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Keine Regel ohne Ausnahme - auch an der Landsgemeinde

Am 6. Mai ist es wieder so weit: Wie immer treffen sich Glarnerinnen und Glarner am ersten Sonntag im Mai zur Landsgemeinde. Wie immer? Nicht, wenn es um Gemeindefusionen geht. Ein Rückblick.

Südostschweiz
02.05.18 - 04:30 Uhr
Politik
Kühler November statt warmer Mai: An der prall gefüllten Landsgemeinde sagen die Glarner klar Ja zur grossen Gemeindefusion.
Kühler November statt warmer Mai: An der prall gefüllten Landsgemeinde sagen die Glarner klar Ja zur grossen Gemeindefusion.
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Sonntag, 25. November 2007. Kaum je in der jüngeren Vergangenheit ist der Landsgemeindering so voll wie an diesem Novembertag. Nicht einmal die kühleren Temperaturen können die Glarnerinnen und Glarner davon abhalten, an der Debatte teilzunehmen. Kühlere Temperaturen deshalb, weil die Landsgemeinde traditionsgemäss am ersten Sonntag im Mai stattfindet und nicht kurz vor Wintereinbruch. Jacke statt T-Shirt, wen kümmerts: Es geht um Wichtigeres.

Der grosse Volksaufmarsch ist der Ausserordentlichen geschuldet, die im Vorfeld von juristischem Gezänk und Angstmacherei geprägt war. Statt 25 nur noch drei Gemeinden? Das will gemeinsam beschlossen werden. Wobei: Beschlossen wurde es bereits an der «normalen» Landsgemeinde vom Mai im selben Jahr. Die Gegner des Fusionsprojekts waren aber findig genug, eine Ausserordentliche Landsgemeinde zu erzwingen.  

Zurück zum Schauplatz im November. Nur mit Mühe und ordnender Unterstützung der Polizei finden alle Abstimmungswilligen überhaupt Platz im Ring. Landammann Röbi Marti hat nach 18 Rednern - nur drei davon Frauen - genug. Er würgt den Redemarathon ab. Die Meinungen sind ja gemacht.

Tatsächlich: klar und deutlich sagt die Landsgemeinde Ja zu drei Gemeinden. 25 sind zu viele. Und nur eine, wie ein Antrag forderte, ist zu wenig, so das Verdikt. Hauptgewinnerin ist aber nicht die Fusion an sich, sondern die Landsgemeinde. «Es lebe die Landsgemeinde!», kommentiert die «Südostschweiz» einen Tag später. Weil nicht nur alle an der direkten Demokratie teilgenommen haben, sondern weil die Debatte in würdigem Rahmen geführt worden ist. 

Das Aus für die Landsgemeinde?

Kaum zu glauben, dass noch vor der Ausserordentlichen gar die Landsgemeinde selbst infrage gestellt worden war. Rückblende. Der Braunwalder Gemeindepräsident reicht rund drei Wochen vor der Ausserordentlichen einen Memorialsantrag ein. Das bescheidene Ziel: die Abschaffung der Landsgemeinde. Wahlen und Abstimmungen sollen geheim an der Urne stattfinden.

Die Gründe: Alle sollen abstimmen können, auch Kranke und Betagte, die Landsgemeinde entziehe einem Teil der Stimmberechtigten das Stimm- und Wahlrecht. Und: An der Urne könne bei knappen Entscheidungen jedes Resultat klar ermittelt werden - anders als eben an der Landsgemeinde.

Die Landsgemeinde gibt es immer noch. Traditionen bleiben, wenn sie gepflegt werden. So beispielhaft wie im November 2007. Ausgerechnet im November.

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