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Gemeinde Davos hält an Tageskarte fest

Die beliebte Gemeindetages­karte soll ab nächstem Jahr durch die «Spartageskarte Gemeinde» ersetzt werden. Das neue Angebot sei aber zu teuer und zu kompliziert, finden nun viele Schweizer Gemeinden. In Davos stand eine Abschaffung aber nie zur Debatte.

Andri
Dürst
26.07.23 - 07:00 Uhr
Politik
Der Preis der neuen «Spartageskarte Gemeinde» hängt davon ab, ob man ein Halbtaxabo besitzt.
Der Preis der neuen «Spartageskarte Gemeinde» hängt davon ab, ob man ein Halbtaxabo besitzt.
ad

In Davos warf die Umstellung auf das neue Angebot ihren Schatten schon länger voraus: Da die Vereinbarung zu den Gemeindetageskarten hier bereits Ende April auslief, gibt es im Rathaus seit dem 1. Mai keine Tageskarten mehr. «Bis zur Einführung des Folgeangebots per 1. Januar 2024 verweisen SBB und Gemeinde Davos auf das bestehende öV-Sortiment, insbesondere die Spartageskarte», heisst es ergänzend dazu auf der Gemeinde-Homepage.

Teilweise massive Preiserhöhung

Jedoch stösst die Nachfolgelösung mancherorts auf Kritik. Mittlerweile hat sich auf Bundesebene sogar ein überparteiliches Komitee gebildet, das sich gegen die Einführung der neuen Lösung einsetzt. Die Organisation mit dem Namen «Komitee für einen gesellschaftsverträglichen öV» schreibt dazu in einer Medienmitteilung: «Die […| Nachfolgelösung wird Einkommensschwache, Pensionäre oder Familien stark belasten. Während es bis anhin eine Gemeindetageskarte gab, gibt es neuerdings acht verschiedene Varianten, wobei der Preis jeweils davon abhängt, ob man ein Halbtaxabonnement besitzt, 1. oder 2. Klasse fahren will, und zu welchem Zeitpunkt man die Karte bezieht. Während die altbekannte Gemeindetageskarte je nach Gemeinde ­zwischen 40 und 45 Franken kostet, wird die neue Tageskarte unter identischen Bedingungen mit 88 Franken mehr als doppelt so teuer sein.»

Weiter würden die Karten zukünftig personalisiert und somit nicht mehr übertragbar sein. «Wenn man nun aufgrund von Krankheit oder eines Unfalls die Reise nicht antreten kann, muss die Karte somit weggeworfen werden, und das Geld ist verloren. Bisher konnte man die Karte einem Verwandten oder Bekannten weitergeben. Diese Entwicklung, bei welcher einzig der öV profitiert, nämlich mit grossen Zusatzeinnahmen, ist nicht hinnehmbar.» Das Komitee fordere daher «klipp und klar», dass die beliebte Gemeindetageskarte in altbewährter Form den Bürgerinnen und Bürgern wieder zurückgebracht werden müsse. Gemäss der Gruppierung biete eine grosse Anzahl an Gemeinden künftig gar keine Tageskarten mehr an, so würden beispielsweise sämtliche Sarganserländer Gemeinden darauf verzichten.

Erwerb einer günstigen Tageskarte weiterhin ermöglichen

«Ich habe ein gewisses Verständnis für die Gemeinden, welche sich vom Verkauf der Tageskarten verabschiedeten», meint Landrat Jürg Zürcher gegenüber der DZ. Doch in Davos sei es nie eine Frage gewesen, ob man bei der Nachfolgelösung der Tageskarte mitmachen oder nicht. «Wir wollen diese Dienstleistung nach wie vor aufrecht erhalten und unseren Bürgerinnen und Bürgern den Erwerb einer günstigen Tageskarte ermöglichen», erklärt der Vorsteher des Departements Gesellschaft, Gesundheit und Sicherheit. Dennoch: Auch im Rathaus rechnet man für das neue Angebot mit Zusatzaufwand, wie er ausführt: «Die neue, digitale Lösung der SBB ist in der Umsetzung viel aufwendiger als das bisherige System des einfachen Kartenverkaufs am Schalter. Neu müssen unsere Mitarbeiter vom Kunden folgende Daten erfassen und in ein SBB-Portal einpflegen: die Personalien des Kunden, die Wahl für 1. oder 2. Klasse sowie Buchung mit oder ohne Halbtax. Zudem sind festgelegte, unterschiedliche Preise nach Tarifblatt SBB zu berücksichtigen (je kurzfristiger, je teurer).»

Bislang kleiner Gewinn für Gemeinde

Die Vergangenheit hätte gezeigt, dass in Davos die Gemeindetageskarten sehr gut genutzt worden seien. Zürcher rechnet vor: «Wir hatten auf der Gemeinde 12 Tageskarten, welche sehr gut genutzt wurden. Die Karten wurden bei der SBB jeweils im Herbst für das neue Jahr zu 38 Franken pro Tag eingekauft und für 47 Franken weiterverkauft. Mit der Bewirtschaftung der Tageskarte konnte die Gemeinde alles in allem jedes Jahr einen kleinen Gewinn verzeichnen, welcher in etwa die Administrationskosten deckte.» Neu brauche die Gemeinde keine Karten mehr zu kaufen, sondern man beziehe diese aus einem gesamtschweizerischen Tageskartenpool. «Damit haben wir auch kein finanzielles Risiko mehr zu tragen, bekommen jedoch für den Aufwand lediglich noch fünf Prozent Kommission erstattet», schliesst der Landrat.

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