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Bekannte Unbekannte

Vergangene Woche hatte der Verein Heimatmuseum Davos zur Generalversammlung ein­geladen, die mit einem spannenden Vortrag zur Honigbiene endete.

Barbara
Gassler
05.03.23 - 16:37 Uhr
Kultur
Geschenke für Wädi Weber, der aus dem Vorstand ausscheidet, und Vorstandsmitglied Helene Elmer, Trägerin des Landwasserpreises 2022. Übergeben wurden sie von Präsident Christian Kaufmann.
Geschenke für Wädi Weber, der aus dem Vorstand ausscheidet, und Vorstandsmitglied Helene Elmer, Trägerin des Landwasserpreises 2022. Übergeben wurden sie von Präsident Christian Kaufmann.
bg

Der Verein Heimatmuseum führt mit dem an der Mühlestrasse befindlichen Heimatmuseum ein kleines Unternehmen mit zehn Mitarbeitenden und realisiert übers Jahr zahlreiche Angebote für die Öffentlichkeit. Gut 800 Besucher und Besucherinnen fanden 2022 den Weg ins Museum. Fast 300 Schulkinder waren im Rahmen des Projektes «Schule und Museum» da, gut 500 besuchten die Sonderausstellung «vom Glück vergessen». Für die Offenhaltung des Museums wurden 655 Stunden aufgewendet, und der Vorstand leistete gut 1700 Stunden mehrheitlich ehrenamtliche Arbeit. An der GV wird jeweils Bilanz gezogen und bei den Mitgliedern die Zustimmung für die Arbeit des Vorstandes abgeholt. Ein wichtiges Thema ist dabei immer die Vergrösserung des Mitgliederbestandes und natürlich die Finanzen. Beim Ersteren gab es keine grossen Fluktuationen, beim zweiten sieht die Situation momentan noch gut aus. Doch das jährliche Defizit – knapp 50 000 Franken müssen jährlich für das Grosse Jenatschhaus, dem Sitz des Heimatmuseums, aufgewendet werden – macht es absehbar, dass der Verein mittelfristig in Geldnöte kommt. Entsprechend lautet der Schlachtruf von Präsident Christian Kaufmann: «Die Ausgaben senken, die Einnahmen steigern.» Trotzdem bewilligte die Versammlung noch den budgetierten Verlust von gut 80 000 Franken.

Heini Heusser leiht dem Heimatmuseum seine Expertise für die kommende Sonderausstellung.
Heini Heusser leiht dem Heimatmuseum seine Expertise für die kommende Sonderausstellung.
bg

Landwirtschaftliches Nutztier

Vom kantonalen Bienenkommissär Heini Heusser, der dem Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT) unterstellt ist, erhielten die Anwesenden anschliessend spannende Einblicke in das Leben der Honigbiene. Ihr wird im kommenden Sommer eine Sonderausstellung gewidmet sein, und auch ein Volk der fleissigen Honigsammlerinnen wird ihr Heim beim Heimatmuseum haben. Die Bienen würden als landwirtschaftliche Nutztiere gelten, weshalb er als Verantwortlicher für Bienengesundheit in Graubünden und Glarus an das ALT rapportiere, erklärte Heusser einleitend und hub an zu berichten: «Im Winter schlafen die Bienen nicht, sondern heizen durch Vibrieren ihrer Muskeln». Dabei würden sie den Stock, in dem sie dicht gedrängt sässen, bis auf 40 Grad aufheizen, um die Temperatur anschliessend wieder bis auf 15 Grad absinken zu lassen. Doch nicht mehr lange: Mit der wärmer werdenden Frühjahrssonne fliegen die Sammlerinnen aus und stärken sich an den Pollen und dem Nektar der ersten Frühblüher. In unserer Gegend sind das vor allem Krokus und Weiden. «Dabei sind die Bienen vor allem für die Hirsche wichtig», ergänzte Heusser seine Ausführungen. Auf die verständnislosen Reaktionen im Raum erklärte er mit einem spitzbübischen Lächeln, dass auch das Schalenwild im Frühjahr mit Vorliebe Krokusblüten fresse. «Bestäubte Blüten bilden ein Enzym, das den Hirschen bei der Verdauung hilft.» Aha. Wie hatte der Bienenexperte doch einleitend zu seinem Vortrag gesagt: «Wenn ihr am Schluss wisst, dass ihr über Bienen nichts wisst, habe ich es richtig gemacht.» Dabei wusste er doch so viel zu erzählen über das Leben im Bienenstock. «Bei der Drohnenschlacht werden die männ­lichen Bienen ausgehungert und brutal aus dem Stock geworden.» – «Wachs wird von den Bienen ausgeschwitzt und ist ursprünglich rein weiss.» – «Die Honigbiene ist als einziges Insekt blüten­beständig. Das heisst, sie erntet alle gleichartigen Blüten ab, bevor sie sich einer neuen Futterquelle zuwendet. Das macht sie für die Bestäubung so effektiv.» Doch er wusste auch eindringlich über die Gefahren zu berichten, denen die Insekten heute ausgesetzt sind. «Eigentlich dachte man, mit Neonicotinoiden gebeizter Mais könne Bienen nichts an­haben. Von wegen. Sie tranken von Guttationstropfen, und 2002 verendeten in der deutschen Rheinebene deswegen 12 000 Völker.» Das beste, was man Bienen tun könne, sei, Naturwiesen zuzulassen und Honiggläser vor dem Gang zur Sammelstelle auszuspülen, ermunterte er. «Vor allem importierter Honig kann Sporen der gefährlichen Faulbrut enthalten, den die Bienen über das Naschen in die Stöcke tragen.»

Noch viel mehr kann ab dem Mühletag am Sonntag, 17. Juni, im Heimatmuseum in der Sonderausstellung «Honig- und Wildbienen» erfahren werden.

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