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Diebstahl aus Fahrzeugen: Bündner Autobesitzer sind selten betroffen – die Fälle häufen sich aber

Während der Sommerferien steigt die Zahl der Diebstähle aus Fahrzeugen. Obwohl die Fallzahlen zunehmen, sind Bündner Autobesitzer im schweizweiten Vergleich eher selten betroffen.

Stefan
Schmid
20.06.23 - 13:46 Uhr
Blaulicht
Und schon ist der Laptop weg: Immer wieder kommt es vor, dass das Auto geknackt oder die Scheibe eingeschlagen wird – am häufigsten passiert dies im Kanton Genf, wie eine Auswertung des Versicherungsunternehmens Axa zeigt.
Und schon ist der Laptop weg: Immer wieder kommt es vor, dass das Auto geknackt oder die Scheibe eingeschlagen wird – am häufigsten passiert dies im Kanton Genf, wie eine Auswertung des Versicherungsunternehmens Axa zeigt.
Bild Dominic Favre / Keystone

Langfinger, die sich an abgestellten Fahrzeugen zu schaffen machen, bevorzugen offenbar ganz bestimmte Fahrzeuge, und sie sind in bestimmten Kantonen besonders aktiv. Dies zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Versicherers Axa. Dieser verzeichnete im vergangenen Jahr rund 4000 Diebstähle aus Fahrzeugen, wodurch den Axa-Kunden im Durchschnitt 1800 Franken pro Fall erstattet wurden. 

Einer von 200 Autolenkern in der Schweiz sei jährlich von einem Diebstahl aus Fahrzeugen betroffen, schreibt die Axa. In den Sommerferien seien die Langfinger besonders aktiv. Gemäss der Schadenstatistik des Versicherers werden im Juli jeweils ein Viertel mehr Autos ausgeräumt als in einem Durchschnittsmonat. Zudem liegen die Monate August und Oktober deutlich über dem Durchschnitt. Patrick Villiger, Leiter Schaden Motorfahrzeuge bei der Axa, führt dies laut Medienmitteilung darauf zurück, dass Schweizerinnen und Schweizer in den Sommermonaten vermehrt im Ausland unterwegs sind. Ein Fünftel der gemeldeten Diebstähle aus Fahrzeugen ereignen sich denn auch im Ausland: über 70 Prozent davon in Italien und Frankreich, wie die Axa-Statistik weiter zeigt. Beides Länder notabene, welche Schweizer gerne und oft mit dem Auto bereisen.

Diebstähle aus Fahrzeuge: Genf ist ein besonders heisses Pflaster

Der Grossteil der gemeldeten Schadenfälle ereignet sich allerdings in der Schweiz. Und hier liegt der Kanton Genf an der «Spitze». Versicherte aus Genf melden der Axa prozentual am häufigsten aus dem Auto entwendete Gegenstände: Jede 67. Person ist demnach jährlich davon betroffen, was einer Quote von 1,5 Prozent entspricht. Besonders gefährdet sind Laptops, Handys oder Geld in Fahrzeugen zudem im Kanton Waadt (0,87 Prozent), Neuenburg (0,73 Prozent) sowie im Tessin (0,71 Prozent). Die Axa führt diese kantonalen Unterschiede auf die Grenznähe zu Frankreich und Italien zurück. Die Einwohnerinnen und Einwohner der erwähnten Kantone seien häufiger in diesen «risikoreichen Ländern» unterwegs, schreibt die Axa. Zudem würden sich organisierte Banden, welche ihr Diebesgut ins Ausland schafften, häufiger in Grenzregionen aufhalten, wird Villiger in der Axa-Mitteilung zitiert.

Der Kanton Genf verzeichnet mit Abstand die meisten Diebstähle aus Fahrzeugen, wie die Statistik des Versicherers Axa zeigt. Die Quote (Schadenfälle pro Versicherte) liegt bei 1,5 Prozent.
Der Kanton Genf verzeichnet mit Abstand die meisten Diebstähle aus Fahrzeugen, wie die Statistik des Versicherers Axa zeigt. Die Quote (Schadenfälle pro Versicherte) liegt bei 1,5 Prozent.
Bild Axa

Am wenigsten Diebstähle pro Anzahl Versicherte verzeichnet Axa in den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Uri und Obwalden. Aber auch in Graubünden mit einer Quote der Schadenfälle pro Versicherte von 0,23 Prozent sind Diebstähle aus Fahrzeugen vergleichsweise sehr selten – zumindest laut der Axa-Statistik. Das Risiko für die Bevölkerung ist rund zehnmal kleiner als in Genf. 

