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Weihnachten rund um die Welt

Fondue chinoise und ein sorgfältig geschmückter Christbaum in der Schweiz, Glögg und Reime in Schweden, vier Wochen feiern auf den Philippinen: So wird das Weihnachtsfest in verschiedenen Ländern gefeiert.

Südostschweiz
24.12.21 - 11:35 Uhr
Leben & Freizeit
Viel Licht, viel Glanz: An Weihnachten wird kaum irgendwo an Dekoration gespart.
Viel Licht, viel Glanz: An Weihnachten wird kaum irgendwo an Dekoration gespart.
Bild Pexels

Weihnachten: Das Fest in Erinnerung an die Geburt von Jesus Christus. Neben Ostern das wichtigste Fest im Christentum. Hierzulande bedeutet das meist ein mit Kugeln, Kerzen und Sternen festlich dekorierter Tannenbaum in der Stube, ein Zusammenkommen der ganzen Familie, feines Essen – z.B. Fondue Chinoise oder ein Braten –, Geschenke, Weihnachtsmusik oder gar gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern. Wie aber wird Weihnachten in anderen Ländern gefeiert?

Glögg und Reime in Schweden

Mit dem ersten Advent beginnt auch in Schweden die Weihnachtszeit. Der 13. Dezember ist dabei der wichtigste Tag: Das Luciafest wird gefeiert. Dann steht Schweden im Zeichen der Lichterkönigin Lucia. Der Tag vor Heiligabend, der 23. Dezember, wird als «Lilla Julafton» (kleiner Weihnachtsabend) für die letzten Weihnachtsvorbereitungen, z.B. zum Backen, Kochen und das Schmücken des Weihnachtsbaums, genutzt.

Bestandteile des schwedischen Weihnachtsessens – «Julbord» genannt – sind unter anderem der traditionelle «Julskinka» (Weihnachtsschinken), marinierter Hering, Kartoffeln, «Kötbullar» (Fleischbällchen), Rotkohl und Stockfisch. Zu trinken gibt es Glögg, den schwedischen Glühwein. Als Dessert wird oft «Risgrynsgröt», Reisbrei mit Himbeermarmelade oder etwas Zimt, serviert.

Die Besonderheit: Die Schweden leben an Weihnachten mit den «Julklappsrim» (Weihnachtsreimen) ihre poetische Ader aus. Mindestens seit dem 18. Jahrhundert gibt es in Schweden die Tradition, zu den Geschenken einen persönlichen Reim vorzutragen oder dazuzulegen. Wer zum Beispiel eine Lampe verschenkt, könnte folgenden «Julklappsrim» dazu vortragen: «När mörkret sveper kring ditt hus, behövs det något som sprider ljus.» Was in etwa folgendermassen übersetzt werden könnte: «Wenn sich die Dunkelheit um Dein Haus legt, brauchtst Du etwas, das Licht verbreitet.»

Aber nicht nur künstliches Licht bringt die dunklen schwedischen Wintertage zum Leuchten. Bei günstigen Wetter- und Lichtverhältnissen – also in langen, kalten und wolkenlosen Nächten – sorgen Polarlichter für natürliche Weihnachtsbeleuchtung. 

Eine Art natürliche Weihnachtsbeleuchtung: In langen, kalten, wolkenlosen Nächten bringen Polarlichter den Himmel über Schweden zum Leuchten.
Eine Art natürliche Weihnachtsbeleuchtung: In langen, kalten, wolkenlosen Nächten bringen Polarlichter den Himmel über Schweden zum Leuchten.
Bild Pexels

Viel Ausdauer auf den Philippinen

Auf den Philippinen beginnen die Weihnachtsfeierlichkeiten mit dem ersten Monat, der auf -ber endet: im September. Die katholischen Philippinos leben von September bis Anfang Januar ihren Farben- und Kitschrausch im Namen der Weihnachtsfeier aus: In Kirchen, Restaurants, Einkaufs- und Privathäusern funkelt und glitzert es um die Wette. Plastik-Tannenbäume, Lichtergirlanden und Krippen leuchten in allerlei Farben. Als eines der wichtigsten Dekorationselemente gelten die Parolés, die Laternen in Form von Sternen. An mehreren Prozessionen werden diese Laternen, die an den Stern von Betlehem erinnern, durch die Orte getragen. An speziellen Weihnachtsparties trifft man sich mit Freunden, singt Weihnachtsschlager und schlemmt herzhaft.

Das offizielle Weihnachtsfest beginnt am 16. Dezember mit einer Frühmesse. Bis zum 25. Dezember gibt es von nun an jeden Tag eine Frühmesse. Als Höhepunkt wird der 24. Dezember, die «Noche Buena», mit einem grossen Festessen nach der Weihnachtsmesse gefeiert. Die Kinder dürfen am 25. Dezember frühmorgens mit ihren neuen Kleidern zur letzten Frühmesse, um ihr Weihnachtsgeld und ihre Geschenke bei den Verwandten abzuholen.

Erinnern an den Stern von Bethlehem: Die Parolés, die Laternen in Form von Sternen.
Erinnern an den Stern von Bethlehem: Die Parolés, die Laternen in Form von Sternen.
Bild Pixabay

Wie Maria und Josef in Mexiko

Auch in Mexiko geht es am Weihnachtsfest laut und fröhlich zu, und auch hier sind die Tage vor Weihnachten beinahe die wichtigsten. Vom 16. Dezember bis an Heiligabend wird die «Posada» (Unterkunft) gefeiert. Ein Weihnachtsbrauch, bei dem sich zwei Personen als Maria und Josef verkleiden und an die Haustüren klopfen, um Einlass zu erhalten. Die beiden werden zweimal abgewiesen, weil die Herberge angeblich voll sei. Danach werden sie und die Gäste ins Haus gelassen, und die Fiesta Mexicana kann beginnen. Dazu gibt es «Buñuelos» (süsse Krapfen) und «Ponche», einen Fruchtpunsch für die Kinder. Die Erwachsenen kriegen «Ponche con Piquete», also Fruchtpunsch mit einem Schuss Tequila. Es wird gesungen und getanzt, und am nächsten Tag wird die «Posada» von einer anderen Familie veranstaltet. 

