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Sind die Tage des Kulturschuppens gezählt?

Die Rhätische Bahn plant in Klosters eine Neugestaltung des gesamten Bahnhofsgeländes. Darin befindet sich auch der Kulturschuppen. Bedeutet dies das Aus für die Klosterser Kulturstätte?

Conradin
Liesch
08.04.22 - 07:00 Uhr
Leben & Freizeit
Im Kulturschuppen Klosters finden jährlich rund 140 √eranstaltungen statt.
Im Kulturschuppen Klosters finden jährlich rund 140 √eranstaltungen statt.
KZ

Bereits vor ein paar Jahren wurde vom damaligen Gemeindevorstand bekannt gegeben, dass ein derartiges Projekt angedacht sei. Seither hat man davon allerdings nichts mehr gehört.

Geplanter Umbau des Foyers

Eigentlich plante die Kulturgesellschaft Klosters als Betreiberin des Kulturschuppens, diesen aufzufrischen: Geplant war eine Vergrösserung des Foyers, um dieses für das Publikum und als Treffpunkt attraktiver zu machen. Dies hätte aber eine Bestätigung des Mietverhältnisses auf die kommenden Jahre bedingt. Es ist ja kaum anzunehmen, dass eine halbe Million Franken in einen Umbau gesteckt wird, wenn das Gebäude in der Folge abgerissen wird.

Nachdem die RhB erklärte, dem Kulturschuppen den bisher selber genutzten Lagerraum ebenfalls zu vermieten, hat sich im August 2021 die Kulturgesellschaft um eine Verlängerung des Mietverhältnisses bei der RhB bemüht, wurde jedoch immer wieder vertröstet. Im September 2021 wurde bei der Gemeinde ein Gesuch um finanzielle Unterstützung für den Kulturschuppen-Umbau gestellt, es hiess aber, wegen möglicher Veränderungen rund um den Bahnhof werde das Gesuch nicht behandelt. Wie weit die Rhätische Bahn die Planungen bereits an die Hand genommen hat, wurde der «Klosterser Zeitung» leider nicht beantwortet.

Gemeindevorstand Vinci Carrillo erklärte gegenüber der «Klosterser Zeitung» ergänzend: «Die RhB hat vor längerer Zeit ihr Interesse signalisiert, die eigene Parzelle weiterzuentwickeln. Seitdem hat sich nichts mehr getan und ich kann diesbezüglich keinen aktuelleren Stand, auch zum Kulturschuppen, vermelden.» Allerdings liess der Gemeindepräsident gegenüber der Kulturgesellschaft verlauten, dass es eine Planungsvereinbarung zwischen Gemeinde und der RhB gebe.

Klosterser Kulturleben steht auf dem Spiel

Der Kulturschuppen Klosters ist seit seiner Eröffnung 2002 nicht nur für das 1989 gegründete «Cinema 89» zum Zuhause geworden: Rund 140 Veranstaltungen jährlich, Konzerte, Lesungen, Theater- und Kabarettvorführungen können von einer ausgezeichneten Infrastruktur profitieren. Die Gesamtinvestitionen betragen über eine Million Franken. Die erfahrene Leitung des Kulturschuppens versteht ihr Handwerk, basiert aber vorwiegend auf Freiwilligenarbeit der ehrenamtlichen Vorstände, Mitarbeitenden und Helfer.

Hier sieht Hans Peter Kocher, Präsident der Kulturgesellschaft Klosters, auch eines der grössten Probleme, die bei einem Abriss des Kulturschuppens auftauchen: «Sollte uns die Gemeinde nicht schon im Vorfeld einen geeigneten Nachfolgeplatz vermitteln oder zur Verfügung stellen, damit wir einen nahtlosen Übergang gewährleisten könnten, würde der Kulturbetrieb ruhen. Dies hätte zur Folge, dass sich viele der Freiwilligen zurückzögen.» Ob diese dann nach ein paar Jahren wieder zur Verfügung stehen, ist unwahrscheinlich.

Zum Vergleich: Der Betrieb des Kulturplatzes Davos, dessen Umbau bereits drei Millionen Franken kostete, schlägt mit einem jährlichen Aufwand von rund 500 000 Franken zu Buche, inklusive 200 Stellenprozenten. Das ist ein Vielfaches der 30 000 Franken, welche der Kulturschuppen die Gemeinde kostet.

Generalversammlung am Samstag, 9. April

An der Generalversammlung der Kulturgesellschaft Klosters vom Samstag, 9. April, 18 Uhr, im Kulturschuppen, soll darüber orientiert werden. Voraussichtlich sind auch Vertreter der Gemeinde und der RhB anwesend.

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