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Kein Bammel vor Corona am Ballermann

Der berühmt-berüchtigte Ballermann auf Mallorca ist in diesem Juli kaum wiederzuerkennen. Es gibt noch die eine oder andere Schnapsleiche, vor dem Bierkönig wird immer mal jemand im Alkoholrausch von Freunden und Helfern davongetragen. Aber der Sauftourismus ist stark zurückgegangen.

Agentur
sda
07.07.21 - 16:45 Uhr
Politik
ARCHIV - Der Bierkönig und andere Bars auf der Schinkenstraße an der Playa de Palma sind geschlossen. Foto: Clara Margais/dpa Foto: Clara Margais/dpa
ARCHIV - Der Bierkönig und andere Bars auf der Schinkenstraße an der Playa de Palma sind geschlossen. Foto: Clara Margais/dpa Foto: Clara Margais/dpa
Keystone/dpa/Clara Margais

«Früher hätte man hier nicht so einfach langgehen können. Da wäre alles voller Leute gewesen», sagt ein Urlauber zu seinen zwei Freunden. Sorgen wegen der wieder steigenden Corona-Zahlen oder der Delta-Variante macht sich hier kaum jemand. Viele sind schon geimpft und betonen, dass sie sich trotz vieler Kontakte nicht angesteckt hätten.

Tatsächlich ist die sogenannte Schinkenstrasse für die Jahreszeit ziemlich leer. Vor den Bars und Kneipen stehen Grüppchen von Rauchern. Die Strassenhändler versuchen ihre Uhren- und Brillenimitate loszuwerden. Mitten auf dem Gehweg sitzt ein Deutscher und philosophiert mit einem der Händler. Beide klagen über ihre ganz unterschiedlichen Probleme. Zwar schallt die übliche Partymusik zwischen Bamboleo und Bierkönig durch die Gasse. Aber so richtig Stimmung kommt nicht auf. Je nach Lied wird der eine oder andere Refrain mitgegrölt, ansonsten bleibt es ruhig. Viele Urlauber sind per Videoanruf mit der Heimat verbunden, immerhin ist man ja mal wieder auf Mallorca. «Es ist lustig, wohl aber anders», sagen Alina und Silvana aus der westdeutschen Stadt Euskirchen. «Wir sind seit einem Monat wieder Single. Da dachten wir uns, es sei der richtige Zeitpunkt.» Partnersuche wie früher im Bierkönig ist jetzt allerdings etwas schwieriger, wild rumtanzen ist nicht mehr. «Es ist Kneipenatmosphäre», sagt Silvana. Die Türsteher scannen beim Einlass einen QR-Code, damit mögliche Infektionsketten verfolgt werden können. In der Disco herrscht Maskenpflicht. Ohne desinfizierte Hände wird niemand durchgelassen.

Für die Partymeile gibt es spezielle Regeln. Die Bars dürfen die Kunden nur an den Tischen bewirten, maximal zehn pro Tisch. «Wir wurden mit anderen Leuten zusammengesetzt, da der Andrang gross war. Anfangs ist es zwar noch leer, ab 22.00 Uhr wird es aber voll. Wir mussten eine Stunde für den Bierkönig anstehen», sagt Silvana. Tanzen ist nicht erlaubt, auf dem Weg zur Toilette besteht Maskenpflicht - und das Sicherheitspersonal ist da ziemlich pingelig. Dass die auf Mallorca und auch in Katalonien mit der Costa Brava und der Touristenmetropole Barcelona in die Höhe schnellenden Infektionszahlen keine Panik auslösen, hat mit mehreren Faktoren zu tun. Die Impfkampagne hat auch in Spanien inzwischen gute Fortschritte gemacht. Es trifft deshalb in Spanien zurzeit vor allem noch nicht geimpfte Menschen zwischen 16 und 30 Jahren. Die aber weisen entweder gar keine oder nur milde Krankheitssymptome auf. Nur wenige landen im Spital, die Todeszahlen bleiben niedrig. Die Inzidenz verliert damit etwas von ihrem Schrecken.

Die Sieben-Tage-Inzidenz für die Balearen kletterte bis Dienstagabend wieder auf 128, also weit über den Wert von 50. Für Mallorca-Urlauber hätte das aber kaum praktische Auswirkungen und wäre für die Sommersaison höchstens ein Imageschaden.

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