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«Gute Pflege muss gepflegt werden»

«Der Tag erinnert uns an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale. [...] Ihr Wirken trug dazu bei, dass sich die Krankenpflege zu einem gesellschaftlich geachteten und anerkannten Beruf entwickelte.»

Barbara
Gassler
12.05.23 - 11:46 Uhr
Leben & Freizeit
Flurin Karth weist Livia Milojevic in das Messen des Blutdrucks ein.
Flurin Karth weist Livia Milojevic in das Messen des Blutdrucks ein.
bg

So steht es auf einem Kärtchen, das alle Pflegenden am Spital Davos am 12. Mai zum internationalen Tag der Pflege zusammen mit einer kleinen Aufmerksamkeit überreicht erhalten. Das Wichtigste steht am Schluss «Gute Pflege muss gepflegt werden». Die Initiatorinnen der Aktion sind Bea Heeb, Leitung Pflege, und ihre Stellvertreterin und Ausbildungsverantwortliche Bernadette Felix. Sie haben zusammen an die 70 Jahre Pflegeerfahrung. Die Frage, ob sie mit dem heutigen Wissen den Beruf wieder wählen würden, löst einige Mutmassungen über andere mögliche Berufswege aus, begleitet von Reminiszenzen über alte Zeiten. Sie münden aber schliesslich übereinstimmend in der Feststellung: «Wahrscheinlich wäre ich wieder in der Pflege gelandet.»

Moderner Beruf

Was macht sie denn aus, die Pflegeberufe? Die Antworten sind einigermassen überraschend. Von kreativen Teamspielern ist die Rede, von Ressourcenförderung, Beobachtung und ganz viel medizinischem Fachwissen. Und die Menschen? «Man muss Menschen mögen», lachen die ­beiden Pflegeverantwortlichen. So selbstverständlich ist für sie diese Grundvoraussetzung für den Beruf. Allerdings: «Natürlich ist der Umgang mit allen möglichen Charakteren, Kulturen und Situationen nicht immer einfach und manchmal auch anstrengend», sagt Heeb. «Es ist aber immer spannend und nirgends erfährt man so viel Dankbarkeit wie in der Pflege.»

Dank an die Pflegenden

Genau darum, aber mit umgekehrten Vorzeichen geht es am 12. Mai. «Wir ­wollen auf die Pflegeberufe aufmerksam machen und unseren Pflegenden ein Dankeschön aussprechen», erklärt Felix. Pflegen bedeute schon lange nicht mehr, einfach nur Nachttöpfe zu leeren und «s’Füdli» zu putzen. «Klar, auch solche Sachen sind nach wie vor dabei, doch hat sich die Pflege heute zu einem vielseitigen und interessanten Beruf gewandelt.» Das unterstreicht auch Flurin Karth, der als diplomierter Pflegefachmann am Spital Davos tätig ist. Er zählt die zahlreichen Fachgebiete von der Anästhesie- oder Intensivpflege bis zur Pädiatrie oder ­Onkologie auf, die eine Spezialisierung ermöglichen. «Ich interessiere mich für Medizin und ihre Möglichkeiten generell und mag das Abwechslungsreiche und Dynamische an meinem Beruf», sagt er ausserdem. «Von einem Moment zum nächsten kann es sehr hektisch werden, wenn zum Beispiel ein Notfall eintritt oder alles gleichzeitig kommt», erklärt Heeb die Aussage.

Kommen gerne zurück

Im Normalfall arbeiten die Pflegenden aber am Patientenbett, wechseln die ­Wäsche, helfen bei der Körperpflege und verabreichen Medikamente. «Im Bereich der Ressourcenförderung zeigt sich deutlich, wie stark sich der Beruf auch in den letzten Jahrzehnten verändert hat», ergänzt Felix. «Heute dürfen und sollen wir uns die Zeit nehmen, die Patienten selber machen zu lassen und sie zu ermächtigen, ihre Selbstständigkeit Stück für Stück ­zurückzuerobern.» Als Fachleute würden sie aber beurteilen können, was möglich ist und was nicht. «Überhaupt sind unsere Beobachtungen und Wahrnehmungen heute sehr viel wichtiger.» Nach wie vor liege die Verantwortung zwar beim ärzt­lichen Personal, doch mit den Pflegenden gehe man heute mehrheitlich auf Augenhöhe um, ergänzt Heeb.

Das mit der Zeit ist aber so eine Sache. Wegen des Pflegenotstandes könne man sich kaum mehr mit den Patienten ab­geben, heisst es oft. Nicht so am Spital Davos. «Viele unserer Saisonniers berichten, wie schön es hier im Vergleich mit anderen Häusern sei», erzählt Heeb. Entsprechend hätten sie regelmässig Rückkehrer und im Moment ausreichend ­Bewerbungen. All das kümmert Livia ­Milojevic, Fachfrau Gesundheit im ersten Lehrjahr, noch nicht. «Ich helfe gerne», sagt sie, zu ihrer Berufswahl befragt.

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