×

Fasnächtler finden die Lösung für den FC Rapperswil-Jona

Beim Fasnachtsauftakt im Rapperswiler «Rathaus» erklärt der Präsident des FC Rapperswil-Jona, wie er die Beleuchtung im Grünfeld verstärken will. Der Ansturm der feierwütigen Fasnächtler ist aussergewöhnlich.

Südostschweiz
13.11.17 - 05:59 Uhr
Kultur
Musik fährt ein: Die Schlosshüüler-Gugge bringt kräftige Sounds ins «Rathaus».
Die Fasnacht ist eingeläutet.

Fasnachtsbeginn am Rapperswiler Hauptplatz: Im Treppenhaus des Restaurants «Rathaus» ists am Samstag laut und eng. Immer mehr Fasnächtler trudeln ein zur Generalversammlung der Schellegoggi-Zunft. Es ist kurz nach 10 Uhr morgens. Manche Besucher wirken, als wären sie eben erst aus dem Bett gekrochen, aber die Zeit tickt während der fünften Jahreszeit bekanntlich ein wenig anders.

Aussergewöhnlicher Andrang

Sicher ist, dass der Andrang der Fasnächtler sogar die Schellegoggi-Zünfter überrumpelt. Was möglicherweise daran liege, dass der 11.11. heuer an einem Samstag sei, meint Urs Ingold, Schellegoggi-Präsident. Jedenfalls dauert es, bis im grossen Saal des «Rathaus» alle 120 Gäste endlich einen Platz gefunden haben.

Aber schliesslich ists so weit. Punkt 11.11 Uhr dringt ein Trompetenstoss durch den Saal, und die Schlosshüüler-Guggenmusiker spielen auf. Pauken- und Blechbläser-Klänge dröhnen durchs Haus – und die sitzende Menge schaukel sogleich mit. «Gebt bitte ‘Sorg’ zu diesem Planeten, es ist der einzige, auf dem es Bier hat. Prost», begrüsst Ingold die Gäste.

Er sei langsam in einem Alter, in dem seine Kollegen bloss noch über Krankheiten sprechen wollten, fährt Ingold fort. «Dabei trinken sie neuerdings bloss Kaffee statt Bier. Das ist aber gut fürs Vorspiel beim Sex, denn nach zehn Tassen Kaffee zittern die Finger wunderbar.»

Ingold macht klar, dass er seinerseits dem Bier als Lieblingsgetränk treu bleiben werde. «37 Flaschen Bier decken schliesslich die täglich benötigte Menge an Vitamin C.»

Nach mehreren Einlagen der Guggenmusiker und einigen weiteren Bierchen fragt Ingold seine Gäste, wieso ältere Ehemänner im Bett weniger Lust hätten. «Vielleicht liegts an den älteren Frauen.»

Nach den eindeutig zweideutigen Witzen und einigen Seitenhieben auf den amtierenden Stadtrat präsentiert Ingold schliesslich das Motto der diesjährigen Fasnachtsplakette: «FC Pizza Connection Rapperswil-Jona».

Die Lösung fürs Stadion Grünfeld

Damit begrüsst Ingold den Ehrengast Rocco Delli Colli. «Rocco spielt als Präsident des FC Rapperswil-Jona und Inhaber der Dieci-Restaurantkette bekanntlich eine Doppelrolle», so Ingold. Umso gespannter sei er auf dessen Antworten. Die erste Frage an Delli Colli bezieht sich aufs Gründfeldstadion. «Der Schweizer Fussballverband verlangt nach eurem Aufstieg in die Challenge League eine stärkere Scheinwerferanlage. Was plant ihr jetzt?» Er habe mit dem Verband gesprochen und eine Lösung gefunden, verkündet Delli Colli: «Wir spielen von jetzt an nur noch bei Vollmond. So erreichen wir die geforderte Lichtstärke sicher.»

Ingolds nächste Frage lautet, wie es mit dem Joner «Kreuz» weitergehe, nachdem Delli Collis Gruppe das Restaurant übernommen hat. «Gibts beim Schüblig-Bankett in Zukunft ausschliesslich Pizza?» Delli Colli kann die Fasnächtler beruhigen. Natürlich gebe es Schüblig, «aber auf Wunsch servieren wir jederzeit auch Pizza.»

Zuletzt möchte Ingold wissen, wann der FC Rapperswil-Jona in die Super League aufsteigen werde. «Da müssen wir sicher noch ein paar Vollmonde abwarten.» Delli Collis Auftritt kommt bei den Anwesenden gut an. Bescheiden und leise bedankt er sich bei Ingold. In einer ruhigen Minute meint Delli Colli später, dass er im Grunde kein begabter Fasnächtler sei. «Ich habe es ein paar Mal probiert, aber es klappte nicht so gut.» Ganz anders wirkt der Auftritt des SVP-Teilzeitstadtrats Kurt Kälin nach dem obligaten Schüblig und Kartoffelsalat.

Für einen Stadtrat im Nebenamt sei die Einladung zur Fasnacht eine besondere Ehre. «Insbesondere weil heuer der Eindruck entstanden ist, dass nur noch der Stadtpräsident zu Wort kommt», so Kälin.

Regierung ist wie die Verdauung

«Nach vier Wahlgängen zum Stadtrat ist in der Politik jetzt endlich wieder Ruhe eingekehrt.» So könnte es sein, dass damit auch das eine oder andere Sprachrohr gestopft wurde.

Kälin nimmt in seiner Rede kein Blatt vor den Mund. So erklärt er den Fasnächtlern die Parallelen zwischen einer Regierung und der menschlichen Verdauung: «Solange sie gut funktionieren, bemerkt man beide nicht.» Auch zum Budget der Stadt hat Kälin einen Spruch auf Lager. Nach dem Stadtpräsidenten nehme nun auch die Stadtverwaltung zu. Schliesslich erhält Kälin als Präsent ein Bierfass überreicht – für die Schlosshüüler das Zeichen für ein weiteres Ständchen. Es wird an diesem Fasnachtsauftakt noch lange nicht ihr letztes sein.

Nach dem Stadt-präsidenten nehme nun auch die Stadtverwaltung zu, konstatiert Stadtrat Kurt Kälin.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR