrungsstrasse um Sta. Maria ist bis zur Entscheidung der eidgenössischen Kommissionen auf einem guten Weg gewesen:

Flurin Grass/ TV Südostschweiz

Zwei Varianten vertieft ausgearbeitet

Um den Ortskern zu entlasten und die Verkehrssicherheit zu erhöhen, standen für das Tiefbauamt folgende zwei Optionen im Fokus:

Die erste Variante sieht eine weiträumige Umfahrung im Süden vor. Die Strasse würde in zwei Abschnitten von 445 Metern und 600 Metern Länge durch Tunnels geführt. Am südlichsten Punkt – zwischen den beiden Tunnels – würde die Umbrailstrasse oberirdisch in die Umfahrung einmünden. Die Überquerung der Muranzina (Zufluss des Rombachs) würde über eine rund 100 Meter lange Brücke, ebenfalls zwischen den beiden Tunnels, erfolgen.

Variante eins: Hier würde die Strasse im Süden durch zwei Tunnels umgeleitet werden. 
Variante eins: Hier würde die Strasse im Süden durch zwei Tunnels umgeleitet werden. 
Visualisierung Tiefbauamt Graubünden

Bei der zweiten Variante würde die Strasse am nördlichen Dorfrand entlangführen, wobei 600 Meter der Strecke in einen Tunnel verlegt würden. Eine Einmündung der Umbrailstrasse in die Umfahrungsstrasse wäre bei dieser Variante nicht möglich.

Variante zwei: Ein Tunnel würde nördlich des Dorfes ohne Einmündung der Umbrailstrasse entlangführen. 
Variante zwei: Ein Tunnel würde nördlich des Dorfes ohne Einmündung der Umbrailstrasse entlangführen. 
Visualisierung Tiefbauamt Graubünden

Vorgeschlagen wird Lichtsignal

Gemäss den Kommissionen ist die Entlastung des Ortskerns vom Verkehr auch aus der Sicht des schützenswerten Ortsbilds von Sta. Maria grundsätzlich zu begrüssen. Sie empfehlen jedoch – aufgrund der Beeinträchtigung des Dorfbilds, die die vorgeschlagenen Varianten mit sich bringen würden – eine Lösung, die eine mittels Lichtsignalanlage gesteuerte Ortsdurchfahrt vorsieht. Sollte an einer Umfahrung festgehalten werden, empfehlen sie allenfalls die Erstellung eines Tunnels, wobei die beiden Tunnelportale möglichst ausserhalb des Ortsbilds errichtet werden müssten, heisst es in der Mitteilung.

Der Kanton nehme die Empfehlung nun auf und prüfe gemeinsam mit der Gemeinde Sta. Maria sowohl die Option einer Lichtsignalanlage als auch eine Tunnelvariante. Dies werde aber Zeit in Anspruch nehmen und fliesse in das laufende Richtplanverfahren ein.

Die Stimmen zum Entscheid gibt es auch heute Abend im Infomagazin ab 17.15 Uhr auf Radio Südostschweiz und ab 18 Uhr in den Rondo News auf TV Südostschweiz. 

(nua)

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Schade, dass nicht endlich Nägel mit Köpfen geschmiedet werden können - die historischen Verkehrswege werden wohl am Ehesten durch eine Umfahrung Süd geschützt!

Ich finde es widernatürlich, Verkehrswege (!) "schützen" zu wollen.

Schützen müsste man Natur, Flora/Fauna inklusive Menschen: Gesundheit.

Die Südumfahrung Chur (ich finde es höllisch) habe ich vor meinem Fenster, die Südumfahrung im Nachbarort Domat/Ems wird gebaut (gemäss kürzlichem Volksentscheid); wir haben Verkehrsfluten in GR, die Umfahrungen/Tunnelungen, das Strassenbau-Budget, 784 Millionen allein in GR für eine Vierjahresperiode. Unendliches Wachstum statt Immunsystem? Sta.Maria-"Technik" als Schleusenöffner" (Pilotprojekt)? Zitat (SO 28.2.2023): "Das Münstertaler Vorgehen war gewissermassen ein Pilotprojekt mit kantonaler Ausstrahlung. «Inzwischen arbeitet man auch anderswo so, wenn es um eine Umfahrung geht», sagt Gemeindepräsidentin Binkert Becchetti."

Und mir unverständlich, warum für Wohnbauten (die für mich, zumindest für Zukunftsprojekte wie Systemwechsel-Edental als Dominoeffekt-Vorbild, Sinn machen würden) in freier Natur strenge Verhinderungsgesetze gelten, aber Highways (die ich nur zerstörerisch finde, Vergnügungsverkehr, während Ktipp 1.3.2023 berichtet, wie giftiger Pneusabtrieb beispielsweise in Salat landet) in denselben "unberührten Gegenden" hingepflastert werden und werden sollen.

Es ist die (vorhandene oder geplante) flächendeckende Monokultur (à la Internet of Things, weltweit, lückenlos: das Ubiquitäre von PFAS & Co.), das Alternativlose, die Ausweglosigkeit (insbesondere beim Wohnen, punkto Lärm und Luftverschmutzung wie etwa Tabak), die mich fassungslos macht.

Jemand schrieb mal, Demokratie sei die Diktatur der 50 Prozent plus 1 Person; oder "Tyrannei der Mehrheit", wie sie Tocqueville beschreibt. Insofern halte ich von der Demokratie nichts mehr.

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