Kantonspolizei: Eine starke Zunahme der Fälle in Graubünden

Zu den konkreten Axa-Zahlen zum Kanton Graubünden kann sich die Kantonspolizei Graubünden auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» nicht äussern. Klar ist laut Sprecherin Anita Senti allerdings, dass in der polizeilichen Kriminalstatistik im Lauf der vergangenen Jahre eine deutliche Zunahme von Diebstählen aus Fahrzeugen verzeichnet wurde. Waren es im Jahr 2020 noch insgesamt 148 Fälle in Graubünden, stieg diese Zahl 2021 auf 226 Fälle und im vergangenen Jahr sogar auf 281 Fälle. Betroffen sei hauptsächlich die Stadt Chur mit ihrem Einzugsgebiet, so Senti. Aufgrund der Täterermittlungen habe die Zunahme von Diebstählen aus Fahrzeugen klar der Beschaffungskriminalität zugeordnet werden können. «Es handelt sich dabei um Einheimische, die sich mit dem Diebesgut ihre Betäubungsmittelsucht finanzieren», so Senti.

«Es handelt sich bei den Tätern um Einheimische, die sich mit dem Diebesgut ihre Betäubungsmittelsucht finanzieren.»

Anita Senti, Sprecherin bei der Kantonspolizei Graubünden

Das sollten Autobesitzer beachten

Schweizweit stellt Axa im Gegensatz zu den Bündner Zahlen fest, dass die Zahl der Fälle im langjährigen Vergleich tendenziell abnimmt, die durchschnittliche Schadenhöhe dagegen steigt. Meistens hätten es die Täterinnen und Täter auf Wertgegenstände, Taschen und Portemonnaies abgesehen.  «Es sollten daher keine Wertsachen im Auto liegen – sicherlich nicht sichtbar, aber auch nicht im Handschuhfach oder Kofferraum», empfiehlt Villiger von der Axa. «Schliessen Sie ihr Fahrzeug immer ab, sei es über Nacht im Freien oder in einer Sammeltiefgarage oder am Tag, auch wenn Sie nur kurz eine Besorgung machen», rät Anita Senti von der Kantonspolizei Graubünden. Ebenfalls hilft es laut Villiger, das Fahrzeug an Orten zu parkieren, die stark frequentiert oder überwacht sind. Kommt es trotzdem zu einem Diebstahl, heisst das Credo laut Senti: «Achten Sie auf den Spurenschutz und fassen Sie nichts an, wenn Ihr Auto durchwühlt wurde.»

Die Versicherung deckt den Schaden eines Diebstahls aus einem Fahrzeug übrigens nur dann, wenn die entwendeten Gegenstände im Fahrzeug eingeschlossen oder mit diesem fest verbunden waren. Für Cabriolets bedeutet dies laut Villiger, dass das Dach zu sein muss oder dass sich Gegenstände in abgeschlossenen Fächern befinden müssen. 

Alfa Romeo bei Langfingern besonders beliebt

Was in der Axa-Statistik ebenfalls auffällt: Diebe scheinen bei Diebstählen aus Fahrzeugen gewisse Automarken zu bevorzugen. So ist das Risiko für Diebstahl bei den Marken Alfa Romeo, Smart und Land Rover am grössten. Die Quote der Schadenfälle pro Versicherte liegt bei 0,8 Prozent. Autos der Marken Suzuki und Subaru bleiben hingegen mehrheitlich verschont (Quote: 0,2 Prozent). Auch bei Skoda, Mazda und Kia sind Diebstähle aus Fahrzeugen mit einer Quote von 0,3 Prozent eher selten. Für die Gründe für die Unterschiede zwischen den einzelnen Automarken hat Axa keine Erklärung. (red)

Stefan Schmid ist Ressortleiter Wirtschaft für sämtliche Kanäle der Medienfamilie.

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