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Zu Fuss und mit Fallen auf Pilzjagd

«Bis heute sind etwa 144 000 Pilzarten beschrieben», führte Exkursionsleiter Andrin Gross, Pilzexperte an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, die Gruppe in das Thema ein.

Davoser
Zeitung
02.10.23 - 08:00 Uhr
Leben & Freizeit
Pilzexperte Andrin Gross konnte den Teilnehmenden viel Wissen mit auf den Weg geben. 
Pilzexperte Andrin Gross konnte den Teilnehmenden viel Wissen mit auf den Weg geben. 
zVg

Die Teilnehmenden hatten sich am Samstag auf Einladung der Naturforschenden Gesellschaft Davos in Wiesen bei der Haltestelle Valdanna besammelt, um mehr über Pilze, deren Überlebens-strategien und Schutz zu erfahren.

Alljährlich würden rund 2000 Arten neu beschrieben, und trotzdem rechne man damit, dass mehr als 90 Prozent der Pilze noch nicht bekannt seien, fuhr Gross mit seiner Einleitung fort. Knapp die Hälfte der Pilze würden organisches Material abbauen, und etwa ein Viertel fänden ihr Auskommen als Parasiten. Der Rest geht Symbiosen entweder mit Pflanzen oder Algen ein. Es ist also ein grosses Feld, in dem Mykologen sich bewegen. Ein weit kleineres, aber dennoch umfangreiches Pilzangebot bot sich den Exkursionsteilnehmenden am Samstag. Auf einer gemütlichen Wanderung nach Wiesen wurden viele am Wegrand stehende Pilze genauer unter die Lupe genommen. Dazu gehörte auch, dass Gross sich ein Blatt von einem Baum pflückte. «Diese dunklen Flecken sind Pilzbefall.» Ein paar Schritte weiter waren es Gräser, an denen der Pilzexperte die Fruchtstände des Mutterkorns zeigte. Weil er auch auf Getreide auftreten kann, hatte dieser Pilz in der Vergangenheit zu Massenvergiftungen geführt. Jüngeren Datums ist die Entdeckung, dass aus dem dafür verantwortlichen giftigen Mutterkorn-Alkaloid das Halluzinogen LSD hergestellt werden kann.Mehrheitlich waren es jedoch die Fruchtkörper der sogenannten Gross­pilze, mit denen man sich beschäftigte. Deren Fruchtkörper sind grösser als fünf Millimeter und damit von blossem Auge erkennbar. Gross erklärte, zu welcher Pilzgattung jedes gefundene Exemplar gehört und woran diese erkenntlich sind. Die Teilnehmenden sparten ihrerseits nicht mit weiterführenden Fragen. Ein wichtiges Feld für Gross ist der Pilzschutz. Auch wenn beim «Pilzlen» nur der Fruchtkörper gepflückt werde, mache es Sinn, seltene Pilze stehen zu lassen. «Sie können sich sonst nicht genügend vermehren.» Zwar gebe jeder Pilz Millionen feinster Sporen ab, dennoch brauche es eine gewisse Menge, ­damit sich ein neuer Pilz an einem geeigneten Standort bilden könne. Doch welches sind denn nun die seltenen und schützenswerten Arten? Mit dieser Frage beschäftigt sich Gross, und am WSL ist man dabei, die rote Liste der gefährdeten Grosspilze der Schweiz zu überarbeiten. Dazu sind in der ganzen Schweiz Pilz-expertinnen und Pilzexperten unterwegs, die genau definierte Gebiete absuchen und das Pilzvorkommen dokumentieren. Ein neues Verfahren, um eine Übersicht über die vorhandenen Pilze zu erhalten, zeigte Gross kurz vor Wiesen. Dort hatte er eine Sporenfalle in den Boden gesteckt. In einer Membran bleiben im Luftstrom treibende Sporen hängen, und mittels genetischer Analysen versucht man anschliessend, die Pilze zu identifizieren. Zu aller Überraschung kann man anhand der Sporen über tausend Pilze in einem Gebiet feststellen, in dem mit einer Begehung etwa 60 entdeckt wurden. Ein Allheilmittel ist es allerdings nicht. «Gerade die seltenen Pilze tauchen in solchen Fallen kaum auf», schränkte Gross den Nutzen ein. Inzwischen war man in Wiesen angekommen, und um viele Erkenntnisse reicher zerstreuten sich die Teilnehmenden der Exkursion wieder.

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