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Manzanell: «Am liebsten gar keine Fremdsprache in der Primarschule»

Die Befürworter der Fremdspracheninitiative melden sich nochmals zu Wort. Aus den Statements geht hervor: Wenn es nach ihnen ginge, würde eigentlich keine Fremdsprache in der Primarschule gelernt. Und Sprachen sind «nur ein Kommunikationsmittel, das uns nicht weiter bringt ».

24.08.18 - 18:02 Uhr
Politik
Wie viele Sprachen sollen in der Primarschule gebüffelt werden?
Wie viele Sprachen sollen in der Primarschule gebüffelt werden?
SYMBOLBILD MELANIE DUCHENE

Nach jahrelangem Hickhack um die Gültigkeit der Fremdspracheninitiative, ist der Spuck bald vorbei. Am 23. September stimmt das Bündner Stimmvolk ab und bringt wieder Ruhe in die Klassenzimmer. Bis dahin läuft der Abstimmungskampf aber noch auf Hochtouren. Aktuelles Beispiel ist die mit Schulpulten inszenierte Medienorientierung der Initianten zwischen dem Schulhaus Quader und einer lärmenden Baustelle. Die Symbolik passt. Das Bildungssystem ist renovationsbedürftig und die Befürworter stellen sich als Heilsbringer, als Retter in Not dar.

Eine Fremdsprache als Kompromiss

Die Befürworter stützen sich in ihren Ausführungen auf wissenschaftliche Erkenntnisse. So auch Marianne Manzanell: «Das sogenannte Prägealter eines Kindes zum Erlernen einer Sprache endet im Alter von sieben Jahren. Bis dahin kann ein Kind eine Sprache ohne grosse Kenntnis der Grammatik, nur anhand des Gehörs automatisch lernen», sagt sie im Interview mit Radio Südostschweiz. Erst wieder ab zwölf könne ein Kind abstrakt denken und eine Sprache vernünftig lernen. Dazwischen sei es ein reines Reinpauken, dass den Kindern nichts bringe. Aus wissenschaftlicher Sicht würde Manzanell deshalb Fremdsprachen gänzlich aus der Primarschule verbannen. Weil dieses Anliegen aber nicht mehrheitsfähig wäre, spricht Manzanell bei der lancierten Initiative von einem Kompromiss.

Zweite Fremdsprache innert 5 Wochen aufgeholt

An den Vorgaben des Bundes, dass mit der Absolvierung des neunten Schuljahres zwei Fremdsprachen beherrscht werden sollten, wird nicht gerüttelt, versichert Ludwig Waidacher im Gespräch mit RSO. Einzig der Weg dorthin soll angepasst werden. Zuerst eine Fremdsprache zu festigen und erst in der Oberstufe mit der zweiten Fremdsprache zu beginnen, ist gemäss den Initianten der cleverere Weg. In der Oberstufe können Schüler binnen fünf Wochen dasselbe Sprachniveau erreichen, wofür heutige Primarschüler über zwei Jahre büffeln müssen. Stattdessen sollen in der Primarschule die naturwissenschaftlichen Fächer gefördert werden, «denn Sprachen bringen uns aus wissenschaftlicher Sicht nicht weiter», sagt Marianne Manzanell abschliessend.

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Ich bin etwas traurig und enttäusch über die Interpretation unserer Statements in diesem Artikel. Ich bin eine der vier Personen denen hier unterstellt wird, dass wir eigentlich gegen Fremdsprachen sind. In Tat und Wahrheit sind wir absolut nicht dagegen! Wir wollen die Kinder lediglich sprachlich etwas entlasten und ihnen die Möglichkeit geben sich mit nur einer Fremdsprache in der Primarschule auseinandersetzten zu müssen. Wirklich schade, dass bei einer Berichterstattung den Leuten die Wörter im Mund verdreht werden können. Die Aussage zu schreiben, dass die Befürworter finden, "Sprachen sind «nur ein Kommunikationsmittel, das uns nicht weiter bringt" finde ich eine Frechheit! Ohne Kommunikation geht unsere Gesellschaft zugrunde! Sie ist äusserst wichtig, denn: "Wir können nicht nicht kommunizieren" (Paul Watzlawik)! Aber dazu brauchen wir nicht möglichst viele verschiedene Fremdsprachen, sondern qualitativ gut gelernte Sprachen!!!!

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