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Der Drucker Ernst Ludwig Kirchner

Am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr lädt das Kirchner Museum zur Vernissage seiner Winterausstellung «Kunst Druck Kirchner – Meister der Drucktechnik» ein. Sie zeigt den Künstler als experimentier­freudigen und detailversessenen Handwerker.

Barbara
Gassler
09.12.23 - 07:00 Uhr
Kultur
Einladung zur Ausstellung der Künstlergruppe Brücke (1906, Holzschnitt, Kirchner Museum Davos).
Einladung zur Ausstellung der Künstlergruppe Brücke (1906, Holzschnitt, Kirchner Museum Davos).
zVg

«Hier zeigen wir 200 seiner grafischen Werke», erzählt Katharina Beisiegel, Direktorin und Kuratorin bei einem Rundgang durch die Ausstellung. «Dabei ist das nur die Spitze des Eisberges.» Das Kirchner Museum sei in Besitz von rund 2000 Drucken Ernst Ludwig Kirchners und hüte damit einen wahren Schatz. «Es war eine wesentliche Komponente seines künstlerischen Schaffens und ist von herausragender Bedeutung für die Kunst der Moderne.» Je ein Raum der aktuellen Ausstellung ist einer der Drucktechniken gewidmet, mit der Kirchner gearbeitet hatte. Für jede Technik wurde ein Erklärvideo hergestellt, das den Vorgang beschreibt. «Wie sollen unsere Besuchenden die Arbeiten überhaupt ästimieren können, wenn sie die dahinter stehende Handwerkskunst nicht kennen?», begründet Beisiegel. So füllt das Kirchner Museum gleichzeitig die oft gehörten, aber doch weitgehend unbekannten Begriffe Lithografie, Radierung und Holzschnitt mit Informationen. Mit diesem Wissen im Gepäck erscheinen die oft auch mehrfarbig gestalteten Drucke unter einem ganz neuen Licht. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen diese Videos dann auch auf der Webseite des Museums zur Verfügung stehen.

Hommage an den Handwerker

In der Ausstellung stellt sich Kirchner als grosser Experimentator heraus, der Grenzen auslotete und neue Erfindungen machte. Dabei zeigt er auch grosse Detailversessenheit und hervorragendes handwerkliches Können. Man kommt nicht umhin, neue Bewunderung für einen meisterlichen Handwerker zu entwickeln, der seine Arbeit oft unter schwierigen Umständen selber ausführte. «Oft hatte er keine Druckerpresse zur Verfügung und machte alles selbst und von Hand.» Andererseits gab ihm diese eigene Arbeit die vollständige Kontrolle über das Endresultat und ermöglichte eben genau jene Versuche, die Fortschritt brachten.

Entwicklung verfolgen

Spannend zu sehen ist ausserdem, wie sich Kirchner intensiv mit einem Thema beschäftigte, sich ihm auf verschiedene Weise annäherte und es in unterschiedlichen Techniken ausarbeitete. Dabei wird sein gesamtes Schaffen abgedeckt. Gezeigt werden die ersten Gehversuche, noch im Jugendstil verhaftet, die Experimente mit dem Impressionismus und die Reifung des Künstlers zum Expressionisten in der Künstlervereinigung «Brücke». Vertreten sind schliesslich auch die zahlreichen, in Davos entstandenen Werke, die ganz zum Schluss flächige, geometrische Züge annehmen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Holzschnitten, für die Kirchner ein besonderes Faible hatte. «Kirchner faszinierte das Grobe des Holzes, verbunden mit seiner Sinnlichkeit.»

Zwei Räume der Ausstellung, widmen sich Kirchners Gebrauchsgrafik. «Uns ist kein besseres Wort eingefallen», kommentiert Beisiegel. Dabei umschreibt es sehr genau, wozu diese Grafiken dienten: Es waren Illustrationen für Plakate, Karten, Kataloge oder Bücher. Oft waren es Hinweise und Anpreisungen in eigener Sache. Sie zeigen aber eindrücklich den Reifungsprozess einer Arbeit von der ersten Skizze über die verschiedenen Entwürfe bis zum abschliessenden Produkt.

Meilensteine der Kunstgeschichte

«Der Weg vom Bild im Kopf zum endgültigen Werk braucht sehr viel Imagination und Können», fällt Beisiegel zu diesem Ausstellungsteil ein. Bei den Buchillus-trationen liegen die entsprechenden Bücher, wo möglich, auf und ermöglichen, die Arbeiten in ihrem Kontext und ihrer Zeit zu würdigen. «Seine expressive, direkte und unmittelbare Ausdruckskraft sowie seine innovativen Produktions-methoden haben dazu beigetragen, dass Kirchners Grafiken heute als Meilensteine der Kunstgeschichte gelten», heisst es denn auch im Ausstellungsbeschrieb.

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