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Zu Besuch beim Lawinenhund – dem Arbeitstier

Vor Kurzem fand im Gebiet der Weissen Arena eine Lawinenhundeprüfung statt – zu Besuch im Vorbereitungstraining auf grünem Grund bei Ivo Paganini und seinem Hund Aspen.

Bündner Woche
28.02.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Ein starkes Team: Ivo Paganini und sein Hund Aspen.
Ein starkes Team: Ivo Paganini und sein Hund Aspen.
Cindy Ziegler

von Cindy Ziegler

Lawinenhund Aspen rennt über die grüne Wiese. Wie der Blitz folgt er der Anweisung seines Herrchens Ivo Paganini. Die lange Lawinensonde in dessen Hand weist dem schwarzen Labrador den Weg. Mit einem kurzen Befehl bestimmt der Taminser, wenn sein Hund zurückrennen soll. Auch das passiert postwendend. Aspen sprintet an Ivo Paganini vorbei und rennt ans andere Ende des mit farbigen Fähnchen ausgesteckten Feldes. Es ist ein intensives Training. Aber eines, das von Erfolg gekrönt ist. Stolz bringt der Hund den Ball, den sein Herrchen zuvor im Gras versteckte. Es ist Mittwochnachmittag, ein paar Tage vor der Lawinenhundeprüfung in der Weissen Arena, bei der auch Aspen starten wird. Er ist unter den ersten fünf der Qualifikationsliste rangiert und gehört damit zu den besten Lawinensporthunden der Schweiz.

Das erzählt Ivo Paganini nicht ohne Stolz eine halbe Stunde später am heimischen Esstisch. Aspen legt sich währenddessen darunter. Er ist der dritte Hund von Ivo und Carmen Paganini, der Lawinenhund ist. Wobei Aspen der erste von ihnen ist, der das Suchen in Lawinen nur als Sport macht. «Es gibt einen Unterschied zwischen richtigen Lawinenhunden und Lawinensporthunden», erklärt Ivo Paganini, Rettungssanitäter und Hundetrainer. Früher wurde er mit seinen Hunden aufgeboten, wenn irgendwo in der Nähe eine Lawine abging. Dann musste es immer sehr schnell gehen. Der Helikopter holte Hund und Herrchen vor der Haustür ab und brachte sie, gemeinsam mit mindestens einem anderen Gespann, an den Ort des Geschehens.

Simuliert: Aspen und Ivo Paganini trainieren die Suche nach von einer Lawine Verschütteten auf der grünen Wiese.
Simuliert: Aspen und Ivo Paganini trainieren die Suche nach von einer Lawine Verschütteten auf der grünen Wiese.
Bild Cindy Ziegler

Aspen ist noch nie Helikopter geflogen. Aber was sein Können angeht, steht Aspen seinen Vorgängern in nichts nach. Auch er würde verschüttete Menschen finden, wahrscheinlich sogar sehr schnell. Denn wenn ein Adjektiv den schwarzen Hund am besten beschreibt, dann dieses. Schnell. «Aspen ist ein Arbeitstier. Es gibt nichts, was er lieber tut, als etwas zu suchen. Für ihn ist das ein Spiel», erklärt Ivo Paganini. Seine Frau Carmen, die dazu gesessen ist und die Leidenschaft teilt, nickt. «Das grösste Kompliment, was uns einmal ein Wertungsrichter an einem Wettbewerb machte, war, dass er meinte, Aspen arbeite immer mit einem Lächeln», sagt sie und streichelt über das glänzende Fell. So als ob der Hund verstanden hätte, dass über ihn gesprochen wird, legt er den Kopf auf den Schoss seines Frauchens.

Fiebrig erwartet das Ehepaar das Wochenende und den bevorstehenden Wettbewerb. Nach zwei wegen Schneemangel abgesagten Prüfungen, geht es nun, kurz vor der Schweizer Meisterschaft, um alles. In der Weissen Arena ob Flims wird Aspen of Hunting Castle in der Kategorie Lawinenhund 3 starten. Von 300 möglichen Punkten kommt Aspen derzeit auf ein Total von 284 Punkten, der Schnitt aus seinen zwei besten Resultaten.

Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von viel Training. «Wir trainieren zweimal die Woche, das ganze Jahr hindurch. Wie bei einem menschlichen Wintersportler. Auch der muss sich das ganze Jahr über fit halten, um dann in der Saison Bestleistungen zu zeigen», erklärt Ivo Paganini. Und so ist Aspen eigentlich Polysportler. Neben Lawinenhund ist er auch mehrfacher Dummy-Champion. In dieser Hundesportart, die aus dem Jagdtraining stammt, suchen die Hunde ein 500 Gramm schweres Wurfgeschoss in unterschiedlichstem Gelände. Stolz zeigt das Ehepaar Paganini auf eine Wand im Wohnzimmer. Auf extra dafür gefertigten Regalbrettern liegen Dummys in verschiedenen Farben. Es sind Aspens Pokale.

Ein Arbeitstier: Aspen wartet gespannt auf einen Befehl von seinem Herrchen.
Ein Arbeitstier: Aspen wartet gespannt auf einen Befehl von seinem Herrchen.
Bild Cindy Ziegler

Unbeeindruckt legt sich der Hund in sein Nestchen darunter. Kaum aber steht Ivo Paganini auf, ist auch Aspen wieder hellwach. Wir begeben uns gedanklich noch mal aufs ausgesteckte Feld. Auf den Lawinenkegel auf der grünen Wiese. Die Prüfungsdisziplinen der Lawinenhunde unterscheiden sich zwischen Grob- und Feinsuche. Bei ersterer muss der Hund innerhalb einer bestimmten Zeit nach zwei verschütteten Personen suchen und diese anzeigen. Dabei wird dem Hundeführer, der Hundeführerin die Unfallsituation geschildert. Es gilt, die richtigen Fragen zu stellen. Und dann ist der Hund an der Reihe. Bei der Feinsuche, die unmittelbar nach der Grobsuche stattfindet, muss der Hund innerhalb von zehn Minuten eine markierte Fläche systematisch nach einem vergrabenen Rucksack absuchen.

Die Regeln sind streng, schnell gibt es Punkteabzug. «Beim letzten Mal haben wir ein bisschen Punkte verloren. Aspen war zu selbstständig bei der Suche», erklärt Ivo Paganini und lacht. Wie könnte er dem Hund böse sein, wenn er seinen Vorgängern in der Suche nach Verschütteten in nichts nachsteht. «Er hat alles richtig gemacht», sagt das Herrchen. Es ist der Stolz, der aus ihm spricht.

Ergebnisse:

Es hat geschneit am Wochenende der Prüfung. Und so mussten zwischen den beiden Wettkampftagen am Samstag und am Sonntag auf der Alp Nagens die Felder nochmals präpariert werden. Die Bilder vom Wochenende erzählen Erfolgsgeschichten. Und auch Ivo Paganini ist im Grossen und Ganzen zufrieden. Ein bisschen Kritik gibt es an seiner eigenen Leistung. «Am Samstag habe ich einen dummen Fehler gemacht und sechs Punkte verloren. Ich habe mich bei Aspen entschuldigt», schreibt er. Von 300 möglichen Punkten holten die Beiden am Samstag in der Weissen Arena 283 Punkte.

In der Qualifikation für die Schweizer Meisterschaft liegen Aspen und Ivo Paganini damit nun auf Rang 5. Vor ihnen sind Stefan Steiner mit Rhian, Jürg Battaglia mit Larson, Brigitte Kaiser mit Only sowie Titelverteidigerin Sonja Sonderer mit Yuna platziert. Die Chance auf einen Sieg eines Bündner Teams ist indes gross. Alle Hundeführerinnen und -führer sowie ihre Tiere bis und mit Ivo Paganini uns Aspen kommen aus Graubünden. An der Schweizer Meisterschaft im Berner Oberland in zwei Wochen haben sie jedoch keinen Heimvorteil.

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