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Deutschlands einziger Grünen-Regierungschef vor dritter Amtszeit

Baden-Württemberg ist Grünen-Land: Im «Ländle» zog die Ökopartei nach ihrer Gründung 1980 in ihr erstes Landesparlament ein, später eroberte sie etliche Rathäuser. Seit 2011 stellt sie auch den ersten und bisher einzigen grünen Regierungschef in einem deutschen Bundesland. Und das dürfte so bleiben.

Agentur
sda
10.03.21 - 09:18 Uhr
Politik
ARCHIV - Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während der Landespressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
ARCHIV - Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während der Landespressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Keystone/dpa/Sebastian Gollnow

Winfried Kretschmann, seit zehn Jahren Hausherr in der über dem Stuttgarter Talkessel thronenden Villa Reitzenstein, ist zwar schon 72 Jahre alt, aber noch nicht amtsmüde. Er geht abermals als grüner Spitzenkandidat ins Rennen. In Umfragen haben die Grünen ihren Vorsprung vor den Christdemokraten zuletzt noch vergrössert. Die CDU als zweitstärkste Kraft ist seit 2016 Partner in einer grün-schwarzen Koalition. Im Wahlkampf setzen die Grünen ganz auf die Beliebtheit von «Kretsch».

Jahrzehntelang war das wirtschaftsstarke Bundesland eine «schwarze» Hochburg, wo die CDU fast 60 Jahre lang den Ministerpräsidenten stellte. Der Streit um das Bahnprojekt «Stuttgart 21», die Atomkatastrophe von Fukushima und bundespolitische Faktoren führten dazu, dass die christlich-liberale Koalition 2011 ihre Mehrheit verlor. Kretschmanns Grüne konnten mit den Sozialdemokraten regieren.

Bei der Wahl 2016 wurden die Grünen auch erstmals stärkste Einzelpartei im «Ländle». Weil aber die SPD abstürzte, reichte es nicht mehr für Grün-Rot, und Kretschmann nahm die CDU mit ins Boot. Laut Umfragen könnte er die Koalition nach dem 14. März fortsetzen - oder es mit einer «Ampel-Koalition» aus Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen versuchen.

Der Katholik Kretschmann zählt bei den Grünen zu den «Realos», den Realpolitikern. Als Landesvater gibt der Schwabe sich pragmatisch. In der Heimat von Daimler-Benz und Porsche hat er ein offenes Ohr für die Automobilindustrie. Längst sind die Grünen im Südwesten zur Volkspartei geworden. Manchen Ökologen sind sie aber inzwischen schon zu etabliert und nicht mehr grün genug. So machen junge Klimaschützer aus der Fridays-for-Future-Bewegung den einstigen Ökopionieren Konkurrenz. Die jungen Wilden treten mit einer neuen Partei, der Klimaliste Baden-Württemberg, selber zur Landtagswahl an.

Die CDU schickt Kultusministerin Susanne Eisenmann (56) als Spitzenkandidatin ins Rennen. Sie hat sich bisher nicht aus dem Schatten Kretschmanns herausarbeiten können, und im Schulressort kann man in Deutschland ohnehin kaum Punkte machen. Ein prominenter Christdemokrat aus dem Südwesten, der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger (2005-2010), hatte seine Partei bereits zu mehr Angriffslust aufgerufen. «Wahlkampf ist keine Schlafwagenveranstaltung», sagte der Ex-EU-Kommissar bei einer Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch.

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