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Engadiner bietet Flüchtenden sein Haus an

Die Solidarität mit den Flüchtenden aus der Ukraine ist gross. Privatpersonen in der ganzen Schweiz stellen ihr Zuhause zur Verfügung. Der Engadiner Marco Rominger bietet sogar ein ganzes Haus an.

03.03.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Hilfe für Menschen in Not: Flüchtende aus der Ukraine sind in Castasegna willkommen.
Hilfe für Menschen in Not: Flüchtende aus der Ukraine sind in Castasegna willkommen.
Bild Marco Rominger

Verzweifelte Mütter mit ihren Kindern, die auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine sind. Alte Leute, die nur das Notwendigste in ein paar Einkaufstaschen gepackt haben und irgendwo in einer Zwischenstation warten. Junge Menschen, die plötzlich keine Perspektive mehr sehen. Solche Bilder und Geschichten bewegen die Menschen seit einer Woche auf der ganzen Welt. Auch Marco Rominger ist zutiefst davon betroffen, was derzeit mit der ukrainischen Bevölkerung geschieht. Rominger stammt aus dem Engadin, lebt aber mit seiner Frau in einem Häuschen in Castasegna im Bergell. Hier besitzt er noch ein zweites, grosses Haus, welches er in den vergangenen Jahren renoviert hat. «Wir würden sehr gerne eine ukrainische Flüchtlingsfamilie aufnehmen», sagt Rominger. Das Haus sei gross mit sieben Betten, es sei möbliert inklusive Waschmaschine, und im Dorf lebe sogar eine ukrainische Frau, welche bei Sprachproblemen oder Alltagsfragen helfen könnte.  

Die Solidarität in der Schweiz und in Graubünden mit der Bevölkerung der Ukraine ist gross. Überall entstehen Hilfsprojekte, darunter auch in Südbünden. Doch gleich ein Haus gratis zur Verfügung zu stellen, ist aussergewöhnlich. «Ich sehe, wie viele Ferienwohnungen und Ferienhäuser im Engadin und in Südbünden die meiste Zeit des Jahres leer stehen. Unser Haus soll für Notleidende offen stehen», sagt Rominger.  

Damit steht er nicht alleine da. Die Schweizer Kampagnenorganisation Campax hat einen Aufruf gestartet, Flüchtende aus dem ukrainischen Kriegsgebiet für die Zeit der Not bei sich zu Hause aufzunehmen. Schon am ersten Tag der Aktion haben sich 4322 Schweizer und Schweizerinnen mit über 10'000 Betten bereit erklärt, diese Menschen aufzunehmen. Am Mittwoch waren es bereits 15'000 Betten.

Schweizweit grosses Mitgefühl

«Das sind überwältigende Zahlen, die zeigen, wie mitfühlend die Bevölkerung in unserem Land ist», sagt Campax-Geschäftsführer Andi Freimüller. Er könne sich gut vorstellen, dass die Zahl bis 50 000 steigt, sobald mehr Menschen in der Schweiz eintreffen. Schweizerinnen und Schweizer können sich auf www.campax.org für die Aktion registrieren und angeben, wie viele Menschen sie aufnehmen könnten, wenn die offiziellen, behördlichen Möglichkeiten nicht ausreichen würden. Auch die Dauer des Aufnahmeangebots kann angegeben werden. «Unsere Rolle ist klar subsidiär zu den staatlichen Mitteln zu verstehen», erklärt Freimüller. Er sei aber davon überzeugt, dass die bevorstehende Flüchtlingswelle aus der Ukraine mit keiner der bisherigen vergleichbar sein wird. «Es wird schnell einen Überlauf in den Bundesasylzentren geben», meint er. Campax stehe in Kontakt mit dem Staatssekretariat und mit den Kantonen, aber auch mit der Flüchtlingshilfe. 

Seit die Kampagne am Montag gestartet ist, hat Freimüller mit vielen Menschen gesprochen, die helfen wollen. Er erzählt vom alleinstehenden 90-Jährigen, der seine Wohnung teilen möchte, von Familien aus jeder Ecke im Land, die Menschen aufnehmen wollen. «Helfen hilft auch den Helfenden», meint Freimüller. Aktiv zu handeln, sei eine Möglichkeit, die Angst und das Gefühl der Ohnmacht zu kanalisieren.

Auch Rominger hofft, dass sein Angebot aus dem Bergell wirklich genutzt wird. Statt Feriengäste sollen jetzt Menschen in Not in seinem Haus sein dürfen. «Es ist grauenhaft zu sehen, was die Ukrainerinnen und Ukrainer gerade erleben müssen. Wir wollen wirklich helfen», sagt er. Sogar die Eier seiner Hühner würde er gerne täglich persönlich liefern, sollte tatsächlich eine Familie in sein Haus in Castasegna einziehen.  

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin.

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LIEBE FAMILIE ROMINGER,
VIELEN HERZLICHEN DANK,DASS SIE IHRE TÜREN ÖFFNEN FÜR MENSCHEN DIE IN GROSSER NOT SIND.SIE GEHEN MIT GUTEM BEISPIEL VORAN.ICH HOFFE ES WERDEN SICH NOCH MEHR BESITZER VON FREISTEHENDEN WOHNUNGEN FÜR EINE SOLCH GROSSZÜGIGE HANDLUNG ENTSCHEIDEN .LEER STEHENDE WOHNUNGEN HAT ES MEHR ALS GENUG IM ENGADIN. VON GUTEN TATEN WUNDERBAR GEBORGEN TREU UND STILL UMGEBEN WERDEN DIE FLÜCHTLINGE SICH BEI IHNEN AUFGEHOBEN FÜHLEN....VERGELTS GOTT IHNEN

Rita Cortesi

Meine Frau und ich haben ebenfalls in Celerina in unserer Wohnung ein Zimmer mit Bad angeboten. Haben uns direkt an die Flüchtlings Hilfe Schweiz gemeldet.
Ebenfalls freiwillig gemeldet für fahrdienste an die Ukrinische Grenze. Bis heute keine Anwort. Kann die Südostschweiz oder jemand ein Tipp geben an wen man sich wenden muss?
Kontakt; wlf69@gmx.ch

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