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Der Druck auf die RhB nimmt zu

Dass die auf der Bahnlinie zwischen Davos und Filisur während mehrerer Monate keine Züge fahren, sorgt nicht nur bei der Gemeinde Davos für Unmut (siehe DZ vom 2. Februar). Nun meldet sich auch die Gemeinde Bergün Filisur zu Wort.

Andri
Dürst
05.02.24 - 17:00 Uhr
Mobilität
Die für Pendler wichtige Zugsverbindung Davos – Filisur – hier bei der «Hippschen Wendescheibe» nahe des Wiesner Viaduktes – soll gemäss Plänen der RhB für einige Monate eingestellt werden.
Die für Pendler wichtige Zugsverbindung Davos – Filisur – hier bei der «Hippschen Wendescheibe» nahe des Wiesner Viaduktes – soll gemäss Plänen der RhB für einige Monate eingestellt werden.
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Zudem berichtet die IG «Stopp öV-Kahlschlag für Einheimische» von einer sehr grossen Unterstützung.

Aufgrund des aktuellen Lokführermangels sah sich die Rhätische Bahn (RhB) gezwungen, im ganzen Kanton sogenannte «Produktionsanpassungen» vorzunehmen. Grosse Auswirkungen hat dies auf die Strecke Davos – Filisur, wo die Züge R11 grundsätzlich durch Ersatzbusse geführt werden. In der Sommersaison zwischen Mai und Oktober verkehren täglich sechs, in der Hochsaison im Juli und August täglich zehn Zugpaare. Dass die Verbindungen zu Randzeiten während der gesamten Dauer der Produktionsanpassung als Bahnersatzbusse geführt werden sollen, stiess besonders bei Berufspendlern auf Kritik.

Fast 870 Unterstützende

Schnell bildete sich daher die IG «Stopp öV-Kahlschlag für Einheimische». Am Samstag vermeldete sie «Überwältigende Unterstützung für die Petition – jetzt muss die RhB nachbessern!» In einer Mitteilung heisst es: «Die Bevölkerung des Albulatals und aus Davos will per Bahn verbunden bleiben: Innerhalb von nur fünf Tagen haben schon deutlich über siebenhundert Personen die Petition ‹Stopp öV-Kahlschlag für Einheimische – Widerstand gegen die 9-monatige Einstellung der RhB-Linie Davos – Filisur› unterschrieben. Der grösste Teil von ihnen stammt aus der Region; 37 Prozent erklären, dass sie selbst direkt betroffen seien. Sowohl die Gemeinde Davos als auch die Gemeinde Bergün Filisur unterstützen die Forderungen der Petition, wie sie mitgeteilt haben.» Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses am Montagmittag verzeichnete die Petition 869 Unterstützende, womit das Sammelziel von 500 Unterschriften um 73 Prozent übertroffen wurde. Bei der IG freut man sich sehr darüber: «Einen so starken Widerstand dürfen die RhB, das kantonale Amt für Energie und Verkehr (AEV) und das Bundesamt für Verkehr (BAV) nicht ignorieren. Letztere bilden zusammen den sogenannten Besteller, leisten dafür grosse finanzielle Beiträge an die RhB und haben die beschönigend ‹Produktionsanpassungen› genannten massiven Leistungskürzungen genehmigt.» Die IG fordere mit Nachdruck, dass das ganze Jahr hindurch zumindest zu Pendelzeiten morgens und abends je zwei Züge zwischen Davos und Filisur verkehren. Es sei ein fataler Fehlentscheid, die Linie monatelang vollständig auf Busse zu verlegen, welche mehr als doppelt so lange unterwegs seien.

Fast 50 Pendelnde

Wie erwähnt unterstützt nun auch die Gemeinde Bergün Filisur die Petition. Am Freitag informierte die Davoser Nachbargemeinde dazu: «Der Gemeindevorstand hat grosses Verständnis für die schwierige Situation der RhB infolge Lokführermangel. Die Gemeinde Bergün Filisur ist daher auch bereit, einen Beitrag zur Entschärfung dieser Situation zu leisten. Bereits im Januar wurden daher die für das touristische Angebot sehr wichtigen Schlittelzüge von Bergün nach Preda nur reduziert geführt. Die nun angekündigte fast vollständige Einstellung der Linie ­Filisur – Davos über neun Monate geht ­jedoch deutlich zu weit.» Als Argumente führt die Gemeinde ins Feld, dass die betroffene Bahnlinie eine der wenigen Strecken der RhB sei, wo die Fahrt mit der Bahn deutlich kürzer sei als auf der Strasse. Und mit dem Bahnersatzbetrieb wäre die Fraktion Jenisberg nicht mehr am öffentlichen Verkehr angeschlossen, da der Bahnhof Wiesen nicht mehr bedient werde. Die Gemeinde verweist aber auch auf weitere wichtige Punkte: «Die offizielle Pendlerstatistik des Bundes zeigt nicht weniger als 49 arbeitstätige Personen, die von der Gemeinde Bergün Filisur in die Gemeinde Davos pendeln. Dies entspricht rund 10 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung der Gemeinde Bergün Filisur; hinzu kommen zahlreiche Personen, die aus anderen Gründen (Betreuung von Angehörigen, familiäre Beziehungen, regelmässige Arztbesuche und so weiter) auf diese Verbindung zwingend angewiesen sind sowie auch zahlreiche Pendlerinnen und Pendler von Davos Richtung Filisur (mit Anschluss Richtung Engadin und Thusis – Chur). Mehrere Personen haben sich bei der Gemeinde (und auch bei der RhB) gemeldet, da sie keine andere Möglichkeit haben, rechtzeitig an ihrer Lehr- oder Arbeitsstelle zu sein. Diese zahlreichen Beispiele zeigen deutlich, dass das fahrplanmässige Angebot mit dem Bahnersatzbetrieb nicht gewährleistet wird. Gleichzeitig zeigen sich immer mehr praktische Probleme (zum Beispiel Biketransport, Baustellen auf der Strecke, sehr knappe Platzverhältnisse an den geplanten Haltestellen), denen bisher wohl keine Beachtung geschenkt wurde.»

Ob die RhB ihre Produktionsanpassungen nun überdenkt, wird sich zeigen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, bereits in rund einem Monat sollen die Massnahmen nämlich in Kraft treten.

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