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Schadensumme noch unklar

Der Bergsturz im Bergell hat viele Gebäude zerstört, wie Luftaufnahmen zeigen. Felssturz und Murgang zerstörten auch Felder und Weidegebiet, Strassen und Wege. Wie hoch die Schäden wirklich sind, wird erst klar, wenn Schadenexperten das Gebiet betreten dürfen.

Agentur
sda
25.08.17 - 16:04 Uhr
Ereignisse
Wer sein Haus, Stall oder Maiensäss verloren, dem bezahlt die Gebäudeversicherung die Rechnung für den Wiederaufbau.
Wer sein Haus, Stall oder Maiensäss verloren, dem bezahlt die Gebäudeversicherung die Rechnung für den Wiederaufbau.
KEYSTONE

Noch könne man die Höhe der Schäden nicht abschätzen, sagte der Direktor der kantonalen Gebäudeversicherung Graubünden, Markus Feltscher, am Freitagauf Anfrage.

Es sei offen, wann die Schadenexperten der Versicherungen im Katastrophengebiet ihre Arbeit aufnehmen können. Nach Angaben der Kantonspolizei Graubünden konnten am Freitag nur einige Bewohner aus dem evakuierten Bondo in ihre Häuser zurückkehren. Ins eigentliche Murgebiet hatten nur Rettungskräfte Zutritt, wo sie nach den acht Wanderern suchten, die seit dem Bergsturz vom Donnerstag vermisst werden.

Erinnerungen kommen hoch

Feltscher war 2011 Gemeindepräsident von Felsberg, als beim Dorf mitten in einer Sommernacht 300'000 Kubikmeter Gestein ins Tal donnerten. Der Felssturz damals kam nicht unerwartet – «und es kam niemand zu Schaden», sagte Feltscher. Gebäude könne man ersetzen, Menschen nicht.

«Wir sind ein alpiner Kanton. Da gehören Steinschläge und Lawinen dazu. Schäden an Gebäuden kann man reparieren und zerstörte Gebäude wieder aufbauen. Dafür ist die Gebäudeversicherung da», sagte deren Direktor.

Wiederaufbau sichergestellt

«Zweck einer Gebäudeversicherung ist es, dass niemand durch einen Brand oder ein Naturereignis mit einem grossen Schaden an seinem Heim und Hof auch noch seine Existenz verliert.» Deshalb seien die Gebäude zum Neuwert versichert.

Dies bedeutet für die Leute in Bondo: Wer sein Haus, Stall oder Maiensäss verloren, wessen Keller voller Schlamm und Geröll ist, wessen elektrische Anlagen zerstört oder Mauern beschädigt wurden, dem bezahlt die Gebäudeversicherung die Rechnung für den Wiederaufbau.

Ein zerstörtes Maiensäss kann so neu aufgebaut werden. JAber wir bezahlen nur den gleichwertigen Wiederaufbau desselben, das heisst ein Gebäude mit gleichen Ausmassen und gleichem Ausbaustandard», sagte Feltscher.

Kanton deckt Schäden an Kulturen

Bei der Instandstellung der zerstörten Gärten, Felder und Weiden hilft der Kanton. Die sogenannte Elementarschadenkasse deckt auf Antrag 70 Prozent der Schäden an privaten Grundstücken und Kulturen und deren Erschliessung, wie Feltscher erklärte. Die Anträge bearbeitet im Auftrag des Kantons die Gebäudeversicherung.

Weitere 20 Prozent steuert der Fondssuisse, der Schweizerische Elementarschädenfonds, bei. Aus diesen Fonds erhalten aber nicht alle eine Entschädigung: Vermögende und solche mit hohen Einkommen gehen leer aus.

Auch die Sachversicherer sind in und um Bondo in den Startlöchern: In den verschütteten Gebäuden kam auch der Hausrat - Möbel, Haushaltsgeräte, Kleider, Spielzeug – zu Schaden. Zu Bruch gingen auch etliche Autos oder die Maschinen und Lager in Betrieben.

Caritas deckt den Rest

Wer nicht genügend versichert ist nach dem Bergsturz am Pizzo Cengalo, dem hilft die Caritas Schweiz. Sie stehe bereit, in sozialen Härtefällen einzuspringen, teilte das Hilfswerk am Freitag mit.

Die Hilfe erfolge in Ergänzung zu den Leistungen von Versicherungen, Elementarschädenfonds oder Subventionen. Die Übernahme von Restkosten sei möglich zugunsten von Einzelpersonen, Kleinbetrieben, Korporationen und finanzschwachen Gemeinden, heisst es in der Mitteilung von Caritas. Die Organisation ist nach eigenen Angaben deswegen bereits in Kontakt mit den Behörden.

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