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Der Garten als kleine Oase

Offen und vielseitig – das Porträt eines Gartens am Heinzenberg.

Bündner Woche
03.09.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Gemüse, Blumen und Beeren: Der offene Garten in Urmein.
Gemüse, Blumen und Beeren: Der offene Garten in Urmein.
Riccarda Hartmann

von Riccarda Hartmann

Er ist zugänglich, kleidet sich an vielen Tagen farbenfroh, er lebt und ist offen. Am Heinzenberg auf dem Hof Coms der Familie Bühler ist er zu Hause. Hinter dem Haus, von Wiesen und Weiden auf allen drei Seiten umgeben, mit Blick auf die Berge. Wasser plätschert in einem kleinen Teich, Enten schwimmen darin. Vögel in den beiden umstehenden Bäumen zwitschern, einer ist ein Apfelbaum, der andere eine Linde. Eine Holzschaukel hängt an einem der dicken Äste der Linde.

Grün, mit bunten Flecken hie und da liegt der angelegte Garten daneben. Ein Gemüsebeet, Himbeeren und Blumen – Phlox, Astern, Rudbeckia –, Sträucher und Stauden. Viele sind mehrjährig. Kunterbunt und doch mit einer Logik angepflanzt. Rosen, Malven, Schleierkraut. Dazwischen Gräser zur Auflockerung. Und eben, er ist offen. Ein offener Garten. Für jeden und jede zugänglich. «Er steht allen Garteninteressierten offen», sagt Anna Bühler-Risch. Ihr gehört der Garten und er ist auch der Ort, an dem sie viel Zeit verbringt und den sie wohl am besten kennt. Also erzählt sie.

Begeisterte Gärtnerin: Anna Bühler-Risch
Begeisterte Gärtnerin: Anna Bühler-Risch

Der offene Garten in Urmein gehört zu der IG Schaugarten Graubünden mit sechs weiteren Gärten. Das Ziel dieser Gruppe ist es, die Gartenkultur zu fördern und je nachdem alte Sorten zu pflegen. «Dass Leute gerne in den Garten gehen und dass sie merken, dass ein Garten nicht zwingend viel Arbeit bedeuten muss. Er kann auch zu einer Erholungszone werden», sagt Anna Bühler-Risch. Mitglieder sind Gartenspezialisten, aber auch solche, die Wissen durch eigene Erfahrung sammelten. Vom Gartenatelier bis zum Garten eines Einfamilienhauses sind viele verschiedene dabei. Aber zurück zum Offenen Garten am Heinzenberg. Zurück in den Garten. Anna Bühler-Risch läuft den Beeten entlang über den schmalen, aus Steinen gelegten Weg. Pflanzen wachsen teilweise über den Rand, umsäumen ihn.

Sie blickt über die Beete, die an diesem Mittwoch Ende August vor allem die Farbe Grün tragen: «Es gibt ihn schon seit Langem. Meine Schwiegermutter legte ihn vor 55 Jahren an.» Damals noch klein, wuchs er stetig. So wie er heute ist, ist er seit etwa 20 Jahren und seit 8 Jahren ist er bei der Interessengemeinschaft dabei. Sein Gemüse wurde früher noch von einem kleinen Restaurant in der Nähe bezogen, doch heute ist es für die Versorgung und den Vorrat der Bühlers.

Langsam ist die Herbstflora dabei, die Sommerflora abzulösen. In zwei, drei Wochen solle es losgehen mit den Farben. Die seien beim Garten von Jahreszeit zu Jahreszeit unterschiedlich, meint Anna Bühler-Risch. Mit dem Herbst kommen Rot-, Orange-, Gelb- bis Brauntöne, die die dunklen bis hellen Pinktöne des Sommers ablösen. Die Gärtnerin freut sich besonders auf die gelben Blüten in der Herbstsonne. Ihre Augen leuchten. Im Frühling sind es dann gelbe und blaue Blüten, die sich vom Grün abheben. Und die dunkelpinken Bauernpfingstrosen.

Nun geht es eben dem Herbst zu. «Es gibt viel Kreatives, das man im Herbst machen kann mit geernteten Dingen aus dem Garten», erklärt Anna Bühler-Risch. Zum Beispiel Kränze. Auch in den Winter hinein lebt der Garten. Wenn es nicht zu viel Schnee hat, gestaltet die Familie auf dem Hof einen Engelweg mit Lichtern, der auch durch den Garten führt. «Dann ist er abgeerntet und es liegt Schnee und gleich sieht man den Garten verzuckert», sagt die Bäuerin. Die zurückgebliebenen Blütenstände lässt sie für Insekten als Unterschlupf stehen. Er lebt also das ganze Jahr durch. Dieser Garten.

Garten mit Aussicht: Im offenen Garten in Urmein wachsen fast das ganze Jahr über verschiedene Blumen.
Garten mit Aussicht: Im offenen Garten in Urmein wachsen fast das ganze Jahr über verschiedene Blumen.

Seit dem 23. Juni ist der Garten offen. Bis zum 12. September ist er zugänglich, jeweils am Morgen. Abwechselnd ladet er ein und bietet mithilfe von Anna Bühler-Risch jeweils an einem Dienstag Kaffee und Kuchen und am anderen Brunch im Garten an. Was ja auch zur Gartenkultur gehört. Anna Bühler-Risch sieht den Garten als eine Oase. Sie zeigt zu der Laube beim Haus, die noch im Schatten liegt: «Am Mittag dort nach dem Essen sitzen und zehn Minuten auftanken, ist wunderbar.»

Von den Enten im Teich ist ein Quaken zu hören. Die Schneckenvertilger, die ab und zu auch einmal einen Salat als Lohn nehmen. «Der Garten ist nicht immer sauber geschnitten und geputzt. Ich lasse gerne auch anderes leben», sagt Anna Bühler-Risch. Und das widerspiegele sich in ihrer Einstellung zum Leben. «In meinem Leben darf jede Person auch so sein, wie sie ist und so ist auch mein Garten.» Im Frühling mache sie einen Plan, welche neuen Pflanzen wo hinkämen. Wie es in etwa aussehen würde. Und der Garten entscheide im Sommer dann oft anders. Anna Bühler-Risch lacht. «Das macht es für mich auch spannend und so ist es ein Geben und Nehmen mit dem Pflegen und Ernten», sagt sie. «So ist das im Leben und so ist das im Garten.»

www.coms.ch, Stichwort: offener Garten,
www.schaugarten-gr.ch

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