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Berner Obergericht verhandelt Mord-Urteil gegen Boxerin

Im Mord-Prozess vor dem Berner Obergericht hat der Verteidiger der Angeklagten, einer ehemaligen Boxweltmeisterin, am Montag einen Freispruch gefordert. Die Staatsanwaltschaft verlangte eine Freiheitsstrafe von 18,5 Jahren.

Agentur
sda
19.02.24 - 18:09 Uhr
Blaulicht
Am Berner Obergericht muss sich ab heute eine 37-jährige Ex-Profiboxerin verantworten. (Archivbild)
Am Berner Obergericht muss sich ab heute eine 37-jährige Ex-Profiboxerin verantworten. (Archivbild)
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Die 37-jährige Frau soll im Jahr 2020 ihren Mann in Interlaken erschlagen haben. Die Staatsanwaltschaft ging mit dem beantragten Strafmass über die in erster Instanz verhängte Freiheitsstrafe von 16 Jahren hinaus. Die Staatsanwaltschaft zerpflückte die Argumente der Verteidigung.

Es gebe keine Hinweise auf eine Dritttäterschaft, dies sei im Rahmen der Ermittlungen eingehend abgeklärt worden. Die Beziehung der Angeklagten mit ihrem Gatten habe sich stark verschlechtert. Er habe sie abgewiesen und das Paar habe auch nicht mehr zusammen gewohnt.

Das habe der stolzen, dominanten Frau stark zugesetzt. Sie habe über einen Schlüssel zur Wohnung ihres Mannes verfügt. Die Angeklagte habe die Balkontüre geöffnet, um einen Einbruch vorzutäuschen.

Verteidiger will Freispruch

Der Verteidiger sagte, die Indizien seien nicht ausreichend, vielmehr könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine andere Täterschaft das Opfer umgebracht habe. Er führte zugunsten seiner Klientin zahlreiche entlastende Elemente ins Feld.

So habe sie zur Tatzeit an Schulter- und Ellenbogenproblemen gelitten und sei krank geschrieben gewesen. Sie hätte die nötigen Schläge gar nicht ausführen können.

Das Mordopfer habe notorische Unordnung mit seinen Schlüsseln gehabt. Es sei also nicht klar, wer ausser seiner Klientin noch einen Schlüssel zur Wohnung des Opfers hatte. Ausserdem habe das Opfer die Balkontüre bisweilen offen gelassen.

Urteil der ersten Instanz: 16 Jahre

Das Regionalgericht in Thun hatte die Frau in erster Instanz im Dezember 2022 nach einem Indizienprozess wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 16 Jahren verurteilt. Sie soll ihren Gatten, einen Interlakner Wirt, im Oktober 2020 umgebracht haben.

Die Beschuldigte hatte 2018 den Championtitel des weltgrössten Boxverbandes erobert, der World Boxing Association (WBA). Sie betrieb in Interlaken einen Boxkeller. Das Berner Obergericht will sein Urteil am kommenden Freitag verkünden.

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