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Immer noch der Alte – oder doch nicht?

Den Namen Arno del Curto braucht man wohl kaum genauer vorzustellen. Vergangene Woche stattete die HCD-Trainerlegende Davos wieder einen Besuch ab, und zwar einen ganz besonderen: Das Steigenberger Grandhotel Belvédère lud zu einem kurzweiligen Gespräch zwischen ihm und Moderator Frank Baumann.

Andri
Dürst
16.09.22 - 11:39 Uhr
Leben & Freizeit
Arno del Curto und Frank Baumann: Ein Gesprächsduo, dem man gerne zuhörte.
Arno del Curto und Frank Baumann: Ein Gesprächsduo, dem man gerne zuhörte.
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«Stundenplan der Zerstreuung» – unter diesem schmucken Titel veranstaltete das Belvédère im Rahmen seines Sommerprogramms in den letzten Wochen diverse Veranstaltungen. Am vergangenen Freitag stand mit einer Gesprächsrunde zwischen Arno del Curto und Frank Baumann ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm. Grund für den Anlass war del Curtos Biografie «Mit Köpfchen durch die Wand», die letztes Jahr im Wörterseh-Verlag erschien und gleich zum Bestseller aufstieg.

Ein gutes Gesamtbild

Die Texte des Buches zu Papier gebracht hat eine Ghostwriterin: Franziska K. Müller. Sie durfte gleich zu Beginn der Veranstaltung bei Frank Baumann Platz nehmen. Dieser wollte von ihr wissen, wie denn die Zusammenarbeit mit dem mittlerweile 66-Jährigen entstanden sei und wie sich diese so gestaltete. Müller erklärte, dass sie bereits das Buch über den ehemaligen Belvédère-Direktor Ernst «Aschi» Wyrsch geschrieben und er den Kontakt zum einstigen HCD-Trainer vermittelt habe. Für sie sei das eine neue Erfahrung gewesen, denn: «Mein Eishockeywissen war praktisch gleich Null». Mit del Curto – er lebt mittlerweile in Lotzwil (BE) – habe sie dann die verschiedenen Themenbereiche festgelegt und das Buch in einer «intensiven und langen Zusammenarbeit» geschrieben. Was danach folgte: «Normalerweise wird so ein Buch in zwei bis drei Korrekturrunden zwischen Autor und Hauptperson finalisiert Bei diesem Werk brauchte es sieben Runden». Sie selbst sei stoisch geblieben. Müller anerkannte auch, dass del Curto hin und wieder in den sauren Apfel beissen musste. «Wir hatten aber nie Streit», betonte die Ghostwriterin. Mit dem Buch sei ein gutes Gesamtbild entstanden, in dem man etwas über Arno erfahre, der ja sonst sein Privatleben lange im Hintergrund hielt.

Vom kalten Wasser und anderen Drogen

So richtig «gluschtig», mehr über die Trainerlegende zu erfahren, lauschten die Anwesenden dann dem anschliessenden Gespräch. Baumann – ebenfalls kein Unbekannter – wusste mit seiner besonderen Art die eine oder andere Antwort aus del Curto herauszukitzeln. Manchmal etwas provokativ, aber dennoch kollegial. Sein Interviewpartner taute im Verlauf des Gesprächs immer mehr auf und plauderte von Frage zu Frage vermehrt aus dem Nähkästchen. Gleich zu Beginn wurde die Gesundheit zum Thema gemacht. Denn del Curto wollte nicht etwa Wasser mit Kohlensäure, sondern solches ohne Gas kredenzt bekommen. Auch wenn er manchmal ungesund esse, so schaue er auf seine Gesundheit, indem er eine ganz besondere Tätigkeit betreibt: «Ich gehe seit drei Jahren jeden Tag eisern im Fluss baden». Der Rekord sei eine Wassertemperatur von 1.9 Grad gewesen – entsprechend kurz war auch die Aufenthaltsdauer im eisigen Gewässer. Aber das Gute daran: «Ich hatte seither nie eine Erkältung oder Husten». Er fühle sich dadurch sehr gut. «Es ist wie eine Droge.» Ein Stichwort, das Baumann sogleich aufschnappte. Er wollte mehr zum Snuskonsum des gebürtigen St. Moritzers erfahren. Dieser erklärte, dass er seit einem Unfall 1994 «snust», denn damals habe er Schmerzen gehabt und empfand den Kautabak als wohltuend. Und zu einem Problem sei das bislang nicht geworden. «Der Zahnarzt sagt, es sei alles gut.»

Faszination Beethoven

Im Verlaufe des Interviews klapperte man allerlei Lebensstationen des Eishockeytrainers ab. Man erfuhr, ob er wirklich der Erfinder des Rock’n’Rolls in Graubünden war, woher sein «Busch-Englisch» kommt und ob sein «kaputter Haxe» im Alter von 21 Glück oder Segen war. Für viele Zuhörende am faszinierendsten war wohl aber die Geschichte von del Curtos Klavier-Crashkurs. Um der Mannschaft zu beweisen, dass man ein Ziel erreichen könne, wenn man nur fest daran arbeite, übte der Coach unter Mithilfe des damaligen Musiklehrers Curò Mani innert sechs Wochen Beethovens Mondscheinsonate ein. «Die Spieler mussten sehen, dass das, was er der da vorne sagt, auch durchzieht», blickte del Curto zurück. Und dann – dank Baumanns Überredungstalent – setzte er sich im Veranstaltungslokal dann tatsächlich ans Klavier und überraschte die Zuhörerschaft mit ein paar Klängen vom Flügel. Gezollt wurde ihm dieser Auftritt mit Applaus – ein schöner Abschluss eines unterhaltsamen Abends.

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