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«Lawinenpatrouille» als Magnet

Das erste «Alpine Literatur- und Filmfestival Davos» im Kulturplatz vom vergangenen Wochenende ging in der Vielzahl der alternativen Möglichkeiten fast unter. Dennoch sehen die Organisatoren Potenzial für die Veranstaltung.

Barbara
Gassler
29.07.23 - 16:16 Uhr
Kultur
Andri Perl und Franco Item sehen mit dem Literatur- und Filmfestival Grosses auf Davos zukommen.
Andri Perl und Franco Item sehen mit dem Literatur- und Filmfestival Grosses auf Davos zukommen.
bg

Am meisten Aufmerksamkeit erregt habe wohl die 50 Jahre alte TV-Serie «Lawinenpatrouille», sagt Andri Perl, Mitinitiant und Moderator am Festival. «Viele hatten an der Produktion 1973 noch selber mitgewirkt oder erkannten auf den Bildern alte Bekannte und Gebäude.» Im Workshop «Biografisches Schreiben» hielten sich Einheimische und Zugereiste ungefähr die Waage. Sie bekamen von der Germanistin Claudia Frey-Heim und der Autorin Marianne Erne Handwerkszeug vermittelt, das es ihnen ermöglichen soll, Erinnerungen niederzuschreiben. «Wo fange ich an, wie ordne ich das Ganze, wie finde ich Ideen», waren wichtige Themen. Zu Papier gebracht wurden dann Kindheitserinnerungen, besondere Erlebnisse und Antworten auf die wichtige Frage der Enkel: «Wie war das, als du jung warst?» Die dabei entstandenen Texte durften die Kursteilnehmerinnen am Sonntag dann vor Publikum vorlesen. Eine Auswahl davon wird ausserdem in loser Folge in der DZ abgedruckt werden.

Grosse Namen

Lesungen waren ein wichtiger Teil des Literaturfestivals. Es durfte dabei mit namhaften Autoren aufwarten. Am Samstag stellte Arno Camenisch im Zwiegespräch mit Andri Perl Ausschnitte aus seinem Werk vor. Mit Texten aus ihren Büchern zugegen waren auch die Gewinnerin des Schweizer Buchpreises 2021, Martina Clavadetscher, sowie die Jungautorin Noëlle Gogniat. Am Sonntag war es die Geschäftsführerin des Kulturplatzes, Eike Riga, die Andri Perl durch die Lesung aus seinem neuesten Buch begleitete, während dieser anschliessend die Bestseller-Autorin Romina Casagrande zu ihren Texten befragte.

Im Anschluss an die Vorführung des Films «Haute Route» vertiefte Claudia Frey-Heim im Gespräch mit dem Produzenten Frank Senn die Entstehungsgeschichte des Streifens.
Im Anschluss an die Vorführung des Films «Haute Route» vertiefte Claudia Frey-Heim im Gespräch mit dem Produzenten Frank Senn die Entstehungsgeschichte des Streifens.
bg

Grosse Filme auf grosser Leinwand

Mit zwei wichtigen Filmen warteten die Abende auf. Am Samstag wurde zum ersten Mal an einem Festival «Todesfalle Haute Route» von Frank Senn gezeigt. Darin werden die Ereignisse nachgezeichnet, die vor fünf Jahren auf der bekannten Tour von Chamonix nach Zermatt zum Tod von sieben Tourengängern führten. Den Abschluss machte am Sonntag der Film «The Wall of Shadows» der polnischen Bergsteigerin Eliza Kubarska über eine Sherpa-Familie und ihrem Ringen zwischen Tradition und Zukunft.

Unbedingt weitermachen

«Es war ein rasch und unkompliziert organisierter Anlass, der das Potenzial für Weiteres aufzeigte», sind sich die Initianten Franco Item und Andri Perl anschliessend einig. «Er muss unbedingt weitergeführt werden.» Wichtig sei dabei der Bezug zu den Bergen, zum Alpinen, den sie mit den gezeigten Filmen aufgenommen hätten. Und für Literatur biete sich Davos geradezu an, denn schliesslich sei es durchaus eine Literaturstadt. Dazu passt, dass nächstes Jahr das Erscheinen im Jahr 1924 von Thomas Manns «Der Zauberberg» – der Davoser Roman schlechthin – gefeiert werden soll. Dem will sich das von der Stiftung Schweizerische Text Akademie finanzierte «Alpine Literatur- und Filmfestival Davos» anschliessen. Ausserdem soll nächstes Jahr dessen Literaturinstitut Zauberberg eröffnet werden, das als Talentschmiede für angehende Autorinnen und Autoren dienen wird. «Das Interesse für das Festival war da», beobachtet Andri Perl und folgert: «Es braucht noch etwas Anstrengung. Doch der gute Mix mit verschiedenen Disziplinen macht es schliesslich aus».

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