Jahresrechnung: Corona-Effekt hält sich (noch) in Grenzen
In den letzten Jahren waren bei der Präsentation der Jahresrechnung der Gemeinde stets glückliche Gesichter zu sehen. Dies war heuer nicht anders, denn auch die Zahlen fürs 2021 können sich sehen lassen – trotz Corona.
In den letzten Jahren waren bei der Präsentation der Jahresrechnung der Gemeinde stets glückliche Gesichter zu sehen. Dies war heuer nicht anders, denn auch die Zahlen fürs 2021 können sich sehen lassen – trotz Corona.
Besser als budgetiert, aber weniger gut als in den Vorjahren – so die grobe Zusammenfassung der Zahlen, die am Donnerstag vor den Medien präsentiert wurden. Die Jahresrechnung zeige jeweils gut den Zustand der Gemeinde auf, meinte Landammann Philipp Wilhelm in seinen einleitenden Worten. Der «Säckelmeister» hielt weiter fest: «Die Zahlen entscheiden darüber, ob wir uns in Zukunft auch weiter entwickeln können».
Rekordhohes Ergebnis
Dass es der Gemeinde gut geht, zeigt das Ergebnis von 2021 deutlich. Die Erfolgsrechnung schliesst nämlich aussergewöhnlich positiv ab. Denn als Ertragsüberschuss resultiert ein Ergebnis von rund 23,6 Millionen Franken (operatives Ergebnis bei 22,5 Millionen Franken). Dabei gebe es allerdings zwei grosse «Aber», so Wilhelm. Zwei Sondereffekte würden die Jahresrechnung «aufhübschen». Würde man diese «wegdenken», käme man zu einem Ergebnis, das sich in der gleichen Bandbreite wie in den Vorjahren bewege, erklärte der Landammann. Finanzverwalter Martin Raich erläuterte daraufhin, wie die Sondereffekte entstanden sind. Einerseits gehe es um eine Einbuchung des Davoser Anteils am Dotationskapital des Gemeindeverbands für Abfallentsorgung in Graubünden (Gevag). Diese beträgt 6,1 Millionen Franken. Grund dafür sei die Neuorganisation des Gevag als öffentlich-rechtliche Anstalt. «Dieser Zuwachs betrifft aber nicht nur Davos, sondern alle Gemeinden, die beim Gevag beteiligt sind», ergänzte Raich. Als zweiter Treiber der Abweichungen nannte er Aufwertungen bei Liegenschaften im Ausmass von total 2,5 Millionen Franken, da deren Verkehrswert höher beurteilt wird. Zwar hätte man diese Sondereffekte buchhalterisch mittels Zusatzabschreibungen «kosmetisch» korrigieren können, doch da man nach dem «True and fair view»-Grundsatz arbeite, wolle man die Rechnung so realistisch wie möglich abbilden.
WEF- und Spengler Cup-Ausfall ohne grosse Auswirkungen auf Gemeinde
Doch nicht nur diese beiden Sondereffekte führten zum Gesamtertrag von 134,2 Millionen Franken, der über den Erwartungen lag (119,8 Millionen Franken im Budget). Diese Entwicklung beruhe mehrheitlich auf den Steuererträgen, welche dank der umfangreichen Stütz-ungsmassnahmen von Bund und Kanton weniger tief ausfielen als befürchtet – trotz des Ausfalls von mehreren Grossveranstaltungen, wird in einer parallel dazu abgegebenen Mitteilung erklärt. Weiter: «Der budgetierte Wert wurde um 3,1 Millionen Franken beziehungsweise um 4,8 Prozent übertroffen. Dennoch konnte der Vorjahressaldo erwartungsgemäss nicht erreicht werden: Die Abweichung beträgt minus 3,7 Mio, Franken beziehungsweise minus 5,1 Prozent.» Während also auf der Ertragsseite mehr eingenommen wurde als erwartet, wurde auf der Aufwandsseite weniger ausgegeben als budgetiert. Dazu heisst es weiter: «Der Gesamtaufwand 2021 von rund 110,6 Millionen Franken unterschreitet das Budget um 1,7 Millionen Franken beziehungsweise um 1,5 Prozent». Die grösste Abweichung sei beim Transferaufwand zu verzeichnen: «Einerseits werden beim Kongresszentrum und beim Spital zum Teil deutlich bessere Ergebnisse ausgewiesen als veranschlagt. Andererseits konnten wegen Covid-19 verschiedene im Budget enthaltene Veranstaltungen nicht durchgeführt werden. Zusätzlich fallen auch der Sachaufwand und die Abschreibungen im Vergleich zum Budget tiefer aus, zum Beispiel wegen zeitlichen Verschiebungen oder Lieferverzögerungen», schreibt die Gemeinde.
