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Mehr Geflüchtete, weniger Sozialhilfe

Die Fallzahlen in der Sozialhilfe sind im vergangenen Jahr nirgendwo in der Schweiz so stark gesunken wie in Chur. Gefordert ist die Stadt aber bei der Integration von Geflüchteten.

Südostschweiz
24.10.23 - 20:45 Uhr
Politik
Symbolbild Keystone

Chur muss immer mehr geflüchtete Menschen integrieren. Das schreibt die Stadt in einer Mitteilung. In den Jahren zwischen 2018 und 2022 habe der Anteil Geflüchteter an der Gesamtbevölkerung stark zugenommen: von damals 14 auf 22 Promille Ende des vergangenen Jahres. «Gut 50 Prozent der Personen mit Fluchthintergrund im Kanton wohnen in Chur, obwohl die Hauptstadt nur 20 Prozent der Bevölkerung zählt», schreibt die Stadt weiter.

Hohes Risiko für Sozialhilfe

Ablesen lässt sich diese Entwicklung im sogenannten Kennzahlenbericht zur Sozialhilfe, für den die Entwicklung in 14 Schweizer Städten verglichen wurde. Der Fokus des Berichts liegt dieses Jahr auf den geflüchteten Menschen in der Sozialhilfe. Das hat seinen Grund: «Die Geflüchteten haben ein besonders hohes Sozialhilferisiko», schreibt die Stadt Chur. Der Anteil der geflüchteten Menschen an allen Personen, welche Sozialhilfe beziehen würden, liege in der Stadt bei sehr hohen 35 Prozent. «Chur ist damit bei der Integration von Flüchtlingen überdurchschnittlich stark gefordert.»

Weniger Sozialhilfe notwendig

Trotz dieser Entwicklung ist die Sozialhilfequote in der Stadt Chur erneut gesunken: auf noch 2,7 Prozent, wie die Stadt schreibt. Möglich geworden sei die Abnahme «dank mehr abgeschlossener Fälle und der statistischen Berücksichtigung der Gemeindefusion mit Haldenstein». Konkret seien im vergangenen Jahr 1572 Personen in 538 Fällen unterstützt worden. Und: «Rund die Hälfte der Sozialhilfebeziehenden in Chur erzielt ein eigenes Einkommen», so die Stadt. Trotz der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt hätten es «Personen ohne Ausbildung tendenziell schwieriger, eine Stelle zu finden».

Nicht geändert hat sich, dass Haushalte mit minderjährigen Kindern häufiger von Armut betroffen sind als andere. Bei ihnen liegt das Risiko, Sozialhilfe beantragen zu müssen, doppelt so hoch wie bei Haushalten ohne Minderjährige. «Insbesondere Einelternhaushalte sind davon betroffen, die im Allgemeinen hauptsächlich von Frauen nach einer Trennung oder Scheidung geführt werden», schreibt die Stadt.

Jüngere stärker betroffen als anderswo

Ungewöhnlich ist in Chur, dass die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen das zweithöchste Sozialhilferisiko hat. Bei den 46- bis 55-Jährigen ist dieses im nationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Es zahle sich aus, dass die Stadt bei Sozialhilfebeziehenden auf die berufliche Aus- und Weiterbildung setze. Bei den Kindern setze man auf frühe Förderung und familienergänzende Angebote. Zudem wolle sich Chur beim Kanton für eine «ausgewogenere Verteilung» der Asylsuchenden einsetzen, so die Stadt. (red)

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