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Mehr als ein Augenblick für einen Augenblick

Wenn der TV-Kommentator neben dem Rennen auf die wunderschöne Kulisse der ÖKK Bike Revolution in Davos hinweisen kann, ist das dem Einsatz der Menschen von «Live Motion» zu verdanken.

Barbara
Gassler
16.07.23 - 16:51 Uhr
Ereignisse
In einem mit Technik vollgestopften Wagen laufen alle Fäden zusammen. Rechts Produzent Raffael Huber.
In einem mit Technik vollgestopften Wagen laufen alle Fäden zusammen. Rechts Produzent Raffael Huber.
bg

Ob das Kameraauge einfach fest auf den Zieleinlauf gerichtet ist. Ob es die spektakulären Abfahrten oder die kräftezehrenden Aufstiege einfängt. Ob es vom Lenker einer Athletin aus auf das Hinterrad der Vorderfrau schaut oder ob es von oben auf die Fahrer blickt: Im Hintergrund solcher Augenblicke steht immer eine minutiöse Vorbereitung und ein ganz grosser Einsatz an Mensch und Material. «Wir waren da draussen mit 18 Kameras unterwegs», erzählt Raffael Huber, Produzent und Projektleiter für «Live Motion». Das junge Unternehmen ist innerhalb der ÖKK-Rennserie für die bewegten Bilder zuständig. Für Huber begann der Anlass schon Wochen vorher, als er sich das Gelände ein erstes Mal anschaute. Dabei entschied er, welche Kamera, wo eingesetzt wird, schrieb anschliessend ein Konzept und erstellte die Packliste des benötigten Materials. Am Donnerstag vor dem Rennwochenende kam er mit vier Leuten nach Davos, um die Infrastruktur aufzubauen. Kameras wurden platziert, Kabel gelegt, Strom- und Internetverbindungen hergestellt und getestet. «In Davos sind die Voraussetzungen gut», lobt Huber. «Das lokale OK baute die Kamerapodeste und räumte einen eventuell störenden Ast aus dem Weg.» Dank der in den Lichtmasten integrierten Glasfaserkabel hätten sie für die Bildübermittlung nur wenige Kabel – es sind dennoch etwa zwei Kilometer – verlegen müssen, fährt er fort. Das ist wichtig, weil am Renntag die Bilder live an verschiedene TV-Stationen gesendet und im Internet gestreamt wurden.

Das Team mit Reporterin Anna und Kameramann Pascal macht Aufnahmen mit den Bikestars.
Das Team mit Reporterin Anna und Kameramann Pascal macht Aufnahmen mit den Bikestars.
bg

Langwierige Vorbereitung

Am Freitag schloss sich der Regisseur dem Team an und rekognoszierte die Strecke. Dort gab es fest installierte Kameras, die einfach einen bestimmten Winkel einfingen oder manuell bedient wurden. Die Spezialität der aus dem OL-Spitzensport stammenden «Live Motion»-Macher und ihrer Leute sind jedoch bewegliche Kameras. «Wir haben Kameraleute, die es schaffen, mit den Athleten mitzusprinten und ihnen so besonders nahezukommen.» Andere Kameras sind an den Lenkern der Rennfahrenden befestigt und zeigen das Geschehen aus deren Sicht. «Hier in Davos waren das die Botschafterin der Destination, Sina Frei, und Weltmeister Nino Schurter.» Darüber, wer die Kamera erhält, entscheidet auch das Material. «An Nino Schurters Lenker zum Beispiel sind die Kameras nur sehr schwierig zu befestigen», beschreibt Huber. Während der Rennen waren auch mehrere Video-Drohnen in der Luft, eine davon flog streckenweise sehr nahe mit den Fahrern mit. «Deren Pilot ist mit einer Videobrille ausgerüstet und nimmt nur sein virtuelles Bild war. Darum muss er immer von einer Person begleitet werden, die ihm das Umfeld schildert. Nur so kann er sich rechtzeitig auf das sich nähernde Feld einstellen.» Eine weitere Kamera fuhr auf einem die Athleten begleitenden E-Bike mit. Bezüglich Technik bedeuten diese beweglichen Kameras jeweils eine besondere Herausforderung. «Die ganze dazugehörige Ausrüstung von den Akkus über die Übermittlungstechnik bis zu den vielen Speicherkarten muss alles im Rucksack mitgetragen werden.»

Die Renntage

Am Samstag wuchs das Team auf neun Personen an. Während die Vorrennen im Gange waren, wurden Inhalte vorproduziert oder Aufnahmen gemacht, die später für einen Rückblick auf die vergangen und Ausblick auf kommende Rennen verwendet werden. Um diese zusätzlichen Bilder zu verarbeiten, sass ein Mitarbeiter anschliessend noch etwa drei weitere Tage am Computer. «Viele Anmoderationen und Interviews mit den Rennbeteiligten wurden bereits am Samstag vorbereitet», beschreibt Huber. Denn am Sonntag habe es dafür keine Zeit mehr gegeben. «Live Motion» ist für diese seit dem Anfang der Rennserie tätig. «Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, und in Davos konnten wir am Abend sogar noch eine Runde joggen gehen», ist Huber zufrieden. «Ganz anders als am Anfang, als 16-Stunden-Tage die Regel waren.»

Am Sonntag, dem eigentlichen Renntag, explodierte dann die Zahl der an der Produktion beteiligten Mitarbeitenden auf rund 25. Beim Regisseur im Technik­wagen liefen die Bilder aller 18 Kameras zusammen, währenddessen Huber die Rennen beobachtete und Anweisungen an die Regie weitergab. «So gelingt es uns, den Zuschauenden ein abwechslungsreiches Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln mit vielen Bildwechseln zeigen zu können», sagt der Produzent. Mit dazu gehört die direkte Leitung zur Zeitmessung. «Wir verwenden deren Zahlen, um Grafiken zu erstellen, die unserem Publikum durch Ana­lysen des Rennverlaufs einen Mehrwert bieten.»

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