Lieferschwierigkeiten schlagen sich bei Investitionssumme nieder
Ein spannender Punkt sind jeweils die Investitionen. Auch im vergangenen Jahr fielen diese alles andere als klein aus. Dazu die Medienmitteilung: «In der Investitionsrechnung 2021 sind bei Ausgaben von rund 39,1 Millionen Franken und Einnahmen von rund 5,8 Millionen Franken Nettoinvestitionen in das Verwaltungsvermögen von 33,2 Millionen Franken zu verzeichnen. Dies ist der dritthöchste Wert seit 1990.» Von den budgetierten Nettoinvestitionen habe man rund 81 Prozent ausschöpfen können, heisst es weiter. Auf Nachfrage erklärte der Finanzverwalter, dass beispielsweise die für 2021 geplante Entflechtung der Wanderwege im Sertig aufgrund der fehlenden Bewilligung des Kantons noch nicht habe umgesetzt werden können. «Ähnlich verhält es sich mit dem Pumptrack im Färich. Im Hochbau-Bereich wurden gewisse Investitionen auf dem Areal Val Meisser sowie bei der energetischen Sanierung des Kongresszentrums zurückgestellt». Der Landammann ergänzte, dass auch Personalmangel bei den ausführenden Unternehmungen sowie die weltweiten Lieferverzögerungen zu Projektverzögerungen geführt hätten.
In Zusammenhang mit der Investitionsrechnung muss auch stets der Selbstfinanzierungsgrad erwähnt werden, denn dieser gibt Aufschluss darüber, wie gut die Finanzlage der Gemeinde ist. Budgetiert wurde dieser fürs 2021 auf rund 55 Prozent, fällt aber mit 110,22 Prozent deutlich besser aus als vorgesehen – aber auch dies hängt mit der Gevag-Verbuchung zusammen. Noch zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Selbstfinanzierungsgrad Selbstfinanzierungsgrad bei 61 Prozent.
In die Zukunft geblickt
Doch nicht nur 2021 wurde erneut sehr viel investiert – in den kommenden Jahren geht es so weiter. Als Beispiel seien hier die Erneuerung der Wasserversorgung Monstein oder die neuen Leitungen in den Seitentälern zu nennen. Im Hochbaubereich gibt es eine kurze «Verschnaufpause», ehe auch dort wieder Investitionen anstehen: Ab 2023 soll Geld in die Erneuerung der Schulliegenschaften – insbesondere in den Zwischentrakt beim Schulzentrum Platz – gesteckt werden. Mittelfristig stünden dann auch Sanierungen der Gemeindeliegenschaften an, die teils schon seit vielen Jahren verschoben wurde. Doch der wirklich «grosse Brocken» stellt das neue Ortszentrum im Dorf dar. Aktuell seien die Kosten für dieses Generationenprojekt noch unklar, so der Landammann. «Wenn diese Frage aber geklärt ist, werden wir schauen, welche steuerlichen Anpassungen für das Budget 2024 oder 25 möglich sind», versprach er. Ebenfalls bei dieser Beurteilung mitspielen würden noch die Auswirkungen der Pandemie. Denn steuertechnisch ist Corona noch nicht ausgestanden. Zwar ziehe die Wirtschaft wieder an, was für positive Effekte sorgen sollte. Doch bei den natürlichen Personen würden die Ausfälle ihrer Geschäftstätigkeiten erst im nächsten oder übernächsten Jahr spürbar, so Raich. Dies wegen dem System der direkten Steuern sowie der Verlustverrechnung bei Unternehmen. Ziel bleibe weiterhin, dass der Finanzhaushalt der Gemeinde im Lot bliebe, beteuerte der Landammann.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.