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«Es ist einfach geil»

Dienstagabend dieser Woche. Allmählich füllt sich das Eisstadion mit Matchbesuchern. Das Spiel HCD gegen Servette steht an. Doch das ist nicht, warum sich die Berichterstatterin der DZ ins Getümmel stützt. Seit bald zwei Jahren ist es das erste Spiel, das ohne Zertifikat oder Maske besucht werden kann.

Barbara
Gassler
25.02.22 - 06:41 Uhr
Leben & Freizeit
Im Fanblock lassen überdimensionierte Fahnen keinen Zweifel darüber wer hier zuhause ist.
Im Fanblock lassen überdimensionierte Fahnen keinen Zweifel darüber wer hier zuhause ist.
bg

Schon bei der ersten Begegnung noch vor den Türen zum Stadion wird der Berichterstatterin die Bedeutung des Moments klar gemacht. «Es ist einfach nur schön», sagt ein Matchbesucher, der seit dem Lockdown nie mehr kommen konnte. Ihm geht es offenbar wie vielen anderen, denn der Zuschaueraufmarsch ist für einen Dienstag-Match und gegen einen Gegner ohne grosse örtliche Fanbasis aussergewöhnlich. Markus Glarner, HCD-Medienverantwortlicher, berichtet von 4429 Zuschauern. «Dafür gibt es sicher drei Gründe», sagt er. «Es wurden sehr viele Einzeltickets verkauft. Das zeigt, dass viele Gäste in Davos sind.» Geholfen habe auch das unfreundliche Wetter. «Die Leute gehen einkaufen und überlegen sich Abendunterhaltungen.» Am meisten Einfluss habe aber sicher das Wegfallen von Zertifikats- und Maskenpflicht gehabt.

Remo Pinggera ist bei fast jedem Match dabei.
Remo Pinggera ist bei fast jedem Match dabei.
bg

Im Eisstadion trifft die Berichterstatterin auf Remo Pinggera, Fanverantwortlicher des HCD. In dieser Funktion ist er Verbindungsglied zwischen der Clubleitung und den Fanclubs. Nach den Geisterspielen, den Spielen mit Zertifikatspflicht und den «maskierten» Partien sei es nun einfach ein unglaubliches Glücksgefühl, «einfach wieder so» hier sein zu können. Gleichzeitig windet er «seinen» Fans einen grossen Kranz: «Sie gaben die Devise heraus ‹Hauptsache Spiel› und sorgten intern dafür, dass die Maske getragen wurde. Ich weiss von anderen Clubs, bei denen das praktisch nicht funktionierte.» Umgekehrt habe der Sicherheitsdienst des HCDs die Maskenpflicht bei allen Besuchern nicht nur kontrolliert, sondern auch durchgesetzt. «Niemand wollte zurück zu Geisterspielen.»

Treue Fans

Das Spiel hat inzwischen begonnen. Auf der Westtribünemit den Stehplätzen, wo sich die eingefleischten Fans besammelt haben, geht es mittlerweile laut zu. Die Pauke und gellende Pfiffe martern das Trommelfell, riesige, ständig in Bewegung gehaltene Fahnen versperren den hinten Stehenden immer wieder die Sicht, ein Einheizer animiert die Fans über ein Megafon. Diese machen begeistert mit. Singen, Klatschen und strecken im Takt die Fäuste in die Luft. Sie kennen ihre Einsätze, und die Tribüne erzittert unter ihren Luftsprüngen. Anastasia und Peter kamen und kommen zu jedem Spiel. Sie lassen sich von Ver- und Geboten nicht beeindrucken: «Man muss es sich gut machen», lachen sie und entschwinden im Laufschritt Richtung Toilette. Das kann sich der Pauker, er will Marco genannt werden, so nicht erlauben. «Was ich tue, ist nicht anerkannter Leistungssport», sagt er und erzählt, dass ihm unter der Maske schlicht die Luft gefehlt habe. Auch der Einpeitscher am Megafon ist glücklich. Er müsse nun nicht mehr alle fünf Minuten eine durchnässte Maske wechseln, lässt er ausrichten. Mit «Oben ohne» würden die Leute wiederkommen, ist man sich bei den Fans einig. Zu oft mussten sie in den vergangenen Monaten ihr Material im Depot lassen. «Bei so wenigen Leuten machte es einfach keinen Spass.»

Die Leute seien entspannter, berichten auch Dominique und Annina am Verpflegungsstand ein paar Schritte weiter. Nun würden sie die Gesichter wieder sehen und die Gefühle ablesen können, finden sie Positives an der neuen Situation.

Die Stimmung geht hoch im Stadion.
Die Stimmung geht hoch im Stadion.
bg

Entspannen beim Spiel

Derweil geraten zwei Spieler auf dem Eis handgreiflich aneinander und plötzlich ist das ganze Stadion auf den Beinen. Nach einem kurzen angespannten Moment setzt im Fanblock die Pauke wieder ein, zu den Chören werden HCD-Schals geschwenkt. Derweil halten am anderen Ende des Stadions die Servette Fans nach Möglichkeit dagegen. Doch ungleich dem Geschehen auf dem Eis sind sie eindeutig unterlegen. Gerade deren acht sind aus Genf angereist. So weit wäre sie während der Maskenpflicht nicht mehr gereist, erzählt Jessica. «Es ist unglaublich, sich nach zwei Jahren nun wieder bei einem Spiel austoben und entspannen zu können.» Die Zertifikatspflicht sei mühsam gewesen, und die Maske einschränkend. «So konnte man seine Leidenschaft nicht ausleben.»

Die Berichterstatterin verlässt das Stadion vor dem Schlusspfiff. Drinnen buht und pfeift es. Offenbar ist das Publikum mit einem Entscheid nicht einverstanden. Ein Match, so wie er sein soll.

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