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Drohnenshow in Davos: Und die Drohnen fliegen hoch

Wie in Davos Geschichten am Himmel erzählt werden.

Bündner Woche
14.01.24 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Spektakel: 50 Drohnen sorgten für eine Show am Davoser Himmel.
Spektakel: 50 Drohnen sorgten für eine Show am Davoser Himmel.
Laura Kessler

von Cindy Ziegler

Es ist eine surreale Szene. Ein bisschen Science-Fiction auf einer verschneiten Fläche in Davos. Währenddessen mühen sich am Hang daneben die Langläuferinnen und Langläufer der Tour de Ski ab. Kuhglocken, Anfeuerungsrufe und Sirenen füllen die Luft mit Geräuschen. Das Surren, das am Mittwochnachmittag, dem ersten im neuen Jahr, zu hören ist, scheint dagegen leise.

«Kannst du die Nummer 18 nochmals fliegen lassen?»
Einsatzleiter Markus Stocker

Die vier kleinen Drohnen fliegen etwa drei Meter über Boden. Die 46 anderen warten auf Plattformen auf ihren Einsatz. Markus Stocker und Simon Küttel der Firma «comatec» schauen immer wieder zu den Drohnen hoch. «Land», sagt Einsatzleiter Markus Stocker ins Funkgerät. Der Befehl wird postwendend bestätigt und die vier Drohnen landen im kalten Schnee. Die Podeste bleiben leer. Die beiden Männer auf dem Feld betrachten die gelandeten Geräte. «Kannst du Nummer 18 nochmals fliegen lassen?», fragt Markus Stocker. Im grünen Zelt in der Nähe nickt Pascal Rust. Er bestätigt verbal und rasch ist die besagte Drohne wieder in der Luft.

Reihe für Reihe fliegen die Drohnen

Unter dem Namen «comaerials» bietet die Luzerner Firma Drohnenshows an. Nach der Siegerehrung der Tour de Ski von «Davos Nordic» an jenem Abend soll der Nachthimmel zur Leinwand werden. 50 Drohnen, die eine Geschichte erzählen. Bis es so weit ist, braucht es aber noch viel Vorbereitung. «Wir brauchen etwa fünf Stunden vor Ort, bis wir die Drohnen am Abend fliegen lassen können», erklärt Markus Stocker. Die ganze Technik ist bereits installiert, zwei Funknetze aufgebaut, die Kompasse auf Davoser Höhe kalibriert. Nun fliegen die Drohnen – Reihe für Reihe – und werden vom Boden und am Computer kontrolliert. Das geschieht noch ohne GPS. «Darum landen sie nun nicht auf den Plattformen. Der leichte Wind verschiebt ihre Landung. Bei der Show kontrollieren die Drohnen viermal pro Sekunde ihre GPS-Position. Dann sollten sie auf zwei bis drei Zentimeter genau fliegen», so der Einsatzleiter. Viel Zeit hat er nicht für Erklärungen. Die Drohnen fliegen hoch und sein Blick folgt ihnen.

Platz am Boden: Die 50 Drohnen starten von kleinen Plattformen. Bild Laura Kessler
Platz am Boden: Die 50 Drohnen starten von kleinen Plattformen. Bild Laura Kessler
Die Vorbereitung ist alles: Markus Stocker und Simon Küttel kontrollieren die Drohnen. Bild Laura Kessler
Die Vorbereitung ist alles: Markus Stocker und Simon Küttel kontrollieren die Drohnen. Bild Laura Kessler
Leicht und leuchtend: Die Drohnen, die für die Lichtshow gebraucht werden, sind mit LEDs ausgestattet. Bild Laura Kessler
Leicht und leuchtend: Die Drohnen, die für die Lichtshow gebraucht werden, sind mit LEDs ausgestattet. Bild Laura Kessler

Das Ingenieurbüro hatte schon vor den Drohnenshows mit den fliegenden Geräten zu tun. Mit Drohnen und Wärmebildkameras ausgerüstet kontrollieren die Mitarbeitenden beispielsweise, ob Elektrizitätsnetze noch funktionieren, wie sie sollen. So führte eins zum anderen. Und von den Kameradrohnen kamen die Ingenieurinnen und Ingenieure zu den Lichterdrohnen. Nur wenige Anbieter gab und gibt es in der Schweiz, die Drohnenshows anbieten. Die zwei anderen, neben «comaerials», fliegen mit über 100 Drohnen. Eine grandiose Show, die aber auch entsprechend kostet. Die Idee der Männer, die an jenem Mittwoch auf dem Feld zwischen den Drohnen stehen, ist eine andere. Mit 50 Drohnen soll die Show preiswerter sein – dank vorprogrammierten Formationen, die den Wünschen von Kundinnen und Kunden angepasst werden können.

300 Gramm schwere fliegende Lampen

Markus Stocker hebt eine Drohne vom Boden und dreht sie um. Die LED leuchtet blau. «Das ist eigentlich eine fliegende Lampe, wenn man so will. Sie ist nur 300 Gramm schwer», erklärt er. 15 Minuten reicht der Akku, 9,5 Minuten soll das Programm am Abend gehen. «Wir brauchen ein bisschen Reserve, auch wegen der tiefen Temperaturen hier oben.» Er erzählt, als wären die Drohnen lebendig. Wie Insekten, die mit ihrer Umwelt kommunizieren. Sie blinken, piepsen und erfüllen die Luft mit ihrem Summen. Ein Helikopter fliegt darüber und übertönt mit seinem dumpfen Knattern das hohe Surren.

Im Auto holt Markus Stocker einen Ersatzakku. Und nimmt das gleich als Anlass, einen Vorgeschmack auf die Show am Abend zu geben. Auf dem Laptop lässt er das Video einer Simulation laufen. Champagnerkorken fliegen, Langläufer laufen durchs Bild und ein Eishockeyspieler schiebt einen Puck vor sich her. «Die Drohnen programmieren wir am Computer, legen ein Farbschema darüber und simulieren die Show. Und wir testen, ob die einzelnen Drohnen die Vorschriften einhalten», erklärt er.

Eine Show wie eine Theaterinszenierung

Bruno Arnold, der dazu gestossen ist, meint, dass die Show am Nachthimmel natürlich viel spektakulärer sein wird. Er muss es wissen, den er vertont sie. «Das, was wir hier machen, ist eine Geschichte erzählen. Wir sehen die Drohnenshow nicht als Ersatz für ein Feuerwerk. Das sind zwei verschiedene Dinge. Als Multimedia-Techniker finde ich es interessant, eine so grosse Fläche zu bespielen. Ich vergleiche eine solche Show eher mit einer Theaterinszenierung. Das Publikum sieht die Show und bekommt von der vielen Technik im Hintergrund gar nichts mit», sagt er und lacht. Am Himmel sei es eine andere Geschichte als am Laptop. Eine, die mit fliegenden Drohnen erzählt wird. Mit 50 Lichtpunkten am dunklen Nachthimmel.

Video: Cindy Ziegler und «comaerials»
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