Für die Kinder wichtig sind die «Piñatas». Das sind aus Karton gefertigte, mit Krepppapier umwickelte Figuren, die mit Früchten, Nüssen und Süssigkeiten gefüllt sind. Sie werden aufgehängt und müssen mit verbundenen Augen zerschlagen werden, um an den Inhalt zu kommen. 

Der Heiligabend wird schliesslich meist in der Grossfamilie gefeiert. Nach der Mitternachtsmesse dürfen die Kinder dann meist die Geschenke auspacken.

Treffsicher? Wer an die Süssigkeiten in der Piñata, einer aus Karton gefertigten und dekorierten Figur, kommen will, muss diese mit geschlossenen Augen zerschlagen.
Treffsicher? Wer an die Süssigkeiten in der Piñata, einer aus Karton gefertigten und dekorierten Figur, kommen will, muss diese mit geschlossenen Augen zerschlagen.
Bild Pexels

Warten bis im neuen Jahr in Russland

Während die erwähnten südlichen Länder nicht früh genug mit dem Feiern beginnen können, wartet Russland mit dem Weihnachtsfest bis im neuen Jahr. Heiligabend, in Russland «Sochelnik» genannt, wird am 6. Januar gefeiert. Der im ganzen Land wichtigste Gottesdienst wird in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gefeiert. Er beginnt um 23 Uhr, dauert rund drei Stunden und wird landesweit im Fernsehen übertragen. Am 7. Januar besuchen die Gläubigen am Morgen nochmals die Kirche. Danach wird das Weihnachtsfest im Kreis der Familie gefeiert. 

Das Weihnachtsfest findet in Russland nicht am 25. Dezember statt, weil die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche am alten julianischen Kalender festhalten. Nach diesem Kalender wird die Geburt Christi erst am 6. und 7. Januar gefeiert. 

Die Geschenke aber werden an Neujahr verteilt. Dieses Ritual hängt mit der Oktoberrevolution 1917 zusammen. Nach dieser Revolution – unter der Führung Lenins von der kommunistischen Bolschewiki durchgeführt – wurden religiöse Bräuche verboten. Erst 1935 durften die Menschen wieder Tannenbäume in ihre Häuser oder Wohnungen stellen und schmücken. Allerdings nicht an Weihnachten, sondern zum Neujahrsfest. Zusammen mit dem Christbaum wurden auch andere Weihnachtsrituale nach und nach auf Neujahr verschoben. Die Geschenke werden in Russland nicht vom Christkind bzw. dem Weihnachtsmann, sondern von Väterchen Frost, dem russischen Pendant, gebracht.

Gläubige der russisch-orthodoxen Kirche halten in den 40 Tagen vor Weihnachten eine strenge Fastenzeit.

Goldener Glanz: Sowohl die Basilius-Kathedrale wie auch der Tannenbaum sorgen in Moskau für weihnachtliche Stimmung.
Goldener Glanz: Sowohl die Basilius-Kathedrale wie auch der Tannenbaum sorgen in Moskau für weihnachtliche Stimmung.
Bild Pexels

In Ghana werden Hebammen geehrt

Im Ghana, im Westen Afrikas, beginnen die Weihnachtsvorbereitungen am ersten Adventswochenende, wenn Haus und Hof festlich geschmückt werden. Sind es bei uns Tannen, die dekoriert werden, sind es in Ghana Mango, Guaven- oder Cashewbäume. Gleichzeitig beginnt die Kakaoernte, die an Weihnachten endet und bei den Bauern und ihren Familien Anlass für ein rauschendes Fest gibt. 

Weil die religiöse Botschaft und das Zusammenkommen mit der Familie im Fokus steht, machen viele Unternehmen ab 20. Dezember Betriebsferien. So können ihre Mitarbeitenden zu ihren Familien aufs Land fahren. Dort feiern die Gemeinden am 24. Dezember mit Gesang, Tanz und Trommelmusik eine mehrere Stunden dauernde Christmesse. Damit Gott jeden einzelnen auch versteht, singt jede und jeder in der Sprache seiner Ethnie. Am Weihnachtsmorgen gibt’s wiederum eine Messe, bevor sich Familie und Freunde treffen und Geschenke austauschen. Zum Essen gibt es «Jollof-Reis», scharf gewürtzten Reis, Ziegen- oder Hühnerfleisch, Okraschoteneintopf, eine Paste aus Yamswurzel und Früchte. 

Als besondere ghanaische Weihnachtstradition gilt die Ehrung von Hebammen. Sie geht auf eine Legende der Hebamme Anna zurück, die bei der Geburt von Jesus in Bethlehem geholfen haben soll, indem sie ihn vor einem missgünstigen Judäer-König beschützte. Ihre Geschichte wird an Weihnachten in Ghana erzählt.

Voller Energie: In Ghana wird eine stundenlange Christmesse mit Tanz und Gesang gefeiert.
Voller Energie: In Ghana wird eine stundenlange Christmesse mit Tanz und Gesang gefeiert.
Bild Pixabay
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