Einfach mal zuhören in Untervaz
Vom 17. bis 19. November erzählen sich bisher fremde Menschen in rund 40 Erzählcafés in der gesamten Schweiz ihre Geschichten sowie Gedanken und hören sich gegenseitig zu. Unter anderem in Untervaz.
Vom 17. bis 19. November erzählen sich bisher fremde Menschen in rund 40 Erzählcafés in der gesamten Schweiz ihre Geschichten sowie Gedanken und hören sich gegenseitig zu. Unter anderem in Untervaz.
Das bewusste Zuhören ohne zu werten kommt in der Alltagshektik oft zu kurz oder wurde vielleicht sogar verlernt. An den nationalen Erzählcafé-Tagen setzt der Verein Erzählcafé ein Zeichen für das Miteinander: Menschen teilen an rund 40 Erzählcafés in der ganzen Schweiz Erinnerungen aus dem Leben und hören sich gegenseitig zu, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Und jede und jeder könne mitmachen.
Wertfreie Zone
Ein Erzählcafé sei eine neue Form des moderierten Austauschs und sei weder eine Selbsthilfegruppe, eine Debatte oder ein Kaffeekränzchen, heisst es in der Mitteilung. Es kommen Menschen zusammen, die sich noch nie gesehen haben, um sich persönliche Geschichten aus dem Leben zu erzählen. Dabei gebe es weder ein richtig noch ein falsch. Über das Gesagte werde weder geurteilt noch diskutiert. Es ginge darum, über eigene Erfahrungen zu erzählen, andere anzuhören und darüber nachzudenken, um gewisse Dinge vielleicht auch aus einer neuen Perspektive betrachten zu können.
Glück, Überraschung und Inspiration
Auch im Quaderhuus in Untervaz gibt es am Freitag von 15 bis 17 Uhr ein Erzählcafé, wo sich vorher unbekannte Menschen treffen können, um eine Gemeinschaft auf Zeit zu bilden. «Sobald die Menschen zusammen sind, beginnen die Erzählungen zu fliessen», so Marcello Martinoni, Co-Geschäftsleiter des Vereins. «Dabei entstehen Momente des Glücks, der Überraschung und der Inspiration.» Der Austausch soll das gegenseitige Verständnis und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen Jahre sagten, dass sie am Erzählcafé Gemeinsamkeiten entdeckt und neue Perspektiven gewonnen haben, so Martinoni. Die Themen seien ganz unterschiedlich und vielfältig. Grosse Lebensereignisse zum Thema Liebe, Tod oder Geburt werden häufig angesprochen. «Es kann aber auch ein Wort wie «Brot» als Thema dienen und die Leute erinnern sich daran, wie sie beispielsweise früher mit der Grossmutter Brot gebacken haben», erzählt der Co-Geschäftsleiter weiter. Viel wichtiger als das Thema sei die Methode und das ganze Vorgehen des Anlasses. Dass keine Urteile entstehen und halt eben einfach zugehört werde. Es gehe darum, die erzählende Person nicht zu unterbrechen und den Geschichten, Anekdoten und Gedanken einfach zu lauschen, so Martinoni.
Die Kraft des Erzählens von Geschichten
Das Feedback sei in den vergangenen Jahren durchwegs positiv gewesen. Die Leute hätten sich zugehört, gesehen und gefühlt. So ein Austausch könne auch das Gefühl von Zusammenhalt und sich nicht alleine fühlen fördern. «Man weiss dann vielleicht einfach, dass man nicht alleine dasteht mit den eigenen Gedanken und Themen», so Martinoni, der empfiehlt, es einfach einmal auszuprobieren. Jede und jeder könne erzählen. Oder eben: einfach nur zuhören.
Das Netzwerk Erzählcafé richtet sich seit 2015 an Menschen, die die Kraft des Geschichtenerzählens schätzen, und ermöglicht damit den Austausch über Kultur-, Generationen- und Landesgrenzen hinweg, um unter anderem den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Das Quaderhaus in Untervaz bittet um Anmeldung: Martgha Crameri, 079 743 58 79 oder m.crameri@gmx.ch
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